Schwalmstadt stellt Stadtmanager Nehrenberg vor
TREYSA. Seit dem 1. Juni 2018 hat die Stadt Schwalmstadt mit Achim Nehrenberg einen neuen Stadtmanager, nachdem die Stelle durch den Weggang von Alexander Dupont über ein Jahr vakant gewesen ist.
Die Stadt Schwalmstadt, so Bürgermeister Stefan Pinhard, hat bewusst einen Bewerber von außerhalb gesucht, der einen neutralen Blick mitbringt. Aus über 60 Bewerbern haben die Personalkommission und der Magistrat denjenigen herausgesucht, der den festgelegten Kriterien am ehesten entsprach.
Am Montagnachmittag wurde Nehrenberg vorgestellt. Er kommt aus dem Kreis Cochem-Zell in der Eifel, ist fünfzig Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Angefangen als Handwerker im Bereich Fernmeldetechnik, hat er sich später im Studium auf Marketing spezialisiert. Außer Tätigkeiten im Bereich Tourismus, hat er für Bundesliga-Fußballvereine Trainingscamps im Ausland und Grand Prix-Teilnahmen für das Team West McLaren organisiert.
Umgesehen, zugehört und Besonderheiten entdeckt
Er ist er in der Schwalm angekommen und dabei, ihre Schönheiten, Besonderheiten und Einzigartigkeiten kennenzulernen. Fasziniert ist er von den mehrstöckigen Fachwerkbauten und der sanft hügeligen Landschaft. Allein, zu Fuß oder mit dem Auto hat er sich die Stadt und die Ortsteile, aber auch Mittelzentren im Umkreis, wie Alsfeld, Fritzlar, Homberg und Melsungen angesehen. Gesprochen hat er mit den Ortsbeiräten, hier und da eingekauft und hat wahrgenommen, worauf die Menschen in ihrer Heimat am meisten stolz sind. Was ihm besonders gefällt? Die Architektur, zum Beispiel vom Rathaus, das Ensemble am Paradeplatz, die vielen hergerichteten Häuser, wie beispielsweise das Altstadt-Hotel. Auch dass man auf Bauernhöfen in den Dörfern noch eine Miste findet, ist für ihn ein gutes Zeichen.
Was dem Mann von der Mosel besonders aufgefallen ist, hat seiner Meinung nach durchaus Alleinstellungscharakter: das Rückhaltebecken. Das, so Nehrenberg, ist wie ein „Zentralpark“, ein einmaliger Landschaftsgarten, aus dem man etwas entwickeln sollte. Er ist davon überzeugt, dass man wesentlich mehr Gäste nach Schwalmstadt locken kann, wenn sich die Stadt attraktiv und charmant zeigt, aber Stadtmarketing sei auch keine One-Man-Show. Also müssen sehr viele zusammenarbeiten? Er hat durchaus unterschiedliche Interessen zwischen Politik, Gewerbe, Gastronomie und Verbrauchern erkannt. Aber ein Stadtmanager sitzt immer ein bisschen zwischen den Stühlen.
Neue Ideen werden bald bekannt gegeben
Ob er mit dem Vorstand von G.u.T., dem Gewerbe- und Tourismusverein, schon Kontakt hatte? Es ist herauszuhören, dass er sich den Kontakt schneller gewünscht hätte, aber das erste Treffen verlief gut, auch wenn nicht unbedingt eine identische Interessenlage vorliegt. Der Stadtmanager ist in Schwalmstadt ein städtischer Mitarbeiter und nicht beim Stadtmarketing-Verein beschäftigt. Einige seiner Gedanken würden dort begrüßt.
Die Frage nach den ersten Ansätzen und Ideen wollen weder Pinhard noch Nehrenberg zu diesem Zeitpunkt beantworten. Man müsse noch mit einigen Partnern reden, Entscheidungen abwarten und im Sinne der Sache, daher nicht zuerst mit der Presse sprechen. Demnächst soll die Öffentlichkeit aber informiert werden und für Bürgermeister Pinhard zählen dabei auch die Standortfaktoren: Man brauche Menschen, die nach Schwalmstadt ziehen und vor allem sollte hier möglichst niemand wegziehen. Also gehören die Bereiche wie Kindergarten, Schule, Arbeitsplätze und Studium auch ins Blickfeld des Stadtmarketings.
Ist shoppen Freizeitaktivität oder Daseinsvorsorge?
Ob er sich mit Themen wie Leerstands-Management oder Reduzierung von Gewerbeflächen beschäftigen wird, lautet eine Frage. Man könne die Zeit nicht zurückdrehen, die ersten Autos sahen auch wie Kutschen aus aber sie haben die Pferdegespanne verdrängt und sehen heute völlig anders. Man müsse sich die Frage stellen, ob shoppen nicht viel mehr eine Freizeitaktivität sei als Teil der Daseinsvorsorge. Der Einzelhandel müsse nicht versuchen digitaler zu agieren, sondern analog zu gestalten und den Kunden Argumente außerhalb des Preises für einen Offline-Einkauf bieten. Genau in diese Richtung geht ein neues Projekt, das vielleicht Chancen hätte ein Pilot-Projekt zu werden, weil es so noch niemand ausprobiert habe. Damit steigt die Spannung auf das, was zukünftig kommen soll.
Und natürlich hat er auch das Gewerbegebiet an der Autobahn im Blick, ein erklärtes Schwerpunktthema bei der Stellenausschreibung. Ein erster Informationsaustausch hat stattgefunden, aber auch hier wird niemand Schnellschüsse wagen.
Sichtbares für die Konfirmationsstadt schaffen und Landschaftsgarten entwickeln
Schwerpunktthema ist für ihn der Tourismus, wobei er Begriffe wie „Konfirmationsstadt“ oder „Festungsstadt“ gerne mit etwas Sichtbaren, was für Besucher auch greifbar ist, verbinden möchte. Außerdem fehlen noch einige Hotelbetten, aber damit sei es wie bei Huhn oder Henne. Was muss zuerst da sein? Kommen die Gäste, so entstehen auch die Gästebetten, ist er überzeugt.
nh24 wollte wissen, wo er Schwalmstadt in zehn Jahren sieht? Dann, so Nehrenberg, habe der eingangs angesprochene „Zentralpark“, also das Rückhaltebecken, eine solche Strahlkraft, dass sein Freizeitwert Menschen in die Stadt lockt. Ob Fußgänger, Radfahrer, Rollstuhlfahrer, Segway-Fahrer oder Inliner, ob Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder Senioren. Hier schlummere ein einzigartiges Potenzial. Ob er dann auch hier wohnt? Nicht zwangsläufig, denn der Wohnort sei nicht verantwortlich für die Qualität der Arbeit. Dass ihn unter der Woche wenig Privates ablenkt, könne auch ein Vorteil sein. Und er deutet an, dass es für die Stadt Schwalmstadt vielleicht strukturell entscheidende Themen gibt, als die Organisation von Märkten. Sicher eine kleine Zeitenwende im Stadtmarketing, die durchaus fruchtbar und spannend sein kann.
Keine Angst vor den Aufgaben
Der neue Stadtmanager begegnet der Presse selbstbewusst und hat weder Angst vor großen Aufgaben, noch vor Kritik, die ihm in dieser sehr heterogenen Kommune auf jeden Fall begegnen wird. Schwalmstadt darf gespannt sein auf die ersten Pläne! (rs)
Internet: Schwalmstadt
8 Kommentare
Nein,sie ist nicht übertrieben, sie ist ein Witz!
hallo herr krause,
die stelle eines stadtmanagers ist für die stadt schwalmstadt wohl eher übertrieben.
der vorgänger herr dupont war schon keine grosse bereicherung und der jetzige wird wohl eher nur kurz ein intermezo einlegen.
Jeder soll seine Chance bekommen, aber das klingt eher gruselig. Wieso verweigert sich ein Stadtmanager so der Bevölkerung/der Presse?
Bitte keine Händler mit teuren Parmesankäse holen
Wenn ich das richtig verstehe hat er am 01.06. mit seiner „Arbeit“ begonnen. Eine Arbeit, die darin bestand, sich mit den Örlichkeiten vertraut zu machen. Der Punkt hätte m.E. als Voraussetzung in der Bewerbung stehen müssen und dann kann man als Verantwortlicher entscheiden, ob mir das Konzept das er vorlegt, passt. Sich erst nach der Einstellung mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen, kostet der Stadt viel Geld. Ohne mich festzulegen, würde ich sagen, der kommt nicht wegen 2500 Euro Brutto hergependelt. In em Fall kann man die Unzufriedenheit der Bürger gut nachvollziehen und auch verstehen.
Seit dem 01.06. im Amt? Drei Monate sind schon eine ganz schön lange Zeit, um herauszufinden, dass es hier ein Rückhaltebecken und Fachwerkhäuser gibt!
Das kann man sich im echten Leben wohl nicht leisten. Hat man in einem Job in der freien Wirtschaft nach drei Monaten nur „neue Ideen und Ansätze“ vorzuweisen, darf man noch während der Probezeit seine Sachen wieder packen.
Unglaublich!
das amt und die stelle für teuer geld sind so nötig wie ein kropf,aber schwalmstadt hat ja anscheinend genügend geld.
Mensch Herr Münchinger, ich dachte schon die schwarze Farbe fürs entsprechende Malen wäre Ihnen ausgegangen 🙂
Da Sie ja immer noch keine Initiative eingeläutet haben und ständig nur jammern können, wie Schwalmstadt den Bach runter geht, musste Herr Pinhard reagieren. Wer soll sich den freiwillig um die Dinge kümmern? Etwa die Münchingers in der Schwalm?
Die Stelle ist ja auch nicht neu, wir hatten ja mal einen Stadtmanager.
Also nun gebt dem Mann mal eine Chance, Wunder kann er nicht bewirken, aber man kann was vernünftiges auf den Weg bringen. Und wie so oft im Leben sind die ersten Schritte, die Schwersten.
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