Auf der Obernburg wird jetzt gebaut
GUDENSBERG. Bis 1247 war die Obernburg hoch über Gudensberg – und dort noch immer weithin sichtbar – Sitz der Thüringisch-Hessischen Landgrafen. Mit einem Bescheid über 243.341 Euro ist Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir also in die erste Hessische Hauptstadt zurückgekehrt. Und genau in der alten Residenz wird jetzt – nach vielen Hundert Jahren wieder gebaut.
Erster Schritt: Ein Haus zum Bewirten und informieren
Was immer mal durch viele Gudensberger Köpfe geistert und Thema in zwei Bürgerforen gewesen ist, was eigentlich so etwas wie eine Schnapsidee zu sein schien, wird jetzt – uneigentlich dann doch eine gute Idee – Wirklichkeit. Am Turm in der Obernburg wird bald ein multifunktionales Gebäude errichtet. Hier sollen Besucher auf der Burg bewirtet und über den Ort informiert werden.
Ein Gebäude entsteht, dass also gastronomisch genutzt wird, ein kleines Informationszentrum sein soll; und im alten Gewölbekeller, der archäologisch freigelegt wurde, könnte der Verein der Obernburgfreunde seine Vereinsräume bekommen. Damit wird das neue Haus dann sicher auch ein bisschen Museum. 620.000 Euro sind kalkuliert.
Zweiter Schritt: Kabinenbahn
Minister Tarek Al Wazir wurde mit dem neuen Allradfahrzeug der Stadt, auf dem ein Foto vom Tor der Obernburg prangt, auf den Berg gefahren. Alte Menschen und solche mit Behinderungen hätten keine Chance auf einen Ausflug an diesen besonderen Ort, wie Tarek Al Wazir die Burganlage nannte. Mitunter ist der steile Weg auf den Berg auch rutschig und daher nicht ungefährlich. Aber Bürgermeister Frank Börner berichtete auch vom Anliegen, den Berg und den Weg dorthin barrierefrei und sicher zu gestalten.
Als im Bürgerforum die Teilnehmer frei fantasieren durften und eine Seilbahn auf den Burgberg auf die Moderationskärtchen schrieben, schmunzelten viele. Jetzt hat eine Machbarkeitsstudie der Gemeinde ergeben: Ein Schrägaufzug ist möglich und sogar finanziell tragbar.
Gedankenaustausch über Gewerbegebiete, Wohngebiete und Landwirtschaft
Als der Minister bei strömendem Regen aus dem Auto stieg, bekam er zunächst eine Führung über die Anlage und Einblick in die wichtigsten Themen der Stadt. Der Rundumblick offenbart das Schöne und das Problematische gleichermaßen. Ob die Diskussionen um den Schlachtbetrieb Plukon, die Wohnbebauung in der Stadt, die Nähe der Landwirtschaft zum Ort, der erfreuliche Umzug der Spedition Rudolph in den Chattengau oder die lange Geschichte der Region.
Zur Geschichte der Burg gehört, wie der Archäologe Dr. Eberhardt Kettlitz erzählte, dass die Bevölkerung nach Wegzug der Landgrafen, die Anlage als Steinbruch benutzten. Seit den 50er Jahren wird sie wiederaufgebaut und der Verein der Obernburgfreunde hat die Burg erst wieder begehbar gemacht. Mit dem geplanten Gebäude und dem Schrägaufzug wir das aktuelle Konzept zur Entwicklung des Tagestourismus in Gudensberg abgeschlossen.
Geld von der EU
Tarek Al Wazir bat, sich nicht über den notwendigen Regen zu ärgern. Trotzdem könne er sich vorstellen, wie es dort bei Sonne und klarer Luft ist. Gudensberg habe sich ein Tourismuskonzept mit verschiedenen Bausteinen vorgenommen: „das hat Weitblick!“ Viele Menschen, so der Minister, unterschätzen die Bedeutung des Tourismus für Hessen. 230.000 Arbeitsplätze sind im Bundesland durch den Tourismus entstanden. Die Branche wächst und es sie ist nicht exportierbar.
Nordhessen sei touristisch im Land am Besten aufgestellt. Hier hat man es geschafft zusammenzuarbeiten und die Region insgesamt zu vermarkten. Das habe das Land an den richtigen Stellen auch gefördert. In der älter werdenden Gesellschaft der „Silverager“ sei auch die Idee des Aufzuges wichtig, aber jetzt fördere das Land zunächst „den ersten Streich“. Al Wazir betonte: „Wir geben hier europäisches Geld aus, aus dem Fond für Regionalentwicklung.“ Man solle nicht nur vor einer Wahl die EU loben und sonst schimpfen!
Was Gutes draus machen…
Der Minister verlas den Bescheid über 243.341 Euro und meinte: „machen Sie was Gutes draus!“ Engagierte Menschen seien nötig. Es ist gut anzufangen, um den Ort ins Bewusstsein der Menschen zurück zu holen.
Mit in der Runde waren Landrat Winfried Becker, der Gudensberger Bundestagsabgeordnete Edgar Franke, die Obernburgfreunde, Stadtverordnetenvorsteher Walter Pippert und Markus Exner vom Regionalmanagement Nordhessen. Außerdem Mitarbeiter der Stadt und Stadtverordnete sowie Magistratsmitglieder. (rs)
Foto: Tarek Al Wazir (rechts) beim Verlesen des Bescheids. Links Bürgermeister Frank Börner ©Foto: Rainer Sander | nh24
1 Kommentar
An der A 49 hat er sich nicht blicken lassen.
Lärmschutz ist ja nicht so wichtig !
Der kriegt ja selbst das Nachtflugverbot nicht in Griff.
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