SCHWALMSTADT. Ein gewaltiger Skandal erschüttert DAS Soziale Netzwerk. Tatsächlich benutzen Facebook und Firmen, die wiederum Facebook nutzen, Daten für Werbung. Welche Überraschung!
Die Bürger haben inzwischen abgestimmt. Jeder zweite Deutsche, der nicht in Windeln rumläuft oder aufgrund seines Alters das Internet noch nicht für sich entdeckt hat, besitzt einen Facebook-Account und kaum jemand hat sich abgemeldet! Facebook nimmt man wie es ist und es bleibt, wie es ist!
Ein wenig erinnert mich die Situation an die Finanzkrise 2008. Da haben Millionen von Deutschen geglaubt, dass 10, 11, 12 oder gar 15 bis 20 Prozent Rendite auf Finanzanlagen – vor allem aus Amerika oder Island – möglich sind und gegen jeden Menschenverstand lauter bescheuerte Verträge abgeschlossen. Jeder hat gelernt, dass Haben-Zinsen nicht höher sein können als Soll-Zinsen, weil alle Banken auf dieser Welt, mit irgendetwas ihr Geld verdienen müssen.
Jetzt waren wir der Überzeugung, dass Daten bei Facebook so sicher sind, wie auf einer Bank. Das allein, sollte uns nachdenklich stimmen. Inzwischen ist sogar Herr Zuckerberg völlig überrascht, was mit Facebook so alles geht und verspricht Besserung – in ein paar Jahren.
Natürlich wird Facebook jetzt die Datenschutz Einstellungen verbessern und seinen Nutzern mehr Möglichkeiten einräumen, Privatsphäre-Einstellungen intensiver einzuschränken. Das wird bloß niemand tun, auch die ganz Schlauen und Vorsichtigen nicht. Wenn wir erst merken, dass dann die Candy Crush Saga nicht mehr läuft, das Navi auf dem Handy keine Routen mehr anzeigt, weil es den Standort nicht mehr wissen darf, die Wetter App aus dem gleichen Grund keine Temperaturen mehr preisgibt, WhatsApp nicht mehr da ist, weil es kein gemeinnütziger Dienst ist, bei dem lauter Entwickler ehrenamtlich arbeiten, sondern diese davon leben, dass Daten verkauft werden, wenn Daten von Firmen, Spielen und jeder Menge Apps nicht mehr laufen oder gar nicht erst angezeigt werden, weil sie auf Handy-Kamera, Adressbuch, Internet-Verbindung und Bilder nicht mehr zugreifen können, werden wir ganz schnell auf alle Privatsphäre–Einschränkungen verzichten…!
Jede, aber auch wirklich jede App, die auf einem Handy installiert werden kann, darf auf irgendwelche Daten zugreifen. Jede App innerhalb von Facebook darf das auch und zwar ziemlich unbegrenzt. Wer solch tolle Spiele nutzt, die verraten welche Blume oder Farbe seiner Seelenlage entspricht, welchem berühmten Schauspieler er oder sie ähnlich ist, was er über Pop und Weltgeschehen so weiß, macht immer irgendeine Tür zu seinen Daten damit auf. Wer dieses und jenes liked oder disliked, wer es so einfach findet sich bei anderen Internetseiten nicht anzumelden, sondern denen erlaubt, den eigenen Facebook-Account zur Identifizierung zu nutzen, übergibt diesen Seiten auch immer seine (ganzen) Daten. Das steht entweder sogar bei der Anmeldung auf dem Bildschirm oder zumindest im Kleingedruckten.
Aber so funktioniert der Deal. Wir haben ein Instrument, das uns Zugang in die ganze Welt beschert, jedem von uns ermöglicht zu jeder Zeit alles zu sagen, sogar die Fotos vom eigenen Baby jedem zu zeigen, alles zu kommentieren, Freunde zu treffen, Freizeit zu gestalten. Und auch die Werbung ist ganz nett, schließlich liefern wir mit unseren Verhalten, allem, was wir mit „gefällt“ markieren und sonst so posten, einen Steckbrief, besser als ihn die Polizei sammeln dürfte. Genau danach schicken uns Facebook und seine „Freunde“, passende Werbung. Selbst der Einzelhändler um die Ecke kann seine Werbung nach Geschlecht, Wohnort, Alter und Hobbys schalten. Kein Geheimnis!
Nur damit funktioniert das System. Genau damit verdient es sein Geld. Wenn wir das nicht mehr zulassen, dann gibt es auch kein Facebook mehr. Aber auch anderes soziales Netzwerk. Wer will das? Es gibt schon immer Werbung und wir werden lernen, nicht alles zu glauben, was online steht und nicht alles zuzulassen, was möglich ist!
Ihr
Rainer Sander
1 Kommentar
Unterm Strich machen es alle das Daten, Adressen, Einkaufsgewohnheiten weiterverkauft werde.LetztesBeispiel die Telekom. Wie naiv muss man sein um zu glauben das es geschützt wird oder ist.
Selbst Städte und Gemeinden handeln damit. Selbst wer glaubt das unser Staat uns schützt, irrt gewaltig.
Bei der Geburt bekommt man vom Finanzamt schon eine Steuernummer, also werde ich schon gläsen aufwachsen.
Jeder muss für sich selbst entscheiden was er über sich preis gibt. Ich muss mir auch die Frage stellen ob Bilder von meinen Kleinkindern und meiner Freizeitgestaltung ich teilen muss.
Die Firmen und Konzerne fanden es doch ganz toll bei Facebook zu sein. Man erwartete dadurch doch ein dickes Geschäft. Seifenblasen platzen nun mal…….
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