HERBSTEIN. Die Einsatzzahlen der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Herbstein sind im Jahr 2017 erneut gestiegen. Im Rahmen der gemeinsamen Jahreshauptversammlung berichtete Stadtbrandinspektor Bernhard Christen von 49 Alarmen, im Jahr zuvor waren es acht Einsätze weniger. „Der Schwerpunkt lag auf technischen Hilfeleistungen, viermal wurden wir mit Todesopfern konfrontiert“, so Christen. Besonders zwei schwere Verkehrsunfälle blieben den Feuerwehrleuten in Erinnerung. „Gerade solche Einsätze stellen für die Einsatzkräfte immer wieder besondere psychische Belastungen dar“, sagte der Stadtbrandinspektor.
Die Einsätze gliederten sich in 15 Brandeinsätze, 24 Hilfeleistungen und 10 Fehlalarme, hinzu kamen 6 Brandsicherheitsdienste sowie 2 Brandschutzerziehungen. Insgesamt wurden 1.272 ehrenamtliche Stunden im Einsatz verbracht. Der Stadtbrandinspektor hob hervor, dass die alarmierten Wehren insbesondere im Verbund der drei Löschzüge sehr gut aufgestellt sind und zusammenarbeiten. „Zur Einhalt der Hilfsfristen, gerade zur Sicherstellung der Tagesalarmbereitschaft, ist eine Alarmierung im Rahmen der Löschzüge unabdingbar“, stellte er dazu fest. Aus seiner Sicht ist es wichtig, dass in Zukunft städtische Mitarbeiter für Einsätze zur Verfügung stehen. „Bei künftigen Personaleinstellungen sollte dies daher unbedingt berücksichtigt werden“, so Christen. Der Einklang mit Familie und Beruf müsse jedoch ebenso wie die Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit jederzeit Berücksichtigung finden. „Trotz aller Sparzwänge muss sich die Ausstattung und Unterhaltung der Feuerwehr auf einem zufriedenstellenden Niveau bewegen, um die immer anspruchsvolleren Einsätze sicher und effektiv ableisten zu können“, so der Stadtbrandinspektor.
Neue Feuerwache in Planung
Im Jahr 2017 konnte ein neues Löschfahrzeug (LF 10 KatS) im Wert von 250.000 Euro am Standort Stockhausen in Dienst gestellt werden. An neuer Ausrüstung konnten im vergangenen Jahr unter anderem eine Wärmebildkamera, eine Kompressoranlage, ein Rollwagen mit Lichtausrüstung, Atemschutzgeräte und Digitalfunkgeräte verzeichnet werden. Zudem absolvierten vier Feuerwehrleute eine Führerscheinausbildung für Lastwagen (Klasse C) und fünf Feuerwehrleute die Fahrberechtigung für Feuerwehrfahrzeuge. Am Standort Schlechtenwegen wurde ein Ersatzneubau des Gerätehauses gestartet, die Gesamtbausumme beträgt 180.000 Euro. In Zukunft sind weitere erhebliche Investitionen geplant. „Als eines der wichtigsten Projekte wird sich der Stützpunkt Herbstein darstellen, welcher im künftigen bedarfs- und Entwicklungsplan oberste Priorität besitzt“, so Stadtbrandinspektor Christen. Das bestehende Gebäude weise erhebliche Defizite auf, welche bereits mehrfach durch den technischen Prüfdienst bemängelt wurden. Zudem sei der Gebäudezustand insgesamt erneuerungsbedürftig und eine zumutbare Nutzung nicht mehr gegeben. Derzeit würden verschiedene Möglichkeiten zur Erneuerung oder einem Neubau geprüft, dabei gehe es auch um die Standortfrage. „Für einen zukunftsfähigen Stützpunkt ist neben der erforderlichen Dimension auch die Möglichkeit einer späteren Anpassung oder Erweiterung zu beachten und daher nicht zu vernachlässigen“, so Christen. Wie er sagte, wurde im städtischen Haushalt bereits erhebliche Kosten für die entsprechenden Planungsleistungen eingestellt.
Kinderfeuerwehr in Gründung
Wie der Stadtbrandinspektor sagte, ist die Mitgliederwerbung für die Feuerwehr in Herbstein in den nächsten Jahren eine wichtige Aufgabe, gerade auch im Jugend- und Kinderbereich. „Erfreulicherweise steht hier die Gründung einer Kinderfeuerwehr unmittelbar bevor“, so Christen. Derzeit werden 265 aktive Feuerwehrleute gezählt, darunter 13 neue Eintritte sowie 3 Übernahmen von der Jugendfeuerwehr. Dennoch sank die Zahl der Aktiven durch Altersgrenze und Austritte im Vergleich zum Vorjahr um zwei Personen. „Die Stadt Herbstein verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr“, machte der Stadtbrandinspektor zum Zusammenschluss aller aktiven Einsatzkräfte deutlich. Die acht Ortsteilwehren verfügen über einen eigenen Standort, sind aber in drei Löschzüge aufgeteilt. In den Feuerwehrvereinen werden 1.247 fördernde Mitglieder gezählt.
Zur Ausbildung teilte Christen mit, dass auf Kreisebene 35 Lehrgänge und an der Landesfeuerwehrschule 13 Lehrgänge absolviert wurden. Insgesamt 1.764 ehrenamtliche Stunden wurden für die Absolvierung aufgebracht. Ein besonderes Augenmerk widmete der Stadtbrandinspektor dem Bereich Atemschutz, derzeit verfüge man über 113 ausgebildete Atemschutzgeräteträger. Jedoch verfügten nur 48 alle Voraussetzungen zur vollen Einsatztauglichkeit.
Aus den Abteilungen
Stadtjugendfeuerwehrwart Kevin Ruhl berichtete von einer Jugendfeuerwehr im Stadtgebiet, die derzeit 21 Mitglieder zählt. Im Vorjahr wurden 80 Stunden Jugendarbeit geleistet. Der Höhepunkt war eine gemeinsame Übung mit der Einsatzabteilung. „Ohne Unterstützung der Einsatzabteilung wäre die Jugendarbeit nur halb so gut“, sagte Ruhl. Der bisherige Jugendfeuerwehrwart David Ruhl schied im Vorjahr nach 7 Jahren aus dem Amt aus. Demnächst will man mit Bannern für Nachwuchs werben.
Der Spielmanns- und Fanfarenzug der Feuerwehr zählt derzeit 20 aktive Musiker. Zugführer Andreas Völlinger berichtete von 65 Übungsstunden und 13 Spielverpflichtungen im Vorjahr. Zu den Auftritten zählten unter anderem der Fastnachtsumzug in Gedern, Groß-Feldas Ostermarkt und das Schlitzer Trachtenfest. Mit den Feuerwehrmusikern im Feldatal kooperierte man.
Die 82-köpfige Ehren- und Altersabteilung traf sich im Vorjahr fünfmal, besonders gut besucht war ein Grillfest. Das traditionelle Adventskaffee fand ebenfalls wieder statt. Wie Abteilungsleiter Martin Ruhl sagte, will man die beiden Veranstaltungen auch in diesem Jahr wieder durchführen. Stadtbrandinspektor Christen lobte Ruhl für das aktive Einbringen seiner Abteilung in das Herbsteiner Feuerwehrleben.
Der Katastrophenschutzzug unter der Führung von Oliver Sander führte im Vorjahr vier Übungen durch, darunter auch eine Großübung mit den Einheiten von Freiensteinau, Grebenhain, Schlitz und Wartenberg. Als Szenario diente ein Unglück in Schlitz.
Grußworte
Bürgermeister Bernhard Ziegler dankte den Feuerwehrleuten für ihr Engagement im Ehrenamt. Die Stadt Herbstein schätze es, in jedem Stadtteil eine aktive Wehr zu haben. Laut seinen Angaben ist jeder vierter Bürger in einem Feuerwehrverein. „Die Bürger identifizieren sich mit der Feuerwehr“, so Ziegler. Die Einsätze der Feuerwehrleute bezeichnete er als vielfältig. Den Neubau oder die Sanierung der Herbsteiner Feuerwache bezeichnete er als Großprojekt mit Kosten von einer Million Euro. In diesem Zusammenhang dankte er für die Eigenleistungen der Feuerwehrleute zum Erhalt und der Pflege von Ausrüstung und Gerätehäusern.
Stadtverordnetenvorsteher Erich Rahn sprach ebenfalls einen Dank für das freiwillige und ehrenamtliche Engagement aus. Kritisch fasste er den Zeitgeist um Pöbeleien gegen Einsatzkräfte, blockierten Rettungsgassen und versperrten Feuerwehrzufahrten auf. „Ich habe das bei uns zum Glück noch nicht mitbekommen“, so Rahn. Aus seiner Sicht müssten die Einsatzkräfte und Bürger für den Erhalten dieses Status einen Schulterschluss üben. Die geplante Mitgliederwerbung sah er als Herausforderung. „Viel Freizeit fließt in die Feuerwehr, die dann in den Familien verloren geht“, so der Stadtverordnetenvorsteher. Kritisch merkte er in diesem Zusammenhang auch die aus seiner Sicht vielen Vorschriften im Feuerwehrwesen an
Kreisbrandinspektor Dr. Sven Hollandsprach von einer Verbundenheit der Herbsteiner Feuerwehrleute mit den Nachbarfeuerwehren, dazu führte er die Teilnahme von benachbarten Stadtbrandinspektoren bei der Versammlung an. Im Hinblick auf die dramatischen Verkehrsunfälle im Vorjahr sprach er von besonderen Situationen für die Feuerwehrleute. Gelobt wurde von ihm das Engagement im Katastrophenschutz sowie die Lanzenhainer Wettbewerbsgruppe für die Feuerwehrleistungsübungen. Er berichtete von einer technischen Umstellung der Leitstelle, demnächst sollen die ersten digitalen Meldeempfänger eingesetzt werden. Zug um Zug wolle man dann den Landkreis der digitalen Alarmierung zuführen. Im Hinblick auf die Vorschriften im Feuerwehrwesen sagte er, dass es diese schon lange gibt. Es würden jedoch derzeit Bemühungen zur Entlastung unternommen, beispielsweise durch standortnahe Lehrgänge, Stundenreduzierungen oder E-Learning.
Kreisjugendfeuerwehrwart Jörg Blankenburg hob die Bedeutung der Jugendarbeit in der Feuerwehr hervor. „Alle Beteiligten wissen, dass diese für den Erhalt der Einsatzabteilungen nötig ist“, so Blankenburg. Er kündigte landesweite Aktionswochen zur Mitgliederwerbung ab dem 14. April an. Reinhold Wolff vom Malteser Hilfsdienst dankte für die gute Zusammenarbeit. „Ich hoffe auf eine Fortführung in Zukunft“, so Wolff.
Beförderungen
Zum Oberbrandmeister wurde Michael Minnert befördert. Die Beförderung zu Feuerwehrleuten erhielten Alexandra Bott, Luisa Böttinger, Marco Herrmann, Sebastian Schrimpf und Tim Müller.
Ehrungen
Besondere Ehrungen erhielten Bernhard Schrimpf, Steffen Schmidt und Michael Ernst. Schrimpf ist seit 25 Jahren Wehrführer in Steinfurt. „Er ist der älteste Wehrführer“, hob dazu der Stadtbrandinspektor hervor. Das silberne Brandschutzehrenzeichen des Landes erhielten Marc Ahne, Klaus Biermann, Harald Dotzert, Kai Zurowski, Marko Georg, Markus Grahm und Jens Michel am Bande verliehen. Das goldene Brandschutzehrenzeichen wurde an Uwe Greb und Jürgen Schneider verliehen.
Vereidigungen
Zum Stadtjugendfeuerwehrwart wurde Kevin Ruhl vereidigt, zu seinem Stellvertreter Christoph Schrimpf. In weitere Ämter vereidigt wurden Altenschlirfs Wehrführer Michael Minnert und seine Stellvertreterin Heidi Schmidt, Lanzenhains Wehrführer Steffen Jöckel und sein Stellvertreter Matthias herzog, Rixfelds Wehrführer Lutz Uhlenbruch und sein Stellvertreter Mike Hedrich, Schlechtenwegens Wehrführer Sascha Mangel und sein Stellvertreter Steffen Müller, Steinfurts Wehrführer Bernhard Schrimpf und Stockhausens zweiter stellvertretender Wehrführer Oliver Sander.
Anerkennungsprämien
Die Anerkennungsprämie für 40-jährigen Feuerwehrdienst wurde an Jürgen Dehn und Michael Ruhl verliehen. Die Prämie für 30 Jahre an Klaus Borrmann, Hubert Dörr, Ralf Eifert, Stefan Langwasser, Alexander Maurer, Udo Michel und Hartmut Möller. Kai Bernhard, Marcel Bittner, Dominic Christen, Timo Fehl, Mike Fölsing, Richard Koch, Patrick Kowalski, Wolfgang Lind, Michael Minnert, Fred Muth, Joachim Muth und Christoph Waurig erhielten die Prämie für 20 Jahre verliehen. Für 10 Jahre wurden Kevin Eidmann, Jan Herchenröder, Janine Knoche, Daniel Rüllig, Karsten Schrimpf und Michael Waurig prämiert. (pw)