HEBLOS. Der Ausbruch einer gefährlichen Tierseuche wurde am Samstag im Lauterbacher Stadtteil Heblos geprobt. Mehr als 60 Veterinäre aus ganz Hessen sowie Spezialeinheiten des Katastrophenschutzes nahmen an der groß angelegten Übung teil. „Das Szenario sieht den Ausbruch der afrikanischen Schweinepest in einem landwirtschaftlichen Betrieb vor“, so Dr. Maria Dolderer-Litmeyer vom Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Vogelsbergkreises. Wie sie schilderte, diente die Übung besonders der Vorbereitung und der Erarbeitung von Einsatzabläufen für den Notfall. „Sollte das Virus bei einem Betrieb festgestellt werden, bedeutet das die Keulung aller Tiere und einen Sperrbezirk im Umkreis von drei Kilometern“, so die Amtsleiterin.
Nach Angaben des Hessischen Umweltministeriums ist die Afrikanische Schweinepest für den Menschen vollkommen ungefährlich. Trotzdem habe sie das Potenzial großen Schaden anzurichten, denn sie könne neben Wildschweinen auch Hausschweine befallen. Die hochansteckende und durch ein Virus ausgelöste Krankheit führe bei den Tieren fast immer zum Tod. Nach Ministeriumsangaben gibt es derzeit keine Impfmittel. Die ursprünglich in Afrika beheimatete Virusinfektion trat zuletzt in Tschechien und Polen auf. Aus Sicht des Umweltministeriums würde die derzeit hohe Wildschweindichte in Deutschland im Falle der Einschleppung zu einer schnellen Ausbreitung führen. Die Bekämpfungsmaßnahmen müssten dann von den Landkreisen, Städten und Gemeinden durchgeführt werden.
Für genau diesen Fall trainierte man nun in Heblos. Das Dorfgemeinschaftshaus wurde zur Einsatzzentrale umfunktioniert, die voll gesperrte Kreisstraße zur Reinigungsstelle umgebaut und ein Viehbetrieb zum fiktiven Ort des Seuchenausbruchs erklärt. Rund 100 Einsatzkräfte von Behörden, DRK, Feuerwehr und THW rückten zu der Übung an, um wie in Ernstfall binnen 24 Stunden die nötige Logistik zu stellen. Im Gemeinschaftshaus wurde dazu ein sogenannter Schwarz-Weiß-Bereich eingerichtet, diese organisatorische Maßnahme soll im Seuchenfall eine Verschleppung des Viruses im Gebäude verhindern. So wurden Umkleiden definiert, Kleiderausgaben eingerichtet und sogar eine mobile Sanitäreinrichtung organisiert. Auf der Kreisstraße bauten Einheiten des THWs aus Alsfeld, Lauterbach und Schwalmstadt eine Fahrzeugschleuse auf, der Gefahrstoffzug des Landkreises mit Feuerwehrleuten aus Alsfeld eine Personenschleuse. An diesen Schleusen trainierten die Veterinäre die Dekontamination, also die Maßnahmen zur Verhinderung der Verschleppung des Viruses. Dazu zählte auch das richtige Anlegen und Ablegen der Schutzkleidung.
Wie die Veterinäramtsleiterin mitteilte, hatte man sich wochenlang für diesen Tag vorbereitet. „Solch eine Übung findet nicht oft statt, auf Ebene der Landkreise zuletzt im Jahr 2012“, so Dr. Dolderer-Litmeyer. Laut ihren Angaben habe man schon viel früher trainieren wollen, doch die Einsatzkräfte seien durch die Flüchtlingswelle stark beansprucht gewesen. Die aus ganz Hessen angereisten Veterinäre hätten nun durch die groß angelegte Übung profitieren können. „Es wurde viel Informationsmaterial erstellt“, sagte die Amtsleiterin. Ausdrücklich hob sie die Amtshilfe des Katastrophenschutzes hervor, in mehreren Treffen habe es ein gutes Zusammenarbeiten gegeben. „Für den Ernstfall muss man sich kennen“, stellte sie im Beisein von Michael Jahnel von der Unteren Katastrophenschutzbehörde des Kreises fest. Wie er sagte, werde mit der Übung eine Art Schablone für den Ernstfall erstellt. Dr. Dolderer-Litmeyer ergänzte dazu: „Es ist immer gut einen Plan in der Schublade zu haben“. Das Hessische Innenministerium in Person von Dr. Stefan Lugert sowie das Regierungspräsidium Gießen in Person von Wolfgang Kloos überwachten die Übung.
Interessiert zeigten sich auch die Landtagsabgeordneten Kurt Wiegel (CDU) und Eva Goldbach (Bündnis 90/Die Grünen) sowie der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak (CDU). So hob beispielsweise Kurt Wiegel die psychosoziale Betreuung in so einem Einsatzfall hervor, insbesondere für die Eigentümer eines betroffenen Betriebs. Das Land Hessen förderte die Übung mit 2.500 Euro. (pw)