
Niko Schaten vor vollem Kino © Foto: Rainer Sander
Stadtmarketing und Tobit hatten ins Kino geladen
BAUNATAL. Rund 60 Gäste füllten am Abend Saal 4 des Cineplex Baunatal – darunter Unternehmerinnen und Unternehmer, Tobit‑Systempartner, Interessierte und Vertreter einiger Kommunen. Nach kurzer Einführung durch Geschäftsführer Niko Schaten übernahm Can Kaßner Bühne und Mikrofon. Gleich zu Beginn wurde klar, worüber gesprochen wird – und worüber nicht.
„KI rechnet – sie denkt nicht“
Kaßners Grundsatz war programmatisch: „Künstliche Intelligenz ist keine Intelligenz, sondern Software, die rechnet und die wahrscheinlichste Antwort ermittelt.“ Dazu gehört Ehrlichkeit über Grenzen: KI kann halluzinieren, sie ist nicht per se „vertrauenswürdig“, und niemand sollte in den Wettbewerb „Ich bin schlauer als die KI“ einsteigen. Genau deshalb, so Kaßner, beginnt jetzt das Zeitalter der Agenten – spezialisierte digitale Assistenten, die klare Anweisungen befolgen, Werkzeuge bedienen und Aufgaben kettenweise abarbeiten.
Als anschauliches Beispiel diente Sidekick Server von Tobit. Die Plattform bündelt unterschiedliche Sprach‑ und Bildmodelle („multimodel unified AI“) und macht daraus intelligente Agenten, die Prozesse automatisiert anstoßen – vom ersten Kundenkontakt über Recherche und Dokumentation bis zum fertigen Text, Bild, Audio oder Datensatz.
Wichtige Punkte aus der Vorstellung:
- Kaskadierende Agenten: Ein Agent darf andere Agenten beauftragen – so entstehen komplette Prozessketten statt einzelner Chat‑Antworten.
- Hosted & Local LLM: Unternehmen können Modelle in der Cloud nutzen oder – wo gewünscht – lokal betreiben.
- Offene Schnittstellen & MCP‑Support: Anbindungen an bestehende Systeme und Tools sind vorgesehen; über das Model Context Protocol (MCP) können Wissensquellen und Funktionen sicher eingebunden werden.
- White‑Label & Public Agents: Die Assistenten lassen sich im eigenen Look & Feel ausrollen oder öffentlich teilen.
- Compliance „Made in Germany“: Laut Präsentation ist die Plattform DSGVO‑ und EU‑AI‑Act‑konform.
Was Agenten in Unternehmen heute leisten können
Kaßner demonstrierte typische Aufgaben, die sich realistisch und sofort umsetzen lassen:
- Kundendialog & Lead‑Qualifizierung auf Website oder im Helpdesk – inklusive Gesprächszusammenfassung fürs CRM.
- Dokumenten‑ und Wissensarbeit: Richtlinien oder Produktunterlagen werden eingebunden; der Agent antwortet faktenbasiert und zitiert Quellen.
- Backoffice‑Automatisierung: Von der Angebotsvorlage über Terminabstimmung bis zur Rechnungsskizze.
- Marketing‑Bausteine: Entwürfe für Posts, Newsletter oder Short‑Videos – mit Freigabeschleife statt „Autopilot“.
- IT‑ und HR‑Assistenz: Onboarding‑Checklisten, Geräte‑Übergaben, FAQ‑Bots für wiederkehrende Anfragen.
Smart‑City‑Perspektive
Kommunale Use‑Cases wie Bürgerauskünfte, Formularhilfen oder Mängelmelder als Service‑Agenten gehören auch zu den Möglichkeiten der KI-Agenten. Spannend für die anwesenden Vertreter aus den Rathäusern, denn zum Portfolio des Herstellers gehört auch die SuperApp auf Basis von chayns, die Tobit für Ahaus entwickelt hat. Ein Ansatz, für den sich die Stadt Baunatal im Zuge ihrer Smart‑City‑Planungen derzeit besonders interessiert.
Stimmung im Saal
Die Mischung aus nüchterner Einordnung („Was geht und was nicht“) und greifbaren Beispielen kam an: Viele Fragen drehten sich um Datensicherheit, die Einbindung bestehender Software und darum, wie man Halluzinationen in den Griff bekommt. Die Antwort der Referenten: mit klaren Anweisungen, eingebundenem Fachwissen und Agenten, die Aufgaben strukturiert und reproduzierbar erledigen – nicht mit blindem Vertrauen in ein einzelnes, allwissendes Modell.
Die Roadshow zeigte keine Zaubertricks, sondern Werkzeuge. Und genau das macht sie so relevant: KI‑Agenten nehmen Unternehmen heute echte Arbeit ab – planbar, integrierbar und mit klaren Spielregeln. (rs)

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