
Herzberg Festival (since 1968) hat begonnen
BREITENBACH AM HERZBERG. Das Paralleluniversum ist gestartet. „Es geht darum, zu Hause zu sein“, heißt es im Festival-Programmheft. Um zu „träumen, mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen und doch dem Himmel so nah zu sein!“ Die gelegentliche Herausforderung am Herzberg ist oft auch, dass der Himmel der Erde so nah kommt. Gestern hat’s nicht geregnet, Aussichten sind gemischt.
„Mountain Full Of Love“ lautet also das Motto für das Festival 2025. Alle wissen, wie sich Freiheit anfühlt, auf einem Berg voller Liebe. Begegnen, sich öffnen, geben und nehmen. Mitten im Grünen, so schreiben die Veranstalter, ein besonderer Kulturort voller Musik, Literatur und Kunst. Versuche, um die Faszination des Herzberg Festivals in Worte zu fassen, scheitern stets an der fehlenden Gemeingültigkeit. Es ist in der Tat immer die eigene Einstellung. Wer hier herkommt, hat sich vorher bereits entschieden, dass sich eine Welt, die immer schneller durch Herausforderungen, Widersprüchen und Verwerfungen rast, nur mit Akzeptanz und gelegentlichen Time-outs, Orten der „Monotonie“ sowie kreativer Entfaltung verstehen und bewältigen lässt. „Kann ein einzelnes kleines Festival daran etwas ändern?“ So fragen die Herzberg-Macher und konstatieren mit „Leider nicht!“
Die Summe der Entscheidungen und Haltungen ist positiv
Der Herzberg ist wieder bunt, schrill, romantisch, disharmonisch, wohlklingend, freundlich, liebevoll, versöhnlich, sinnlich, sinnlos, abwechslungsreich, konsequent, einzigartig, vielseitig, diskussionsfreudig, friedlich, aktuell und nostalgisch. Es bleibt die persönliche Einstellung, die über die Stimmung und die Laune am Berg entscheidet. Die Summe der Entscheidungen und Haltungen ist positiv und das bestimmt das Flair von Europas größtem Hippie-Festival.
Reggae habe man fataler Weise im letzten Jahr vergessen, diesmal wird das ausgeglichen. Gestern mit etwas Verzögerung: „Das Zeitverständnis nach dem Konsum ist anders“, stellte Wolfgang Wortmann in der Anmoderation für „Queen Omega & The Royal Souls“ fest: „Hattet Ihr wirklich erwartet, dass das jetzt gleich weitergeht? Hat jemand eine Frage?“ „Wo ist morgen?“ Will jemand vor der Bühne wissen. „Zwei Tage zurück und rechts ab“, erklärt Wortmann und etwas zerknirscht: „Ich überbrücke das nicht mehr, das ist mir unangenehm …“ Die Band beginnt ohne die Queen und die singt dann – mit 20 Minuten Verspätung – stimmgewaltig von „Judgement“ und „Amazing Grace“. Reggae in perfektem Sound.

Seifenblasen und Lebensträume
Während Il Civetto von Liebe auf Eis singen, fliegen Fee’s Riesenseifenblasen über das Gelände. Bis zur Bühne schaffen sie es nicht, aber sie faszinieren mit Regenbogenfarben, bis sie platzen. Seifenblasen eben … Wie viele Träume Seifenblasen sind auf dem Gelände unter der von Dörnbergschen Burg und wann und ob sie überhaupt platzen? Wer weiß und wer will das eigentlich wissen?

Heute gibt es noch einmal Reggae. Bob Marleys Ghost mit Dellé (Seed) stehen um 22:30 Uhr auf der Hauptbühne. Wer’s genau wissen will, was wo und wann gespielt wird, findet den Timetable auf der Internetseite und bei Social Media. Tagestickets gibt’s für Sonntag unter anderem mit „Devon Allman’s Blues Project“ (rainer sander)

