
Von Bob Marley bis Allman Brothers: Das Herzberg-Festival 2025
BREITENBACH AM HERZBERG. Der Berg ruft wieder! Zu einer Zeit, die selbst das Verrückte normal werden lässt, die Welt gelegentlich macht, wovon der Geist aus 69 einst geträumt hat, in der das „Drumherum“ aber zu gar nichts mehr passt. Weder zum Geist von Woodstock noch zu irgendeinem anderen. Eine Zeit voller Wut, Ausgrenzung und Ablehnung, in der manch‘ Orientierung flöten geht …
Vom 24. bis 27. Juli 2025 wird der „Mountain Full of Love“, so das Motto 2025, wieder einmal zur Bühne für Musik, Magie und (Mit-) Gefühl. Schon wieder ein Jahr rum! Klar, das Herzberg-Festival ist ein alter Hut, geschmückt mit Blumen aus San Franzisco der späten 60 und frühen 70er und immer mal wieder umgekrempelt. Darunter verbirgt sich ein wacher Kopf, der Zeitgeist, den auch die Hippie-Kultur durchlebt. Immer noch liebevoll das „Woodstock Hessens“ genannt, ist der Herzberg längst mehr als das ewige Hippie-Revival.
Den Begriff braucht das Festival zur Image- und Markenpflege. Die echten Hippies sind heute um die 80 und natürlich kommen davon noch immer einige. So richtig erklären kann niemand die Herzberg Faszination. Vielleicht hat ein jeder seine eigene Motivation zu kommen und es waren einfach immer die richtigen Menschen am richtigen Ort und haben das richtige getan? Es ist ein lebendiges, buntes Universum für alternative Lebensentwürfe, musikalische Vielfalt und gelebte Gemeinschaft – und das seit über fünf Jahrzehnten. Herzberg eben.
Ein roter Faden aus Liebe, Freiheit, Musik und Haltung
Seit 1970 verbindet das Burg Herzberg Festival musikalische Qualität mit spiritueller Offenheit und einem „Nein“ zu allzu viel Kommerz. Auch 2025 bleibt es sich treu – mit einem Programm, das von Weltmusik über Blues, Rock, Psychedelic und Prog bis zu Kinderzirkus und Lesungen reicht. Das diesjährige Line-up auf der Hauptbühne (Mainstage) verspricht große Namen und viele Neuentdeckungen, verbunden durch eine gemeinsame Botschaft: Musik als Haltung, nicht als Produkt.
Donnerstag – Karibischer Auftakt mit Queen Omega
Eröffnet wird das Festival von Queen Omega & The Royal Souls. Die Reggae-Sängerin aus Trinidad gilt als eine der wenigen weiblichen Stimmen im Roots-Reggae mit internationaler Strahlkraft. Ihre Texte kreisen um Freiheit, Frauenrechte und Rastafari-Spiritualität. Wer Bob Marley vermisst, wird hier eine verwandte Seele finden.
Freitag – Zwischen Southern Rock und Roots-Revival
Die Leif de Leeuw Band bringt modernen Bluesrock mit Jam-Charakter auf die Bühne – virtuos, improvisationsfreudig, mitreißend. Danach wird es familiär und politisch: Marley’s Ghost and Friends feat. Dellé verbinden Reggae-Tradition mit deutschem Sound. Dellé, bekannt von Seeed, bringt mit seiner Stimme nicht nur Rhythmus, sondern auch Haltung ins Spiel.
Samstag – Ganz Herzberg
Der Samstag beginnt herzbergmäßig mit der Bröselmaschine und klingt tief in der Nacht aus mit dem Dubioza Kolektiv. Dazwischenfunken werden RPWL, die einmal als Pink Floyd Coverband gestartet sind, inzwischen ganz ihr eigenes Ding machen, ohne die Herkunft vergessen zu haben und Motorpsycho, die schon seit 1989 vor allem durch Improvisationen bei Live-Konzerten auffallen. Da weiß man nie, was kommt.
Sonntag – Generationenwechsel mit Stil
Zum Ausklang wird es bunt und bluesig: The Magic Mumble Jumble mischen Folk, Soul und Jazz mit einer energetischen Bühnenshow – junge Musiker mit großem Herzen. Danach folgt Devon Allman’s Blues Summit, ein klanglicher Brückenschlag in die Vergangenheit. Devon Allman, Sohn von Gregg Allman (Allman Brothers Band), führt das Erbe weiter – mit Southern Rock, Blues und einer internationalen Allstar-Besetzung.
Mehr als Musik: Freakstage, Workshops, Kinderwelten
Neben der Mainstage gibt es die Freakstage für Fans härterer und psychedelischer Klänge (u.a. Godsleep, DeWolff, Birth Control), die Mental Stage für die Geheimtipps und ausgefallenen Acts, das Lesezelt für Poesie und Performance – und natürlich das Kinderparadies mit Theater, Clowns und Mitmachshows. Von Peter Burschs Gitarrenkurs über Antirassismus-Workshops bis zu Improtheater: Herzberg ist auch ein Festival für Kopf, Herz und Hand.
Von der Allman Family zu den Almost Twins – Das Neue in der Tradition
Das Herzberg-Festival schafft 2025 wieder den Spagat: Zwischen Legenden und neuen Talenten, zwischen Nostalgie und Aufbruch. Junge Acts wie Almost Twins, Suzan Köcher’s Suprafon oder Vanilla Boat Crew stehen exemplarisch für den frischen Wind, der durch die historischen Wälle der Burg weht. Wer mit offenem Herzen kommt, wird belohnt – mit Entdeckungen, Begegnungen und einem Gefühl, das bleibt.

Der Berg bleibt ein Ort der Utopie
Ob musikalisch, politisch oder spirituell – das Herzberg-Festival 2025 bleibt ein Ort des Andersseins. Zwischen Zelten, Klangwolken und „Lagerfeuern“ wird gefeiert, nachgedacht und getanzt. Wer einmal da war, weiß: Der Herzberg ist nicht nur ein Festival. Er ist ein Versprechen. Vielleicht war das Verrückte aber schon immer normal? Finde es heraus vom 24. bis 27. Juli 2025. Heute in zwei Wochen geht’s los! (rainer sander)