
©Foto: JVA Schwalmstadt|nh
SCHWALMSTADT-ZIEGENHAIN. Im Rahmen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus dem Thema Gefängnisse widmet, hat der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber im Juni die Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt besucht. Begleitet wurde er von Dr. Andreas Ruffing, Dezernent im Bischöflichen Generalvikariat, sowie seinem persönlichen Referenten Dr. Peter Zürcher.
Ziel des Besuchs war es, Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Inhaftierten und die Herausforderungen des Vollzugs zu gewinnen – insbesondere im Bereich des Seniorenvollzugs und der Sicherungsverwahrung. Im Mittelpunkt standen Gespräche mit Gefangenen sowie Mitarbeitenden des Vollzugsdienstes, der Pädagogik und der Medizin.

Anstaltsleiter Dr. Gunter Fleck eröffnete den Besuch mit einem Impuls zur Bedeutung der Seelsorge im Strafvollzug. Bei einem Rundgang informierte sich Bischof Gerber über altersgerechte Unterbringung im sogenannten „Kornhaus“, über die Sicherungsverwahrung sowie über die Ausbildungsarbeit – etwa in der Lehrküche der Anstalt.
Besonders eindrücklich waren die Gespräche mit älteren Gefangenen, die die ruhigeren Strukturen und gezielten Angebote im Seniorenvollzug als wohltuend empfanden. Auch Anstaltsarzt Dr. Reinhard Runkel wies darauf hin, dass typische Krankheitsbilder des Alters auch in der Haft auftreten und mitunter Pflegebedarfe entstehen.

Ein zunehmendes Problem stellt nach Angaben der Anstaltsleitung die Versorgung älterer Ex-Gefangener dar. Nach der Entlassung fehle es häufig an geeigneten Aufnahmeplätzen in Pflegeeinrichtungen oder Hospizen – viele Institutionen begegneten ehemals Inhaftierten mit Vorbehalten. Auch für entlassene Sicherungsverwahrte seien entsprechende Betreuungslösungen oft schwer zu finden.
Bischof Gerber betonte die Notwendigkeit, Menschlichkeit auch gegenüber Schuldigen zu wahren. Kirche, Justiz und Politik trügen gemeinsam Verantwortung, gesellschaftliche Ausgrenzung zu vermeiden. Im Bistum Fulda werde derzeit geprüft, ob leerstehende kirchliche Immobilien für die Anschlussunterbringung genutzt werden können. Ziel sei es, kirchliche Einrichtungen besser in das Entlassmanagement einzubinden.
„Pastoral geschieht an allen Lebensorten – auch dort, wo Menschen leicht vergessen werden“, so der Bischof. Der Besuch sei ein Zeichen, dass Kirche auch hinter Mauern präsent sei.
Das Bild
Am Eingangsbereich des „Kornhauses“, in dem der Seniorenvollzug untergebracht ist (von links nach rechts): Dr. Peter Zürcher, Referent des Bischofs, Christine Dörr, Pädagogischer Dienst, Dirk Mehlstäubl, Sicherheitsdienstleiter, Julian Velde, Leiter Pädagogischer Dienst, Dr. Gunter Fleck, Anstaltsleiter, David Lampp, stellvertr. Bereichsleiter Kornhaus (Seniorenvollzug), Bischof Dr. Michael Gerber, Jörg Soose, Abteilungsleiter Kornhaus (Seniorenvollzug), Michael Kullinat, katholischer Gefängnisseelsorger, Dr. Reinhard Runkel, Anstaltsarzt, Dr. Andreas Ruffing, Dezernent Diakonische Seelsorge, Kathrin Doll, Abteilungsleiterin Sicherungsverwahrung. (wal)

6 Kommentare
@M
Welche Zweifelhaften Gründe gibt es denn?
Es sind alle von einem ordentlichen Gericht verurteilt worden.
Wie sehr willst du reinscheißen? Kirche: JA!
Das sind zurecht abgeurteilte Straftäter, keine frommen Lämmer – jetzt kommt zu der Kuscheljustiz noch so ein Schmarn.
Die Kirche schafft sich noch schneller ab als Deutschland selbst – tut mir im Herzen weh zu sehen!
Menschenrechte und humanes Gedankengut verlieren nicht ihren Sinn, nur weil deren Empfänger hinter Gittern sind.
Unabhängig des Aspekts, dass viele aus sehr zweifelhaften Gründen hinter Gittern sitzen, ist es unverantwortlich, Gefangenen Mitmenschlichkeit verwehren zu wollen, so wie du das forderst.
Wenn Gefangene an guten Beispielen lernen sollen, wie sie mit anderen Leuten umgehen sollten, dann ist ein sozialer und menschlicher Umgang mit ihnen das Einzige, was ihnen dabei helfen kann. Das was du „Kuscheljustiz“ nennst, ist eher als Entlassungsvorbereitung anzusehen und von großer Wichtigkeit letzten Endes für uns alle.
Was Personen wie du auch gerne vergessen ist: Gefangene sind zu Freiheitsentzug verurteilt, jedoch nicht zu schlechter Behandlung. Es gibt keinen gesetzlichen Rahmen der vorgibt, Gefangene sollten mies behandelt werden.
„Pastoral geschieht an allen Lebensorten – auch dort, wo Menschen leicht vergessen werden“, so der Bischof. Der Besuch sei ein Zeichen, dass Kirche auch hinter Mauern präsent sei.“…..
Vergessen Sie bitte hierbei nicht, dass es sich um Straftäter handelt, die zum Teil sehr schwere Straftaten auch gegen das Leben begangen haben… und überhaupt… was ist mit den Opfern, Herr Bischof Gerber?
Soziale Härte gegenüber Gefangenen, ohne deren Hintergrund zu hinterfragen und den Sinn einer Strafe persönlich zu evaluieren, helfen am Ende keinem „Opfer“.
Wie ich „Peter Hauptmann“ bereits geantwortet habe, ist die beste Entlassungsvorbereitung eben genau die, wo man Gefangene wie Menschen behandelt und ihnen ein soziales Bild vorlebt im Umgang mit ihnen.
Ob das nun die Kirche im Knast ist, Sozialarbeiter*innen oder wer auch immer,… all diese Instanzen haben ein gutes Selbstverständnis und der Sinn und Zweck muss auch der sein, Gefangenen ein gutes Vorbild zu sein. Es ist wichtig, nicht dabei zuzusehen, wie Gefangene sich selbst überlassen werden. Würde man das tun, wäre der Schaden am Ende größer als wenn man sich um sie kümmert.
Ich denke mit der Nächstenliebe ist es ganz schnell vorbei, wenn Sie oder vielleicht ein Angehöriger das Opfer einer schweren Straftat wird… sorry, dass ich Ihnen da ganz vehement widersprechen muss…
Kommentare wurden geschlossen.