
©Foto: Melanie Schmitt/Hephata/nh
SCHWALMSTADT-TREYSA. Die Vespa ruft. Das E-Bike auch. Vielleicht auch ein Tripp mit einem Wohnmobil. Und natürlich der Grill, auf keinen Fall aber die Gartenarbeit. „Ansonsten ändert sich nicht viel“, sagt Ingo Friedel (66). Der Geschäftsbereichsleiter Personal geht nach über 33 Jahren bei Hephata in den Ruhestand.
Hier im Personalwesen war Ingo Friedels erste Stelle nach dem Abitur in Bad Wildungen, zwei Jahren bei der Marine, dem Jura-Studium in Marburg und dem Referendaramt an den Landgerichten Kassel und Marburg. Das Arbeitsrecht hatte sich im Studium schnell zu seinem Schwerpunkt entwickelt. „Ich habe kurz bei einem Anwalt in Korbach gejobbt, aber gemerkt, dass das nicht das Richtige ist. Dann war die Stelle bei Hephata ausgeschrieben und ich habe mir gedacht: Mal sehen, ob die Dich überhaupt nehmen. Ich bin ja katholisch.“
Damals wurde für Hephata-Mitarbeitende die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), möglichst in einer evangelischen Kirche, vorausgesetzt. Damals, das war noch die Dienstzeit des Verwaltungsleiters und späteren Direktors Hans-Friedrich Hofacker, der auch Ingo Friedel einstellte. „Ich habe schon einen großen Vertrauensvorschuss von ihm bekommen.“ Als Personal- und damals noch Zentralbereichsleiter war er mit 33 Jahren verantwortlich für das Personal- und Lohnbüro sowie die Kita mit 16 Bereichs-Mitarbeitenden und zuständig für 1.200 Hephata-Mitarbeitende.
Hinzu kamen später seine Funktion als Besonderer Vertreter Hephatas, seine Vorstands-Mitgliedschaften in der Arbeitsgemeinschaft Diakonische Dienstgeber in der Diakonie in Kurhessen-Waldeck und später in der Diakonie Hessen, seine Mitgliedschaft in der Arbeitsrechtlichen Kommission in der Diakonie in Kurhessen-Waldeck, später in der Diakonie Hessen und zwischendurch auch als Stellvertreter in der Diakonie Deutschland. Außerdem übertrug Hans-Friedrich Hofackers Nachfolger, Klaus Dieter Horchem, Ingo Friedel 2007 die Geschäftsführung der Gesellschaft für Beratung und Mitarbeitereinsatz mbH (BME), die mittlerweile aufgelöst wurde und sich in der Liquidation befindet.
„Wir sind immer gesund gewachsen. Davon ist vieles nicht am Campus in Schwalmstadt passiert“, erinnert sich Ingo Friedel. Betriebsübernahmen wie die der Fachklinik Weibersbrunn, der Fachklinik Fürstenwald, des Margot-von-Schutzbar-Stifts oder auch der Einrichtungen der Jugendhilfe Süd zählten dazu und beschäftigten ihn und seinen Bereich. „Mit dem Wachstum kam auch eine größere Differenzierung , da mussten wir auch als Abteilung mitgehen. Ich fand es toll, dass ich eine Truppe hatte, die mitgedacht und mitgestaltet hat. Wir haben uns den Herausforderungen gestellt.“
Dazu zählten unter anderem der Umstieg auf eine Gehaltsabrechnungssoftware, die differenzierte Auswertungen zuließ, die Einführung des elektronischen Dienstplans und der elektronischen Dienstzeiterfassung, die digitale Personalakte, die Umstellung der Bewerbersoftware und ein neues Bewerbermanagement. Auch die Zusammenarbeit mit der MAV war Teil seiner Aufgaben: „In der Sache selbst kann man unterschiedlicher Meinung sein. Die Frage ist, wie geht man miteinander um. In kritischen Situationen optimale Lösungen zu finden, das war immer mein Ziel.“

Das galt für die Zusammenarbeit mit der MAV, aber auch sein Schaffen generell, das sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erweiterte. Heute untergliedert sich der Geschäftsbereich Personal in die Teams Abrechnung, Verwaltung, Recruiting, Personalentwicklung, Personal- und Sozialberatung, Poststelle und Kita mit insgesamt 65 Mitarbeitenden und für mehr als 3.300 Hephata-Mitarbeitende. „Wir haben heute viel mehr zu tun als noch vor 30 Jahren. Der Aufwand ist viel höher geworden, vor allem, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Und auch die Anforderungen sind höher geworden.“ Die Arbeit habe ihm dabei immer Spaß gemacht, sei aber nicht alles für ihn gewesen. „Wenn ich hier rausgegangen bin, bin ich gegangen. Ich habe Dinge von der Arbeit nicht mit nach Hause genommen. Mir hat diese Einstellung die Stabilität gegeben, meinen Job so lange so machen zu können. Ich arbeite, um zu leben.“
Die Dienstzeit geht zum 30. Juni zu Ende. Danach hat sich Ingo Friedel nicht das eine große Projekt vorgenommen, aber mehrere kleine: „Ich habe mir eine klassische Vespa gekauft. Mit der werde ich dann kleinere Touren machen, zum Beispiel zum Edersee. Dann möchte ich für mich auch das Wohnmobilfahren ausprobieren, ein bisschen mehr für meine Gesundheit tun, mehr E-Bike fahren, ins Fitness-Studio gehen. Ich kann aber auch mal nichts tun. Meine Frau arbeitet noch länger als ich, es geht also erstmal weiter.“
Und vielleicht bekommt dann auch noch das Loch im linken Ohrläppchen wieder einen Stecker. „Ich habe das stechen lassen, als meine Tochter Ohrringe haben wollte, aber sich nicht getraut hat. Ich hatte lange einen Stecker drin, dann habe ich es offengehalten. Mal sehen.“ (pm)

1 Kommentar
Danke für viele Entassungen und Stellenabbau in den übernommenen Einrichtungen. Hautpsache das Geld stimmt.