
Zu Besuch im Bienenmuseum Niederbeisheim © Foto: Rainer Sander
Lebendiges Bienenmuseum in Niederbeisheim
KNÜLLLWALD. Gehören Bienen ins Museum? Sicher nicht. Aber tatsächlich gibt es ein Museum, das Jahr für Jahr hunderten von Besuchern das Leben der Bienen, die Geschichte der Imkerei und alles Wissenswerte rund um die Hautflügler erklärt: Das „Lebendige Bienenmuseum“. Vor allem Schulklassen, Kindergartengruppen, Vereine, Imker und Gruppen kommen gerne zu Besuch.
Oder wie wäre es damit, einen Kindergeburtstag mit Honigbrot und Bienenstich zu feiern? Für die Erwachsenen bietet das Museumscafé alternativ Honigwein.
Das Lebendige Bienenmuseum ist bundesweit einmalig und wird von einem Verein getragen, der 65 Mitglieder aus ganz Deutschland mit ihrer gemeinsamen Passion vereint. Nur vier kommen aus der Region. Die ebenfalls sehr lebendige Seele des Museums ist Erika Geiseler, die das Museum leitet, dort wohnt und ihren ganzen Lebens- und Tagesablauf mit den Bienen auf einem weitläufigen Außengelände teilt. Honig scheint auch jung zu halten, jedenfalls merkt man ihr die 85 Lebensjahre kaum an. Sie weiß (fast) alles, was man über Bienen wissen kann.
220.000 verschiedene Insektenarten suchen ein biologisches Institut
Sie führt zudem das Erbe ihres verstorbenen Ehemannes und Diplombiologen weiter, der zusätzlich eine Sammlung von 220.000 verschiedenen Insektenarten und angelegt hat, außerdem Moose und Flechten gesammelt hat, die ebenfalls besichtigt werden können. Für sie sucht das Museum jetzt allerdings eine Stiftung oder ein anderes naturkundliches Museum, das mit diesem Schatz etwas anzufangen versteht.
Besucher, die das Museum betreten, werden empfangen in einem Schulungsraum mit freundlich-dörflicher Atmosphäre. Gleich nebenan ist das Café. Dort erfährt man, was es mit dem Bienenstich auf sich hat. In Andernach verteidigten zwei Bäckerlehrlinge einst die Stadt gemeinsam mit den Bienenvölkern auf der Stadtmauer gegen anrückende Feinde und durften sich zum Dank etwas Süßes backen. Der Kuchen wurde also nicht von den Bienen gestochen, sondern feindliche Soldaten.
Alarm im Stock
Dass Bienen an sich friedliche Wesen sind, erfährt man nicht nur in Erklärungen, sondern aus eigener Erfahrung. Überall summt oder brummt es. Damit Bienen nicht stechen, sollte man allerdings beim Besuch des Museums keine Bananen essen. Der Geruch der tropischen Frucht erinnert an die Alarm-Pheromone, die Bienen absondern, wenn sie stechen. Der Geruch versetzt sie also in Alarmzustand.
Das Museum wurde mit Hilfe des hessischen Museumsverbandes selbsterklärend gestaltet. Es zeigt, wie unterschiedlich Bienenstöcke früher und heute, vor allem aber in unterschiedlichen Regionen sind oder waren. Man gewinnt Einblicke in die Imkerei des alten Ägypten und erfährt, wie Imker früher Bäume ausgehöhlt haben, um dort die Bienenvölker anzusiedeln. Daher kommen auch die Geschichten von Bären, die in den Bäumen auf Honigsuche gingen. Ein Besuch und spannende Einblicke in Vitrinen und Bienenstöcke, altes Gerät verschiedene Techniken lohnen sich für jede Altersgruppe.
Ausgedehnter Außenbereich mit Pflanzen- und Artenvielfalt
Im Außenbereich des alten Fachwerkhofes kann man den Gemüsegarten, eine kleine Obstwiese, einen terrassierten Hang, Staudenbeete sowie einen Schauteich mit Fischen und Libellen auf einem Rundweg erkunden und lange spazieren gehen. Die verschiedenen Jahreszeiten liefern hier mit unterschiedlichen Pflanzen immer wieder andere Nahrungsquellen. Man erfährt über die Imkerei in der ehemaligen DDR, die dort sehr stark staatlich unterstützt wurde und viel über die – nicht Staaten bildenden – Wildbienen. Über 165 verschiedene Arten sind bekannt.
Das Museum räumt auch mit ein paar Mythen auf, die in der Biene Maja erzählt werden, aber auch das sehr Austausch von Honig gegen Zucker den Bienen schaden könnte. Tatsächlich wäre im Winter der ballaststoffreiche Mehrfachzucker, also Honig, schlechter als Industriezucker. Weniger gut ist es, zu viel Propolis aus dem Bienenstock zu entfernen. Dann könnte der Biene ihre wichtigste Medizin fehlen. (rs)


