
Ultimate Eagles in der Konfirmationsstadt © Foto: Rainer Sander
Ultimate Eagles zwischen Gänsehaut, Gitarren, großen Gefühlen
SCHWALMSTADT-ZIEGENHAIN. Wer am gestrigen Samstagabend in der Kulturhalle Ziegenhain ankam, landete irgendwo zwischen einem staubigen Highway in Arizona, einer verrauchten Bar in LA – und dem legendären Hotel California. Eingeladen hatte Thorsten Laabs mit seiner Reihe „Die Schwalm Rockt“, und dieses Mal kam „hoher“ Besuch:
Die Ultimate Eagles – Europas wohl beste Eagles-Tribute-Band – hoben das Dach der Kulturhalle mit einem Set aus Harmoniegesang, Gitarrenzauber und bittersüßer Nostalgie an. Und am Ende war es sogar ein bisschen spirituell. Die Frage „Wer von Euch hat die Eagles mal live gesehen?“ ließ nur ein paar Hände in die Höhe schnell. Kein Wunder: Die Originale sind rar geworden und waren selten in Europa. Umso schöner, wenn Profimusiker wie diese mit Herz, Seele und Stimme eine authentische Brücke in die Zeit bauen, in der Musik noch auf Platte roch und Freiheit klang wie „Take It Easy“.
Ein Abend mit Klassikern, Klang und kleinen Geschichten
Schon mit Seven Bridges Road war klar: Hier wird’s nicht bloß laut – sondern wunderschön gesungen. Auch in Kalifornien ging man über sieben Brücken – ein Jahr nach Karat. Die Harmonien passen wie ein Handschuh auf eine Westerngitarre. Es folgten Perlen wie Witchy Woman, Tequila Sunrise und Lyin‘ Eyes – letztes mit kollektiven Armbewegungen im Takt, als wäre Ziegenhain plötzlich im Peace-Train der 70er gelandet.
Zwischendurch auch kleiner Schmunzler: „Wo ist der Jägermeister?“ Rief ein Musiker ins Publikum – in charmantem Denglisch und britischem Akzent. Doch sobald die ersten Töne von Pretty Maids All in a Row erklingen, war klar: Hier ist mehr als Show. Hier ist Leidenschaft. Auch bei einem Song, der aus einer Verrücktheit von Joe Walsh entstanden ist. Und zwar für eine der größten Rockbands aller Zeiten. Das poetischste Stück des Abends, The Last Resort, ein Song, wie ein musikalisches Essay: über Kolonialismus, Gier, das verlorene Paradies. Immer noch, oder gerade heute, (un)fassbar aktuell.
Hotel California – der Song, der alles trägt
Der Saal war nicht ganz voll. Und als der erste Akkord erklang, dieser Gitarrenlauf, der wie ein wärmerer Wüstenwind klingt, war es mucksmäuschenstill. Willkommen im Hotel California – mehr braucht man nicht zu sagen. Der Rest ist Legende. Oder besser gesagt: ein Mysterium. Denn über kaum einen Rocksong sind so viele Interpretationen entstanden wie über Hotel California. War es ein Drogenentzug? Ein Albtraum über die Musikindustrie? Oder eine Allegorie auf die spirituelle Leere der westlichen Welt? „Manche tanzen, um sich zu erinnern, manche tanzen, um zu vergessen.“ Vielleicht war es auch einfach nur ein verdammt guter Song. Vielleicht aber schlicht alles zusammen.
Die Ultimate Eagles feierten ihn mit epischem Solo, dramatischem Gesang und spürbarer Ehrfurcht vor Don Felder, Glenn Frey und Don Henley. Und plötzlich war es da – dieses Gefühl, dass man nie wieder ganz zurückkommt, wenn man einmal angekommen ist, im Hotel California. Wie heißt es so schön: „Du kannst jederzeit auschecken – aber niemals gehen …“
Zugaben mit Gänsehaut
Danach noch ein wilder Ritt mit Rocky Mountain Way – dem härtesten Riff des Abends – und schließlich der Schlusspunkt mit Desperado: Handylichter in der Luft, Herz in der Hand. Es war kein Konzert. Es war eine Reise. Und viele gingen mit einem Lächeln – und vielleicht ein bisschen Fernweh nach der Vergangenheit – nach Hause. Ziegenhain? An diesem Abend eher „Eagles Country“. (Rainer Sander)

1 Kommentar
Super Abend mit The Ultimate Eagles und tollen Fotos vom Rainer Sander