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Kein Erhalt der Brüder-Grimm-Schule in Allendorf © Archivfoto: Rainer Sander
Nach heftiger Diskussion Schließungen in Allendorf und Rengshausen
FRITZLAR. In der heutigen Sitzung des Kreistages Schwalm-Eder in der Stadthalle Fritzlar stand der neue Schulentwicklungsplan auf der Tagesordnung. In einer lebhaften Diskussion wurde dieser schließlich ohne Änderungen mehrheitlich mit den Stimmen von SPD, FWG und FDP verabschiedet. Wesentliche Änderungen gegenüber dem letzten Schulentwicklungsplan waren:
- Berlin-Tiergarten-Schule in Knüllwald-Remsfeld: Die Schulform „Hauptschule“ sowie die Organisationsform „Förderstufe“ entfallen. Bereits seit dem Schuljahr 2019/2020 werden an der Berlin-Tiergarten-Schule ausschließlich Grundschüler beschult. Die Schulform „Hauptschule“ und damit auch die Organisationsform „Förderstufe“ konnten mangels der erforderlichen Schülerzahlen nicht aufrechterhalten werden.
- Schule am Katzbachtal in Oberaula: Die Abteilung „Lernen“ sowie der Förderschwerpunkt „Sprachheilförderung“ werden aufgehoben. Bereits seit dem Schuljahr 2018/2019 wird an der Schule am Katzbachtal ausschließlich die Primarstufe unterrichtet und die Schule ausschließlich als Grundschule geführt.
- Anne-Frank-Schule in Homberg: Die Schule ist eine Förderschule mit Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“. Da der Schwalm-Eder-Kreis derzeit nur an der Schule am Dom in Fritzlar den Förderschwerpunkt „körperliche und motorische Entwicklung“ vorhält, soll zu deren Entlastung an der Anne-Frank-Schule in Homberg eine Abteilung mit dem Förderschwerpunkt „körperliche und motorische Entwicklung“ eingerichtet werden.
- Kleeblattschule in Obergrenzebach: Die Kleeblattschule ist eine Grundschule mit ehemals Standorten in Frielendorf-Obergrenzebach, Frielendorf-Leimsfeld, Schwalmstadt-Niedergrenzebach und Neukirchen-Seigertshausen. Aufgrund rückläufiger Schülerzahlen sowie zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung wurde die Beschulung an den Standorten Leimsfeld und Seigertshausen bereits mit Ablauf des Schuljahres 2016/2017 aufgegeben. Zwischenzeitlich wurden die Räumlichkeiten an den verbliebenen Standorten in Obergrenzebach und Niedergrenzebach saniert und erweitert, so dass zukünftig eine Beschulung nur noch an diesen beiden Standorten erfolgen soll.
- Brüder-Grimm-Schule in Schwalmstadt-Allendorf: Die Schule wird als Außenstelle der Eckhard-Vonholdt-Schule in Treysa geführt und ist keine eigenständig eingerichtete Grundschule mehr. Mit Blick auf die Teilnahme am Pakt für den Ganztag am Hauptstandort in Treysa sowie aufgrund der konstant niedrigen Schülerzahlen soll die Brüder-Grimm-Schule in Allendorf als Außenstelle der Eckhard-Vonholdt-Schule Treysa aufgegeben werden.
- Grundschule Rengshausen: Hier sind konstant niedrige Schülerzahlen festzustellen. Das Schulgebäude bedarf in einigen Bereichen der Sanierung und benötigt im Rahmen der Einführung des Rechtsanspruches auf eine ganztägige Betreuung einer baulichen Erweiterung, um die räumlichen Anforderungen zur Umsetzung des Rechtsanspruches erfüllen zu können. In der Gemeinde Knüllwald ist ein weiterer Grundschulstandort, die Berlin-Tiergarten-Schule Remsfeld, vorhanden. Diese wurde in den letzten Jahren umfänglich saniert. Aufgrund des Wegfalls der Schulform „Hauptschule“ sowie der Organisationsform „Förderstufe“ stehen am Standort in Remsfeld ausreichend räumliche Reserven zur Verfügung. Die Voraussetzungen zur Erfüllung des Rechtsanspruches von ganztägiger Betreuung wurden bereits geschaffen.
Alle Schulen wurden im Ausschuss besucht, berichtete Landrat Winfried Becker. Geplante Veränderungen für Schwalmstadt-Trutzhain die Elsa-Brandström-Schule können bereits als gelöst betrachtet werden. Eine Zuordnung der Schüler aus Trutzhain nach Willingshausen oder Ziegenhain als Wahlmöglichkeit verschiebt sich bis 2027/28. Bis dahin haben die Eltern Wahlmöglichkeit. Am Elsa-Brandström–Schulcampus Osterbach herrscht Raumnot. Eine Nachmittagsbetreuung sei deshalb nicht möglich gewesen. Deshalb sollte der Standort nach Treysa und Borken verlagert werden. Nach vielen Gesprächen in der Schule und mit der Stadt, die ein angrenzendes Grundstück zur Verfügung stellt, wurde entschieden, den Standort nicht aufzulösen.
- Rüdiger Staffel (FREIE WÄHLER) begrüßte diese Entscheidung des Kreises. Die FW zog einen Antrag auf Änderung zurück und lobte den Landkreis, der Förderschulen für benachteiligte Kinder flächendeckend erhalten hat. Inklusive Beschulung bedeute oft „friss oder stirb“. Der Plan enthalte aber wenig für Entwicklung. Es gäbe keine Schule mehr, an der sich alle kennen. In Allendorf und Rengshausen kämpfen Eltern für den Erhalt würden sich engagieren. Weniger Verwaltung sei kein pädagogisches Argument. Wenn die Ganztagsbetreuung den Kreis in Not bringt, müsse das Land mehr zahlen.
- Christel Bald (FWG) verteidigte dem Plan und begrüßte die Änderung. Neue pädagogische Ansätze, Schülerzahlen, Inklusion und Ganztagsbetreuung werden berücksichtigt. Es gehe um langfristige Bildungskonzepte. Entscheidungen wurden nicht leichtfertig getroffen. An der Brüder-Grimm-Schule in Allendorf sind meisten Schüler schon jetzt Fahrschüler aus anderen Ortsteilen und eine Förderung wäre nur eingeschränkt möglich. In Rengshausen kommen nur 4 Schüler aus Rengshausen, der Rest aus anderen Ortsteilen. Die Entfernung nach Remsfeld beträgt nur wenige Kilometer mehr. Rengshausen müsste mit erheblichem Aufwand renoviert werden.
- Jochen Böhme-Gingold (Fraktionslos) sieht bei der Schließung im Rengshausen eine weitreichende negative Auswirkung. Die Schule sei ausgelastet. Durch ein Neubaugebiet könnten zukünftig sogar mehr Kinder kommen. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem örtlichen Kindergarten. Für Vereine, beispielsweise die freiwillige Feuerwehr, werden Kontakte zu den Kindern schwerer. Beispiel Feuerwehr.
- Frank Steffens (AfD) stellt fest, dass die Finanzknappheit von den Parteien verursacht wurde, die jetzt hier mit den Problemen umgehen müssen.
- Wiebke Knell (FDP) stellt fest, der Plan habe viele Emotionen geweckt. Der Trend auf sinkende Schülerzahlen setzt sich insgesamt fort. Es gehe um moderne Lernumgebungen. Schüler fühlen sich in guten Schulen wohl, nicht in kleinen. Man könne nicht jeden Standort um jeden Preis erhalten. Eine Personalaufstockung ist nicht realistisch. Dafür wäre das Land zuständig.
- Stefanie Pies (B90/GRÜNE) erkennt in Grundschulen das Herz der Orte und Gemeinden. Ihren Stellenwert dürfe man nicht unterschätzen, auch nicht für die Demokratiebildung. Nachmittagsbetreuung darf kein Argument sein. Es muss möglich sein, diese auch an kleinen Schulen umzusetzen.
- Reinhard Otto (CDU) begrüßte die Überarbeitung. In Allendorf sollte der Kreis mehr auf die Kommunen hören, die sich auskennen. Schwalmstadt zahlt 5,5 Millionen Euro Schulumlage. Das Einzugsgebiet umfasst 1.500 Menschen. Es sei verwunderlich, dass die Schulleitung eine zu große Verwaltungsaufgabe sehen. Die Führungsqualität der Schulleitung müsse durch das Schulamt hinterfragt werden. Kleine Schulen könnten Ganztagsbetreuung anders regeln. Auch das Land ist gefragt. In anderen Europäischen Ländern wie Schweden werden wieder viele kleine Schulen gebaut. Sie haben viele Vorteile für die Schüler.
- Dr. Martin Herbold (SPD) schildet den langen Prozess der Abwägung zu 417 Seiten über Schulentwicklung. Es gehe um 64 Schulen an 70 Standorten. Der Kreistag müsste jetzt die Veränderung annehmen und bereit sein sich den Herausforderungen und dem demografischen Wandel zu stellen. Es ist Lebensrealität. Nur zwei Schulen werden geschlossen. Dies sei das Ergebnis eines ehrlichen Austausches um pädagogische Aspekte und finanzielle Belange. Schulentwicklung bedeute immer auch Schulumlage.
- Heidemarie Scheuch-Paschkewitz (Fraktionslos) erinnerte daran, dass es in Schwalmstadt einen einstimmigen Beschluss fraktionsübergreifend gegeben habe. Jahrgangsübergreifender Unterricht sei möglich und sinnvoll.
- Michael Schär (CDU) stellt fest, dass die Schülerzahl im Kreis seit dem letzten Entwicklungsplan von 6.700 auf heute 7.000 Schüler gestiegen sei. In Allendorf von 18 auf 45 Schüler.
- Günter Rudolph (SPD) fragt Herrn Otto, „wann bauen Sie in Schwalmstadt-Allendorf einen Kindergarten? Die Allerkleinsten werden gefahren, Grundschüler nicht? Die Steigerung der Schülerzahlen sei lediglich den Flüchtlingskindern geschuldet und die Abwägung ist tragbar.
Änderungsanträge von CDU, Bündnis 90/Grüne wurden abgelehnt, der Schulentwicklungsplan insgesamt angenommen. (rs)
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