
Johannismann mit neuem Bürgermeisterstuhl © Foto: Rainer Sander
6 x 11 für Treysa – 66. Jahre Treeser Karneval
SCHWALMSTADT-TREYSA. Kein Alter, mag man meinen! 66 Jahre feiert das Karnevals Komitee der Liedertafel Treysa (KKdLT) in der Session 2024/2025. Rente gibt‘s erst mit 67. Wer die vielen rüstigen Rentner vor, auf und auch hinter der Bühne erlebt, wird feststellen: Die hören so bald nicht auf! Sie werden im Alter auch weder leise noch fügsam. Frechheit siegt in der Treeser Bütt!
Dabei ist die Nachwuchsfrage weitgehend geklärt, wenn man die vielen Kids in der Kinder- und Jugendgarde zählt. Von wegen aus der Koronarsportgruppe in den Schautanz oder aus der Arthrose-Selbsthilfe in die Bütt. Dort geht es frecher und politischer zu, denn je. Kostproben?
Frech und provozierend: die Treeser Bütt
Dr. Bernd Adam ist die schelmische Freude in seiner Rolle als Johannismann deutlich anzusehen. Er wacht im richtigen und im karnevalistischen Leben über den Marktplatz. Wir sitzen einfach alles aus, wer nichts macht, macht nichts verkehrt, stellt er zur Stadtpolitik fest. Die hatte zumindest IKEA fest im Griff: Farblos transparent: der neue Plastikstuhl „Tobias“ vom schwedischen Möbelhaus. Ein Klimaquartier besonderer Art ist die Altstadt. Balkanklima! Der neuen Müllabfuhr ist es im Winter zu kalt und weil die Tonnen so lange standen, ist dem Johannismann die Symbolkraft der Abfallbehälter bewusst geworden: Wo die Blauen Tonnen standen, standen bald auch die Schwarzen. Während die Grünen dahinter stinken, liegen die Gelben Säcke abseits: „Rote Tonnen gibt es nicht, weshalb keiner drüber spricht …“
Einen Tag vor der Bundestagswahl erzählt, bleibt das auch zur zweiten Sitzung am kommenden Samstagabend aktuell! Verglichen dem 76 Jahre alten Bundestag ist der Treeser Karneval noch jung, aber entsprechend alt der Protokoller aus dem Reichstag. Udo Lohr nimmt vor allem die politischen Ränder ins Visier: „Am Kreuz für die AfD ist ein Haken!“ Außerdem gibt noch viel mehr Probleme als die mit Asylanten. „Wenn alle abgeschoben sind, fährt die Bahn auch nicht plötzlich pünktlich!“ Aber: „Wer mit der Bahn zur Arbeit fährt, erst als Rentner wiederkehrt.“ Na bitte! Zur Situation in Amerika fragt er: „Warum ist Kolumbus nicht einfach an Amerika vorbeigefahren?“ Einen Tag vor der Bundestagswahl orakelt das Protokoll: „Scholz + Merz = Schmerz“ und „wer von Olaf Antworten will, darf ihn nichts fragen …“
Fotos Bütt + Jecken
Schlüsselübergabe mit zwei Bürgermeistern
Eine Frage wurde zuvor definitiv beantwortet: „wo ist der Rathausschlüssel?“ Das neue Prinzenpaar Anna-Lena I. und Manuel I. vom Storchennest & der Schwalmaue, beide aus Loshausen, wurden zusammen mit dem Storch, begleitet durch die Prinzengarde, in den Festsaal gefahren. Der Prinz ist bei den Gazellen und die Prinzessin bei den Kolibris karnevalistisch „großgeworden“.
Artig übergab Bürgermeister Tobias Kreuter den Schlüssel, assistiert von Bürgermeisterkollege Luca Fritsch aus Willingshausen. Nach dem Tanz von Prinzengarde mit Funkenmariechen Alyssa Ebert gab‘s die obligatorischen Blümchen und Küsschen. Jetzt regieren die Narren!
Schautanz mit Gefühl und Artistik
Dass sie tanzen können, bewiesen die Jüngsten im KKdLT aus der Kinder- und Jugendgarde mit Funkenmariechen Julia Knieling. Mit bunten Kostümen und aufwändigen Shows entführten die Kolibris das Publikum in den magischen Zauberwald und die Egadis in die Welt von Walt Disney. Perfekt einstudiert und gefühlvoll präsentierter Schautanz. Die Mixed Pickles präsentierten Sketche in ihrer TV-Show live.
Fotos Schautanz:
Für Einmarsch und Ausmarsch war die Band „Lifestyle“ zuständig. Der fehlte tatsächlich auch nur einmal: Bei den Gästen Dennis Krause und Sabine Smykalla vom ZKV aus Ziegenhain. „Wer was auf sich hält, kommt in Treysa auf die Welt“, hieß es mit Schmunzeln zur Begrüßung des Prinzenpaares. Aber wenn der Johannismann sich selbst als geborener Ziegenhainer outet, ist die karnevalistische Welt wieder im Gleichgewicht. So rief’s: „Trees Alleweil, Ziegenhain Helau!“
Fotos Marschtanz
Jecken und Gazellen auf der Bühne
Die Jecken vom Rückstaubecken sind eine Mehrgenerationenband und beherrschen von Smokie über Van Halen und Karat (Maffei) bis Rammstein alles. Auf Jump reimt sich „Immer wieder Trump“ und in Anspielung an einen Wahlslogan zur Bundestagswahl wurde gefragt; „Was stimmt nicht mit Alice?“ „Who The Fuck ist Alice?“, kennt das närrische Publikum. „Über Brücken solltest Du nicht geh‘n, wenn sie seit den Sechzigern schon stehen“, lautet die Botschaft zur deutschen Infrastruktur. Das Schlusslied des Abends war der EU gewidmet: „Einwegtränkeflaschenschraubverschlussanbingungspflichgesetz“. Das macht Grint auf der Nase …
Höhepunkt und Schlusspunkt waren – wie jedes Jahr – die Gazellen. Das verwandlungsfähige und artistische Männerballett des KKdLT. Und – wie gesagt – die Akteure auf und hinter der Bühne, die beiden Sitzungspräsidenten Alexander George und Thorsten Trebing sowie der Chef des KKdLT Matthias Schmidt, freuen sich auf die Gäste vor der Bühne bei der zweiten Runde am 1. März. (Rainer Sander)
Fotos Gäste, Prinz, Prinzessin, Elferrat und Finale

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Tethered Caps, auf Deutsch angebundene Verschlusskappen, sind Verschlusslösungen für Einweg-Getränkeverpackungen die fest mit der Verpackung verbunden sind und auch nach dem Öffnen dort befestigt bleiben. Ziel der Richtlinie ist es, die Verschlüsse zusammen mit den Behältern zu recyceln und die Vermüllung der Umwelt durch weggeworfene Verschlüsse, das sogenannte Littering, zu vermeiden. Mit Tethered Caps gelangen die Kappen mit in die Plastiktonne oder den Gelben Sack, anstatt lose davon im Restabfall oder – schlimmer noch – durch Unachtsamkeit in der Natur zu landen. Denn aufzuhalten sind die lästigen Anhängsel nicht – im Gegenteil, ab Juli 2024 müssen sie fix mit Tetrapaks und Plastikflaschen unter drei Litern Volumen verbunden sein. Das besagt die sogenannte Einweg-Kunststoff-Richtlinie der Europäischen Union. Die darin enthaltenen Maßnahmen sollen Einwegplastik reduzieren, die Recyclingquote bei Kunststoffen erhöhen und die Umwelt schützen. Die Deckel-Flaschen-Verbindung erhöht den Kunststoff-Recyclinganteil zwar, das Ruder herumreißen kann sie aber wohl trotzdem nicht. Denn Österreich hinkt bei der EU-Recyclingquote hinterher. Dieser zufolge soll bis 2025 mindestens 50 Prozent des Kunststoffs recycelt werden, die aktuelle Recyclingquote liegt laut Tacker bei rund 28 Prozent. „Wir müssen die Sammlung erhöhen und die Sortierung verbessern, dann gehen sich die 50 Prozent Recyclingquote bei Kunststoff bis 2025 hoffentlich aus. Es wird aber sehr knapp werden“, sagt Tacker. Ein erster Erfolg zeige sich bereits in Wien, wo Kunststofffolien noch bis vor kurzem in der Restmülltonne gelandet sind und seit Anfang des Jahres gesammelt werden. Coca-Cola etwa hat die Umstellung laut eigenen Angaben genutzt und verarbeitet weniger PET in den Flaschen. Insgesamt würden so 1,37 Gramm Kunststoff pro Flasche eingespart.
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