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Dr. Mostafa Beizai, Sektionsleiter der Wirbelsäulenchirurgie am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld, informiert zu Problemen und Schmerzen im Rücken. ©Foto: KKA | nh
ALSFELD. Eine falsche Bewegung, eine ungünstige Haltung oder anhaltende Beschwerden beim Sitzen – Rückenschmerzen sind weit verbreitet. Warum das so ist, erläuterte Dr. Mostafa Beizai, Sektionsleiter der Wirbelsäulenchirurgie am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld, bei einem Vortragsabend in der Cafeteria des Hauses.
„Die Wirbelsäule ist eigentlich nicht für den aufrechten Gang gemacht“, erklärte er zu Beginn. Sie sei ein komplexes Gebilde, dessen Bestandteile harmonisch zusammenspielen müssten, um Stabilität zu gewährleisten, Beweglichkeit zu ermöglichen und das Rückenmark zu schützen.
Dieses Zusammenspiel aus Bändern, Knochen, Muskeln und Bandscheiben ist jedoch störanfällig – unter anderem durch Verschleiß, Fehlhaltungen oder Entzündungen. „Fast jeder Mensch leidet irgendwann unter Rückenschmerzen“, so Dr. Beizai. Besonders häufig sei langes Sitzen ein Problem, da es die natürliche Funktion der Wirbelsäule beeinträchtigen könne. Das Spektrum der Beschwerden reicht von plötzlich auftretendem Hexenschuss (Lumbago) bis hin zu chronischen Schmerzen, die die Beweglichkeit und den Alltag einschränken. Ursachen können Muskelverspannungen, Blockaden, Bandscheibenvorfälle oder Frakturen sein. „Treten ausstrahlende Schmerzen ins Bein auf, kann eine Verengung des Rückenmarkkanals, eine sogenannte Spinalkanalstenose, vorliegen“, erläuterte der Experte. Diese könne heute mikrochirurgisch und minimalinvasiv behandelt werden.
In den meisten Fällen sei jedoch eine konservative Therapie ausreichend. „Physiotherapie, Schmerzmedikation und ein individuell abgestimmter, aktiver Lebensstil sind die erste Wahl“, betonte Dr. Beizai. Rund 80 bis 90 Prozent der Beschwerden ließen sich auf diese Weise lindern.
Akuter Handlungsbedarf bestehe hingegen bei Empfindungsstörungen in den Beinen, Taubheitsgefühlen oder Stuhl- und Harninkontinenz. „Solche Symptome weisen auf ein Caudasyndrom hin, das durch einen eingeklemmten Rückenmarksnerv verursacht wird. In solchen Fällen zählt jede Stunde – eine sofortige medizinische Versorgung ist erforderlich“, warnte der Mediziner.
Zur Vorbeugung empfahl Dr. Beizai regelmäßige Bewegung, eine dynamische Sitzhaltung und häufiges Wechseln der Position. „Wer lange sitzt, sollte immer wieder aufstehen und die Belastung auf die Wirbelsäule verteilen“, riet er. Warnsignale wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle sollten ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden.
Nächster Vortragsabend im April
Der für Dienstag, 4. März, geplante Vortrag zum Thema Darmkrebs entfällt. Anfang April informiert Salima Nabitaka über Therapieoptionen bei Krampfaderleiden. (wal)
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