![Vogelsberger Leitstelle verzeichnet rund 24.000 Notrufe im Jahr](https://i0.wp.com/nh24.de/wp-content/uploads/2025/02/Leitstellen-Mitarbeiter-Jan-Schmolk.jpg?resize=300%2C200&ssl=1)
©Foto: Vogelsbergkreis | nh
LAUTERBACH. Der Notruf 112 kann Leben retten – täglich, rund um die Uhr. In Notfällen, ob Unfall, Brand oder medizinischer Notfall, ist er die erste Anlaufstelle für schnelle Hilfe. Der Europäische Tag des Notrufs am 11. Februar rückt die Arbeit der Leitstellen in den Fokus.
Die Leitstelle des Vogelsbergkreises nimmt jährlich rund 24.000 Notrufe entgegen und koordiniert Rettungseinsätze. Doch nicht jeder Anruf ist ein Notfall. Neben echten Notlagen beschäftigen auch Fehleinschätzungen das Team, während sie parallel lebensrettende Maßnahmen einleiten.
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„Hat er Druck auf der Brust? Bekommt er Luft?“ – mit ruhiger Stimme stellt Philipp Adamietz gezielte Fragen, während er die Anruferin beruhigt. Auf seinem Bildschirm sieht er die Anfahrtszeit: „In zweieinhalb Minuten sind Rettungswagen und Notarzt vor Ort.“ Währenddessen organisierte sein Kollege Jan Schmolk einen Krankentransport für eine ältere Dame. Der nächste Notruf folgt sofort – erneut Brustschmerzen. „Unsere erste Frage ist immer nach dem Ort des Notfalls“, erklärt Kreisbrandinspektor Marcell Büttner. „Sollte die Verbindung abbrechen, wissen wir zumindest, wohin wir die Einsatzkräfte schicken müssen.“
Im Durchschnitt erreichen die Leitstelle 60 bis 70 Notrufe täglich. Nicht alle sind berechtigt. „Vor allem montags oder mittwochnachmittags, wenn die Arztpraxen geschlossen haben, rufen manche mit Beschwerden an, die nicht akut sind“, berichtet Adamietz. Auch Eltern melden sich besorgt, weil ihr Kind Fieber hat, oder Patienten erwarten, mit dem Rettungswagen schneller in die Notaufnahme zu gelangen. „Was viele nicht bedenken: Ein Rettungswagen ist dann bis zu anderthalb Stunden gebunden und fehlt für echte Notfälle“, betont das Team.
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Die Zahl der Notrufe hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Vor fünf Jahren waren es 18.500, während der Corona-Pandemie stieg die Zahl auf über 28.000. Aktuell sind es rund 24.000 pro Jahr. Darunter befinden sich oft kritische Einsätze: Mehrmals wöchentlich leiten die Mitarbeiter Angehörige telefonisch zur Reanimation an. „Heute Vormittag hatten wir schon einen solchen Einsatz“, sagt Schmolk. Sogar Geburten werden gelegentlich telefonisch begleitet. „Sechs Minuten nach dem Notruf war das Kind da“, erinnert sich Adamietz.
Die Disponenten der Leitstelle arbeiten rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Doch was passiert bei einem großflächigen Stromausfall, wenn die Leitstelle nicht erreichbar ist? Wer hilft dann? Wie kann sich die Bevölkerung selbst schützen? Antworten darauf gibt das Vogelsberger Amt für Gefahrenabwehr in einer neuen Informationsreihe zum Bevölkerungsschutz. In der nächsten Ausgabe wird über die verschiedenen Alarmtöne und ihre Bedeutung berichtet.
Hintergrund:
Europäischer Tag des Notrufs
Der Tag des Europäischen Notrufs wird seit 2009 jedes Jahr am 11.2., um die 112 in ganz Europa bekannter zu machen. Dieser Notruf gilt in der Europäischen Union, aber auch in Andorra, auf den Färöer-Inseln, in Island, Liechtenstein, Norwegen, San Marino, in der Schweiz, Türkei, Vatikanstadt, in Bosnien und Herzegowina und Russland.
Wie setze ich einen Notruf ab
Die Mitarbeiter der Leitstelle fragen bei der Meldung die wichtigsten Daten ab.
- Wo ist der Ort des Notfalls?
Ganz wichtig: Straßenname, Hausnummer, Name bzw. Firma und Art des Gebäudes, Hauseingang, Etage und Informationen zu möglichen Zufahrtswegen. Falls der Notfallort schwer zu finden ist, ist es hilfreich, wenn eine Person an der Straße wartet und den Sanitätern den Weg weist.
- Was ist passiert?
Der Anrufer beschreibt die Notfallsituation sowie Art und Anzahl der Verletzungen, die Symptome und den Zustand der Betroffenen. Liegen lebensbedrohliche Krankheiten vor, sollte mitgeteilt werden, seit wann sich die verletzte Person in dem Zustand befindet.
- Wie viele Personen sind betroffen?
Je nach der Anzahl der Verletzten müssen unterschiedlich viele Fahrzeuge alarmiert werden. Auch die Information, ob Kinder betroffen sind, ist wichtig.
- Wer meldet den Notfall?
Name und Telefonnummer des Anrufers sind nötig, damit die Leitstelle den Anrufer gegebenenfalls noch einmal kontaktieren kann.
- Warten auf Rückfragen.
Erst wenn der Mitarbeiter der Leitstelle alle benötigten Informationen hat, darf der Anrufer auflegen.
Wann rufe ich welche Nummer an?
- Die 112 ist die Notrufnummer für alle lebensgefährlichen Situationen, wenn man selbst oder eine andere Person in einer akuten Notlage ist und sofort Hilfe benötigt.
- Wenn man sich hingegen krank fühlt, erkältet ist, oder wenn einem einfach nur übel ist, dann sollte man sich zuerst an die Hausarztpraxis wenden.
- Wenn die Hausarztpraxis geschlossen ist, dann ist die 116 117 anzuwählen. Dort kann man mit einem Arzt sprechen, die Beschwerden schildern und die weitere medizinische Versorgung beraten.
- Bevor der Rettungsdienst verständigt wird, sollten sich Patienten mit minderdringlichen Beschwerden eigenständig zum Hausarzt begeben, sich von Familie oder Freunden fahren lassen oder ein Taxi rufen. (wal)
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