![Christel Östreich verabschiedet sich nach 43 Jahren im Marta-Mertz-Haus in den Ruhestand](https://i0.wp.com/nh24.de/wp-content/uploads/2025/02/Hep-250116-749767-b.jpg?resize=300%2C200&ssl=1)
©Foto: Stefan Betzler / nh
SCHWALMSTADT-TREYSA. Nach 43 Jahren im Marta-Mertz-Haus, davon 34 Jahre als Leiterin, ist Christel Östreich im Januar in den Ruhestand gegangen.
„Meine Arbeit hat mir immer Freude bereitet und sich stetig weiterentwickelt. Ich war eng mit ihr verbunden“, sagt die 66-Jährige. Bereits im vergangenen Februar hätte sie in den Ruhestand gehen können, entschied sich jedoch für eine zehnmonatige Verlängerung. „Es war die richtige Entscheidung, noch zu bleiben – und es ist jetzt die richtige Entscheidung, zu gehen.“
Während ihrer Zeit als Leiterin erlebte Östreich verschiedene strukturelle Veränderungen im Haus. Ihr Leitprinzip blieb dabei stets die wertschätzende Zusammenarbeit mit Bewohnern und Team. Ein gemeinsames Mittagessen im Speisesaal, Wichteln in der Adventszeit, Weihnachtsfeiern oder Ferienfreizeiten waren feste Bestandteile des Zusammenlebens. „Wir haben eine erfolgreiche Betreuungsarbeit geleistet, weil wir immer einen guten Kontakt hatten. Das Marta-Mertz-Haus genießt in Hessen einen guten Ruf, worauf ich sehr stolz bin.“
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Das Haus entstand als deutschlandweit einmaliges Modellprojekt zur Nachsorge suchtkranker Menschen. Initiiert wurde es vom Freundeskreis Treysa, heute Freundeskreis Schwalm e. V., um Betroffene zu stabilisieren. „Ich habe damals in Fulda Soziale Arbeit studiert, mein Professor begleitete das Modellprojekt wissenschaftlich. Ich absolvierte hier mein Jahrespraktikum, wurde 1982 als Sozialarbeiterin angestellt, machte eine Zusatzausbildung in Sozialtherapie – und bin geblieben.“
1990 übernahm die Hephata Diakonie das Marta-Mertz-Haus sowie weitere Einrichtungen des Vereins. Zeitgleich übernahm Östreich die Leitung und war fortan auch in der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen, der Arbeitsgemeinschaft Freundeskreise sowie in der Mitgliederversammlung der Hephata Diakonie aktiv.
Mit ihrem Engagement initiierte sie zahlreiche Projekte, darunter die Winterwerkstatt und die Integration des Hauses in das Stadtteilleben. Gemeinsame Sommerfeste mit der benachbarten Kindertagesstätte, Schachturniere, Kindergeburtstage auf der hauseigenen Kegelbahn oder die Nutzung des Gebäudes als Wahllokal stärkten den Austausch mit der Umgebung.
Die vergangenen zehn Monate brachten Herausforderungen, etwa die minutengenaue Leistungsabrechnung und die fortschreitende Digitalisierung. „Jetzt beginnt eine neue Zeit, das sollen Jüngere übernehmen. Ich kann meine Aufgaben beruhigt übergeben.“
Für die Zukunft plant Östreich eine Auszeit. „Ich möchte wie im Urlaub leben, reisen und wandern.“ Sie war bereits mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis Peking unterwegs, bereiste Australien, Armenien und Georgien sowie die Seidenstraße. Zudem bleibt sie kommunalpolitisch aktiv und setzt ihr Engagement in der SPD sowie als Wahlvorsteherin fort.
Im kommenden Monat wird sie für ihr ehrenamtliches Engagement mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. „Auch künftig werden für mich die Worte von Wilhelm von Humboldt eine große Rolle spielen: ‚Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.‘“