Fußball und Politik sind Mannschaftsport
LOHFELDEN. Lohfelden hat mit Bürgern der Gemeinde, Vereinsvorständen, Kommunalpolitikern, Geschäftsleuten, Menschen aus dem öffentlichen Leben, zahlreichen Ehrengästen aus Landes- und Bundespolitik das neue Jahr eingeleitet und den erfahrenen Fußballprofi sowie erfolgreichen Bundesliga-Trainer André Schubert sprechen lassen.
Sein Thema. „Fußball und Politik – Parallelen und kleine Unterschiede“. Begrüßt wurden die Gäste und Protagonisten vom Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Norbert Thiele, der hofft, dass der alle belastende Krisenmodus schnellstmöglich endet und fragte: „Was macht das mit unserem Selbstwertgefühl?“ Gezänk und Auflösung der Ampel zeigten, dass das Hängen an alten Strukturen nicht immer richtig ist. Mit Kants kategorischem Imperativ fragte er nach dem Prinzip moralischen Handelns: „Folgt das einer Maxime oder dient es anderen, eigenen Interessen?“ Eine rhetorische Frage mit der Antwort: „Handele nur nach der Maxime, was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Wenn sich Demokratie zur Autokratie wandelt, brauchen wir mehr gute Demokraten und Ehrenamtliche.“
Uwe Jäger: 2025 ist auch Chance
Bürgermeister Uwe Jäger stellte fest, man müsse effizienter werden, angesichts großer Aufgaben. Bildung und Aufklärung täten dabei gut. 2025 sei auch eine Chance für Zusammenhalt, Mut, positiven Geist: „Gemeinsam können wir vieles erreichen!“
André Schubert verschob dafür extra seinen Skiurlaub um einen Tag. Er hat sich gefreut, einmal zum Thema Politik sprechen zu dürfen, weil ihn das so wahnsinnig reizt. In den 90er-Jahren ist er für den FSC Lohfelden in der Oberliga aufgelaufen, als das Nordhessenstadion noch ganz anders ausgesehen hat als heute. In Lohfelden spielt Schubert jetzt immer noch aktiv Tennis. Politik macht den Sportprofi oft sprachlos. Ein Bundeskanzler, der Führung verspricht aber die Bestellung vergisst. Friedrich Merz, der sich als Millionär zur Mittelschicht zählt. Robert Habeck, der sich komplizierter als Kant und Hegel artikuliert. Christian Lindner, der sich selbst zum Albtraum für die Linksgrünen erklärt. Oder Alice Weidel, die aus Hitler einen Kommunisten macht.
André Schubert: „Geht es auch eine Nummer kleiner?“
Geht es auch eine Nummer kleiner, fragt der Fußballlehrer. Fußball ist ein Mannschaftssport. Da gibt es verschiedene Aufgaben. Nur mit Häuptlingen kann man kein Spiel gewinnen. Verschiedene und gegensätzliche Charaktere prägen und formen eine Mannschaft. Als Beispiele beschreibt er seine ehemaligen Spieler Granit Xhaka, den jungen, undisziplinierten Gerechtigkeitsfanatiker oder den ruhigen, souveränen Markus Kröschel.
Seine Spieler in Paderborn, Gladbach oder St. Pauli waren ehrlich, gerecht, gute Zuhörer, Klartextsprecher, für alle verständlich, bereit, andere glänzen zu lassen und mussten nicht ständig erklären, wie toll sie sind. Gute Fußballer sind demütig und dankbar.
Abgestiegen, aber schuldenfrei?
Auf der anderen Seite, erklärt er pointiert, sieht er Politiker, die sich wie die kleinen Kinder beschimpfen und wehleidig über das Schicksal klagen. Trainer sagen immer, „Wir erwarten einen starken Gegner, eine gute Mannschaft“ und dann erzählen sie, was sie tun müssen, um ihn zu besiegen. Über die eigene Mannschaft klagen sie nicht, ein schwacher Gegner zu sein, der alles falsch macht. Wenn Lindner Bundesligamanager wäre, wäre sein Verein jetzt abgestiegen, aber schuldenfrei.
Auf die Polarisierung folgt die Versöhnung. Auch im Fußball gibt es Auseinandersetzungen, aber man reicht sich immer wieder die Hand. Wie kann man miteinander, wenn man sich so anschreit? Weniger Moral empfiehlt Schubert den Politikern auch in angeschlagenen Kommunen. Dafür mehr Ethik und wo immer man ist, Fairness.
Thomas Ackermann: „Lukas in den Ruhestand, Jim Knopf remigriert“
Der Kreisbeigeordnete Thomas Ackermann nahm den Ball volley, den Schubert ins Feld gespielt hatte. Man blicke auf ein Jahr zurück, das vieles verlangt, aber auch zusammengeschweißt habe. „Spielen wir vernünftig miteinander?“ Die Erwartung, dass der Staat funktioniert werde immer größer, die Bereitschaft selbst etwas zu tun, nehme gleichzeitig ab, klagte er über die Haltung der Bürger. Der Kreis müsse alles stemmen, bekomme aber nur 16 Prozent refinanziert.
„Wir wollen gute Krankenhäuser, aber wir bedauern die Kosten.“ Selbst private Träger wollen kaum noch Kliniken betreiben. Die Probleme lägen nicht in Lohfelden und nicht im Kreis Kassel, sondern weiter oben, beschwerte er sich. Aber „wir haben die Gefahr bei VW abwenden können“, freute er sich. Insgesamt müsse der Staat Ansprüche auf den Prüfstand stellen. Zur Demografie und Migration fällt ihm ein Vergleich ein: „Lokomotivführer Lukas geht in den Ruhestand und Jim Knopf wird remigriert …“
documenta auf richtigen Weg gebracht und Ehrenbriefe ausgehändigt
Minister Timon Gremmels erwähnte für die Ehrenrettung der Politik von jenen, die sich wöchentlich 80 Stunden mit großer Inbrunst für das Beste einsetzen und immer mehr Anfeindungen und Bedrohungen erleben. Politik macht auch nicht alles richtig, aber „Jeder, der es anders will, kann mitmachen.“ Beim letzten Neujahrsempfang in Lohfelden war sein letzter Tag als MdB. Als Minister war es ihm wichtig, die documenta auf richtigen Weg zu bringen und für das Staatstheater einen Interimsbau zu finden. „Wenn Demokratie angegriffen wird, sind Kunst und Kultur besonders wichtig …“.
Anschließend wurden zwei Ehrenbriefe des Landes Hessen ausgehändigt an Katrin Schmidt und Megdi Tafoski. Für stimmungsvolle Musik unter dem Motto „Beswingt ins Neue Jahr“ sorgte das Orchester Lohfelden unter der Leitung von Manfred Schmelz. Norbert Thiele ermunterte in seinem Schlusswort André Schubert, in seinem Wohnort Baunatal in der Kommunalpolitik mitzumachen. (Rainer Sander)