AKTUALISIERT (Erstmeldung von Montag, 14:34 Uhr)
HOMBERG (EFZE)-ALLMUHTSHAUSEN. Nach einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg hat der Wildpark Knüll vorsorglich für Besucher geschlossen. Damit soll der Tierbestand vor einer möglichen Ansteckung geschützt werden. Das Virus wurde am vergangenen Freitag erstmalig seit 1988 bei einer Wasserbüffelherde in Brandenburg nachgewiesen.
Das Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit hat Tierparks empfohlen, Streichelzoos zu schließen und Besucher von Paarhufern wie Schafen, Ziegen oder Wildschweinen fernzuhalten. Auch das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt unterstützt diese Maßnahmen.
„Da wir die Besucher aufgrund der offenen Gehege nicht von den Klauentieren fernhalten können, mussten wir den Park vorerst schließen“, erklärte der Erste Kreisbeigeordnete Jürgen Kaufmann. Besonders gefährdet seien Wildschweine, Schafe, Ziegen sowie Rot-, Dam- und Muffelwild. Ziel sei es, die Tiere zu schützen und eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. (wal)
Maul- und Klauenseuche: Gefährliche Tierseuche mit globaler Bedeutung
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vorwiegend Paarhufer wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen betrifft. Auch verschiedene Wildtiere, darunter Hirsche und Antilopen, können sich infizieren. Die Krankheit wird durch das Maul- und Klauenseuche-Virus (FMDV) ausgelöst und zählt weltweit zu den gefürchtetsten Tierseuchen. Obwohl Menschen in der Regel nicht erkranken, können sie das Virus als Überträger verbreiten.
Die Maul- und Klauenseuche breitet sich rasch aus. Eine Übertragung erfolgt sowohl durch direkten Kontakt zwischen infizierten Tieren als auch über die Luft, kontaminierte Futtermittel, Wasser oder Gegenstände wie Kleidung und Fahrzeuge. Besonders problematisch ist, dass das Virus unter kühlen und feuchten Bedingungen lange in der Umwelt überleben kann, wodurch es in landwirtschaftlichen Betrieben ein großes Risiko darstellt.
Infizierte Tiere zeigen typische Symptome wie Fieber, verstärktes Speicheln sowie Blasenbildung im Maul, an der Zunge, den Klauen und am Euter. Die Blasen platzen nach kurzer Zeit auf und verursachen schmerzhafte Wunden. Dies führt bei den Tieren zu Nahrungsverweigerung, Lahmheit und einem starken Rückgang der Milchproduktion. Schweine sind oft besonders an den Klauen betroffen, während Schafe und Ziegen mildere Symptome zeigen, was die Diagnose erschweren kann.
Eine Behandlung der Maul- und Klauenseuche ist nicht möglich. Sobald ein Verdachtsfall festgestellt wird, greifen strenge Bekämpfungsmaßnahmen. Dazu gehört die Tötung aller infizierten und möglicherweise infizierten Tiere sowie umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen im betroffenen Betrieb. In Deutschland wird keine routinemäßige Impfung gegen die Maul- und Klauenseuche durchgeführt, da das Risiko eines Ausbruchs durch strenge Überwachung und Präventionsmaßnahmen gering gehalten wird.
Die rechtlichen Grundlagen zur Bekämpfung der Seuche sind im Tiergesundheitsgesetz sowie in der Tierseuchenverordnung geregelt. Da die Maul- und Klauenseuche zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen gehört, muss jeder Verdachtsfall unverzüglich den zuständigen Behörden gemeldet werden. Die Behörden leiten dann entsprechende Maßnahmen ein, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche kann verheerende wirtschaftliche Folgen haben. Neben den direkten Verlusten durch die Tötung der Tiere kommt es häufig zu Exportbeschränkungen für landwirtschaftliche Produkte. Besonders der Handel mit Fleisch, Milchprodukten und lebenden Tieren wird stark eingeschränkt. Ein bekanntes Beispiel für die gravierenden Auswirkungen eines Ausbruchs war der Seuchenzug in Großbritannien im Jahr 2001. Damals mussten rund sechs Millionen Tiere getötet werden, um die Verbreitung der Seuche einzudämmen.
Auch Deutschland war in der Vergangenheit mehrfach betroffen. Der letzte größere Ausbruch ereignete sich im Jahr 1988. Seitdem wird großer Wert auf Prävention gelegt. Dazu gehören umfassende Hygienemaßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben, die strikte Kontrolle von Tiertransporten sowie ein intensives Monitoring durch Veterinärbehörden.
Die Maul- und Klauenseuche bleibt jedoch eine Bedrohung, insbesondere in Regionen mit intensiver Nutztierhaltung. Internationale Organisationen wie die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und die Europäische Union setzen sich daher für eine koordinierte Bekämpfung und Prävention ein. Die Seuche zeigt, wie wichtig ein funktionierendes Tierseuchenmanagement ist, um sowohl die Gesundheit der Tiere als auch die wirtschaftliche Stabilität der Landwirtschaft zu sichern. (wal)