Afrikanische Schweinepest breitet sich in Südhessen aus
KASSEL. Die Situation der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Südhessen und den angrenzenden Bundesländern bleibt ernst. Seit dem Ausbruch im Juni 2024 wurden in Hessen insgesamt 2202 Wildschweinkadaver geborgen. Wie der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Kassel mitteilt, waren davon bis zum 30. Dezember 2024 insgesamt 692 Tiere positiv auf das Virus getestet.
Die meisten Infektionen wurden in einem eingegrenzten Kerngebiet rund um die Landkreise Groß-Gerau, Bergstraße und Darmstadt-Dieburg festgestellt. Anfang Dezember kamen weitere positive Fälle im Rheingau-Taunus-Kreis nahe Eltville hinzu. Zudem gab es neue Nachweise außerhalb des bisherigen Kerngebiets, östlich der A 5 und der B 3. Daher wird derzeit geprüft, weitere Zäune im Odenwald zu errichten, um eine weitere Ausbreitung nach Osten zu verhindern, wie Umweltdezernent Thomas Ackermann informiert.
Ackermann betont, dass die jüngsten Entwicklungen die Wichtigkeit umfassender Vorbereitungen auf einen möglichen Ausbruch im Landkreis Kassel unterstreichen.
Infektionswege und Präventionsmaßnahmen
Das Virus wird vor allem durch den Kontakt mit Kadavern infizierter Tiere, Speiseabfälle oder Schweinefleischprodukte übertragen. Auch indirekte Wege, wie über Fahrzeuge, Jagdausrüstung oder Kleidung, spielen eine Rolle. Für Menschen ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich, auch der Verzehr kontaminierten Fleisches stellt kein Gesundheitsrisiko dar.
Dr. Sabine Kneißl, Leiterin des Fachbereichs Veterinärwesen und Verbraucherschutz, warnt vor der Gefahr eines sogenannten Punkteintrags: „Besonders gefährlich sind unbedacht entsorgte Fleischprodukte von infizierten Wild- oder Hausschweinen. Diese könnten das Virus unkontrolliert verbreiten.“ Der Fachbereich appelliert daher erneut, Speisereste nur in geschlossenen und wildschweinsicheren Müllbehältern zu entsorgen.
Landkreis Kassel setzt auf mobile Einheiten und digitale Unterstützung
Der Landkreis Kassel hat in den vergangenen Jahren umfangreiche Vorbereitungen für den Ernstfall getroffen. Eine ASP-Sachverständigengruppe fungiert als landkreiseigene Taskforce und steht im ständigen Austausch mit den zuständigen Stellen und Betroffenen in Südhessen. Erfahrungen aus anderen betroffenen Regionen fließen in die Präventionsmaßnahmen ein.
Seit einer großangelegten Seuchenübung im September 2024 wurde die Ausstattung weiter verbessert. So wurde eine Seuchenorganisations-App eingeführt, um die Dokumentation im Ausbruchsfall effizient zu gestalten. Zudem sind Schulungen zur Bergung infizierter Wildschweine durchgeführt worden.
Eine geplante mobile Wascheinheit für Suchhunde und Fahrzeuge soll ebenfalls dazu beitragen, die Seuchenverschleppung zu verhindern. „Mit dieser mobilen Einheit können wir Fahrzeuge, insbesondere die Reifen, direkt vor Ort desinfizieren“, erklärt Ackermann.
Landwirte und Jäger weiterhin zur Vorsicht aufgerufen
Dr. Christina Werner, Fachdienstleiterin der Tierseuchenbekämpfung, fordert Landwirte im Landkreis Kassel auf, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren: „Die sogenannte ASP-Risikoampel der Universität Vechta bietet eine hilfreiche Orientierung. Sie ist online verfügbar und ermöglicht es Landwirten, mögliche Schwachstellen zu erkennen.“
Auch Jagdausübungsberechtigte werden gebeten, verstärkt auf sogenannte Indikatortiere wie Fallwild, Unfallwild oder krank erlegtes Schwarzwild zu achten. Diese Kadaver sollten dem Fachbereich gemeldet und Tupferproben entnommen werden.
„Wir müssen schneller handeln als die Seuche, um die Ausbreitung frühzeitig einzudämmen“, mahnt Ackermann. Nur durch präventives Handeln kann die Seuchenbekämpfung im Ernstfall erfolgreich sein. (wal)
2 Kommentare
Es ist sehr unanständig, dass dieses Virus uns erreicht, wir werden uns alle unterhaken, da wird er von selbst verschwinden.
ich fürchte die Übertragung vom Tier auf den Menschen hat bereits bei einigen Menschen stattgefunden.