SCHWALMSTADT-TREYSA. Spiele, die Kinder mit und ohne Behinderung gleichermaßen begeistern: Diese Idee steckt hinter dem vom Land Hessen geförderten inklusiven Spielmobil, das der Verein „Rote Rübe“ aus Kassel derzeit testet.
Die Hephata Diakonie mit ihren inklusiven Wohngruppen im Dina-Zöllner-Weg 2 und dem Horschmühlenweg 18 bildet zwei von 20 Einsatzorten, die das inklusive Spielmobil hessenweit anfährt.
„Die Idee ist hervorragend, ein Spielmobil inklusiv zu machen“, sagt Matthias Kolb, Regionalleiter Mitte der Jugend-, Familien- und Berufshilfe, als er die Kinder beim Spielen mit Drehorgel, Kugelmaler, riesigen Pool-Nudeln oder der Fühlbox beobachtet. Kinder, die nicht sprechen, nicht gut hören, geistig oder körperlich beeinträchtigt sind sowie Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Bindungsstörungen – die Bandbreite des Inklusions-Projekts ist groß, doch beim Besuch des Spielmobils scheint dies keine Rolle zu spielen.
Nicht die Behinderung, sondern der Mensch solle beim Projekt der inklusiven Jugendhilfe im Vordergrund stehen, und genau dies komme bei dem inklusiven Spielmobil zum Tragen – die ruhige Stimmung und die Freude in den Gesichtern der Kinder sei der beste Beweis, so Kolb. Je ein Dutzend Kinder im Alter von 5 bis 21 Jahren probieren an zwei Nachmittagen das inklusive Spielmobil aus.
Es sei das erste Spielmobil in Deutschland, das inklusiv arbeitet, so Constanze Richter, Leiterin des Vereins Spielmobil „Rote Rübe“, der seit 1990 in Kassel Spiel-, Sport- und Kreativangebote für Kinder in benachteiligten Stadtteilen anbietet. „Für uns bilden die 20 Einsätze eine Testphase, an der wir schauen können, wie das Spielmaterial angenommen wird“, sagt Amelie Mönch vom Verein Spielmobil Rote Rübe. Mit einem riesigen, kunterbunt angemalten Transporter ist sie zum Stammgelände der Hephata Diakonie angereist.
Mit dabei Pascal Heußner und Andreas Munk, beides Produktdesigner aus Kassel, die die verschiedenen Spielideen entworfen und gebaut haben. Auch „Press to Play“ gehört dazu, ein Kreislaufwirtschaftsspiel, bei dem die Kinder aus natürlichem Material Steine pressen können – bis das Material aus geht und wieder zurück in den Ursprung verwandelt werden muss. „Die Idee bei diesem Modul ist, durch aktives Spielen Dinge wie die begrenzte Verfügbarkeit von Ressourcen zu erleben“, so Pascal Heußner. „Alles, was Kinder aufnehmen, werden sie verarbeiten und daraus lernen“, ist der Produktdesigner überzeugt. Bei dem inklusiven Spielmobil komme es besonders darauf, dass die Spielideen für Kinder mit und ohne Behinderung gleichermaßen zugänglich seien. „Für uns ist es daher sehr interessant zu sehen, wie die Kinder die Spielangebote aufnehmen, wo wir noch etwas verbessern können“, sagt Andras Munk.
„Das Angebot des inklusiven Spielmobils passt sehr gut zu dem Projekt Inklusion, was seit 2021 den Aufbau einer inklusiven Jugendhilfe verfolgt“, ist Hanna Eisenacher überzeugt. Durch einen Hinweis von Teamleitern Bettina Röder-Niemand hatte sie den Kontakt zum Verein Rote Rübe geknüpft. „Ich finde es schön, dass wir bei der Entwicklung eines inklusiven Spielmobils mitwirken können und damit auch eine Kooperation mit dem Verein Rote Rübe schaffen konnten.“ Auch die Hephata-Jugendhilfe lerne in dem Projekt täglich dazu, so die Projektleiterin: „Inklusion kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam das Ziel von Gleichberechtigung und Teilhabe verfolgen.“ Der Besuch des Vereins Rote Rübe kam bei den Kindern gut an. Nora, 11 Jahre: „Das Spielmobil war cool. Wir haben neue Spielsachen kennengelernt und das hat echt Spaß gemacht. Die Leute vom Spielmobil waren nett und hilfsbereit und haben mit mir die neuen Spiele gespielt. Das Spielmobil soll auf jeden Fall wiederkommen.“
Das Bild
Inklusive Spiele im Praxis-Test (v.l.): Matthias Kolb (Regionalleitung Jugendhilfe), Hanna Eisenacher (Projektleiterin Inklusion), Amelie Mönch (Rote Rübe), Bettina Röder-Niemand (Teamleiterin), Pascal Heußner und Andreas Munk (Produktdesigner). (pm)