Christoph Sieber zu Gast in Lohfelden
LOHFELDEN. Kabarettisten fällt es gerade leicht, Themen zu finden, schwer ist es hingegen, die Zielgruppe der Entscheidungsträger dieses Landes – auch anderer Länder – mit Pointen zu übertreffen. Christoph Sieber versteht es in Lohfelden – und sicher anderen Spielorten – das Geschehen satirisch zu interpretieren und humorvoll zu sezieren.
„Ich brauche kein Weihnachtsgeschenk“, verrät er Bürgerhaus am Loh den mehr als 200 Besuchern, die den Kabarettisten einmal nicht am Bildschirm, sondern live erleben wollten, „ich spiele in Lohfelden!“ Auf der Tour werden noch ein paar Weihnachtsgeschenke dazu kommen, denn sie ist noch nicht zu Ende. Dabei funktioniert ein festes Programm nur bedingt, die Ereignisse überschlagen sich gerade. Die FDP war zwar schon länger Thema, aber „mit der Partei hätte ich alles in Verbindung gebracht, nur nicht den D-Day“. Manchmal muss Geschichte eben neu geschrieben werden, real und kabarettistisch.
Die Zukunft kommt gar nicht … ?
Alles wird gut? Nun droht Friedrich Merz, und dazu „sagt die Zukunft, dann komme ich nicht“. In Amerika gibt es jetzt Kreuzfahrten, die 4 Jahre dauern. Da fahren bestimmt auch Deutsche mit, die Friedrich Merz überbrücken wollen. Resümee: „Wir schaffen das“ war gestern das Motto, heute heißt es: „wir sind schon geschafft!“
Zeitlos und stets aktuell ist der gesunde Menschenverstand. Oder? „Nichts“, so Sieber, „nervt mehr als der gesunde Menschenverstand. Der kommt immer nur den anderen abhanden …“ Es ist auch nicht ganz einfach: „Der Verstand sagt, es ist blöd, zu viel Auto zu fahren. Er sagt aber auch, es ist mit dem Fahrrad zu weit nach Bad Salzuflen.“ Die entscheidende Frage ist: Warum überhaupt nach Bad Salzuflen fahren?
Der Verstand und das Gehirn
Der Verstand ist auch verantwortlich für die Atombombe und den Fahrplan der Bundesbahn. Eigentlich ist das Gehirn eine ganz arme Sau … Das Lustzentrum und der Verstand streiten zudem pausenlos. In der Steinzeit war das Gehirn so programmiert: So viel Beeren wie möglich wenn’s Beeren gibt! Heute machen wir das immer noch so mit den Gummibären. Mit solch einem Gehirn wollen wir die Probleme der Welt lösen?
Dem Publikum gefällt‘s am Freitagabend in Lohfelden, auch wenn Sieber den Spiegel hinhält. „Das Internet ist das Mittelalter, der Pranger ist wieder da! Ich kenne kein Problem, das bei Facebook gelöst wurde …“ Wir leben in Zeiten, in denen der Hass mehr Rendite bringt als die Liebe … „Ich bin polarisierend heute“, sprach’s und schließlich: „Der Weck ist das Ziel!“ Oder doch das Dönerbrötchen? (Rainer Sander)