Festkommers der Karnevalsgesellschaft im Bürgerhaus
LOHFELDEN. „Was für eine Zahl, was für eine Zeit“, begann Theresa Altrogge die Moderation der Festveranstaltung zum 75. Geburtstag der ersten Großen Karnevalsgesellschaft in Lohfelden und erinnerte an Menschen, die sich engagiert haben und ohne die 75 Jahre gefeiert werden könnten.
Papa, Prinz und Präsident Frank Altrogge erinnerte an den 29. Oktober 1949 im Gasthaus Sturm, als ein paar Karnevalsbegeisterte eine Abteilung im Sportverein FSK gründeten. Mitglied, so stand es in den ersten Statuten, darf jeder männliche Bürger der Gemeinde Lohfelden werden, der mindestens 25 Jahre alt ist. Heute tanzen bereits die Kindergartenkinder in den Garden und schon 1956/57 wurden die Frauen gebeten einzutreten. Es entstand sogar ein Frauenkarneval, der später an die SPD abgegeben wurde, die allerdings bis heute bei ihren Veranstaltungen unterstützt wird.
„Lohfelden Aleu“ wurde geboren
Ein paar Besonderheiten passierten, die Frank Altrogge schildern konnte. Ein Karnevalsruf musste gefunden werden und so entstand aus dem Kölner Alaf und dem Düsseldorfer Helau – mit schönstem Lohfeldener Humor – das Aleu für den Karneval am Loh.
Erzählt wurden bei der Festveranstaltung auch ein paar Anekdoten, als beispielsweise 1975 bei einem Tanzwettbewerb Lohfelden disqualifiziert. Einige Garde-Tänzerinnen waren zu jung. Sogar einen Ausschluss-Antrag gab es. Das führte schließlich zu einem Vereinigungsprozess. Mit Karl Heinz Faulstich an der Spitze waren die Lohfeldener schließlich 1976 federführend gemeinsam mit der Großenritter Carnevals Gesellschaft Gründungsmitglied der Interessengemeinschaft Karneval Nordhessen (IKN).
Heiko Rudolph sprach für den Karnevalsverband Kurhessen (KVK): „75 Jahre“, so der Präsident, „machen demütig“ und ohne die Lohfeldener gäbe es den Karneval in Nordhessen nicht.
Bürgermeister Uwe Jäger: „Karneval lebt in der Gemeinde!“
Aktuell trainieren jetzt 7 Gruppen. Der Dienstag ist in Lohfelden in allen Hallen der Trainingstag. Bürgermeister Uwe Jäger ist Ehrenpräsident und unterstützt den Verein. In einem Grußwort erinnerte er daran, dass der 9. November Erinnerungspotenzial an mehrere Ereignisse in Deutschland hat, von der Abdankung Kaiser Wilhelms, über die Reichskristallnacht bis zum Mauerfall. „Die Gründer“, findet der Bürgermeister, „haben einiges richtig gemacht. Karneval lebt in der Gemeinde!
„Nichts ist so ernst wie der Karneval!“ Mit diesen Worten zitierte er Karl-Heinz Faulstich und erinnerte damit daran, dass eine Menge sehr ernsthaft engagierte Menschen den Karneval tragen. Der Verein hat keine Nachwuchssorgen. Die Politiker hängen am lustigen Treiben und lassen sich gerne den Spiegel vorhalten. Im Karneval kann man Frank und frei reden. Was ihn freut: der Karneval ist ausgesprochen demokratisch und offen für alle Schichten. Weil der nicht mehr hören, wie viele Strumpfhosen eine Session kostet, hat er dem Verein für das Bürgerhaus jetzt einen Tanzboden „spendiert“.
Viele Ehrungen und Geschichten
Und weil der Karneval eben die Politik und die Obrigkeit stets gerne karikiert, sind auch viele Orden entstanden. Von denen gab es vergangenen Samstagabend jede Menge. Heiko Rudolph brachte für den Bund Deutscher Karneval eine Fahnenschleife mit zum Loh. FSK-Vorsitzender Bernd Hirdes sagte, „Unser Reichtum sind die Menschen! 90 Kinder und Jugendliche sind aktiv im Karneval und er weiß wer die Kulissen schiebt und die Kinder schminkt…
Karl-Heinz Faulstich trommelte Prinzenpaare und Kinder-Prinzenpaare aus den vielen Jahren zusammen. Auch getanzt wurde im Bürgerhaus. Tanzmariechen Rebecca Bernhard weihte den neuen Tanzboden ein. Die Eulengarde und die Präsidentengarde zeigten ihre Schautänze, die Prinzengarde einen Marschtanz.
Der Karneval hat viele Geschichten erzählt in Lohfelden und dabei selbst 75 Jahre lang Geschichte geschrieben. Am vergangenen Wochenende ist der Hoppeditz wieder erwacht und die Session hat begonnen … (rs)