SCHWALMSTADT-TREYSA. Beim Arzt-Patienten-Seminar in der Hephata-Klinik anlässlich des Welt-Schlaganfall-Tages referierte Dr. Sven Fuest, Chefarzt der Hephata-Neurologie, über Ursachen, Risiken und Präventionsmöglichkeiten von Schlaganfällen.
Der Vortrag im großen Vortragsraum der Klinik, organisiert unter dem Titel „Wie kommt es zu einem Schlaganfall und wie kann ich versuchen, dem vorzubeugen?“, beleuchtete verschiedene Aspekte der Vorsorge und gab den Anwesenden praktische Hinweise, um das Risiko eines Schlaganfalls zu verringern. Anschließend stand Dr. Fuest den Besuchern für Fragen zur Verfügung.
„Ein gesunder Lebensstil kann das Schlaganfall-Risiko deutlich senken, auch wenn keine Garantie besteht, vollständig geschützt zu sein“, erklärte Dr. Fuest. Die Stroke Unit der Hephata-Klinik, eine von zwei neurologisch geführten Schlaganfall-Einheiten im Schwalm-Eder-Kreis, betreut jährlich rund 300 Patienten und bietet eine rund um die Uhr verfügbare Versorgung. Die Einheit umfasst 13 Betten und wird von einem interdisziplinären Team betreut, das unter anderem Ärzte, Pflegekräfte, Logopäden sowie Ergo- und Physiotherapeuten umfasst.
Bedeutung der wohnortnahen Akutversorgung
Dr. Fuest hob die Bedeutung der zeitnahen Akutversorgung bei einem Schlaganfall hervor: Bereits Sekunden nach dem Eintreten des Schlaganfalls verlieren die betroffenen Nervenzellen ihre Funktion. Nach drei Minuten setzen die ersten irreversiblen Schädigungen ein, und nach zehn Minuten sind Teile der betroffenen Nervenzellen meist unwiederbringlich verloren. Die schnellstmögliche Behandlung kann jedoch die Schädigungen des angrenzenden Gewebes erheblich reduzieren und dauerhafte Beeinträchtigungen minimieren.
Die Hephata-Klinik setzt hier vorrangig auf die Lyse-Therapie. Dabei handelt es sich um ein Medikament, das Blutgerinnsel auflöst, die als häufigste Ursache für einen Schlaganfall gelten. Diese Therapie ist jedoch nur innerhalb der ersten vier bis sechs Stunden nach Symptombeginn wirksam, wodurch Zeit ein entscheidender Faktor bleibt. Bei der selteneren Art eines Schlaganfalls, die durch Hirnblutungen verursacht wird – etwa infolge von Kopfverletzungen oder Aneurysmen – bietet die Hephata-Klinik eine qualifizierte Notfallversorgung und bereitet die Patienten auf die Verlegung in spezialisierte Zentren vor.
Kooperation in einem Netzwerk
Als Mitglied im „NeuroNetz Mitte“ arbeitet die Hephata-Klinik eng mit 14 weiteren Kliniken in Nordhessen und angrenzenden Regionen zusammen. In diesem Netzwerk, das von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft zertifiziert ist, werden Diagnose und Behandlung komplexer Schlaganfälle abgestimmt. „Sollte eine erweiterte Versorgung nötig sein, etwa für eine Operation, können wir eine Erstversorgung gewährleisten und den Patienten für weitere Behandlungen beispielsweise nach Kassel verlegen“, so Fuest. Die meisten Schlaganfall-Patienten könnten jedoch direkt in der Hephata-Klinik versorgt werden.
Risikofaktoren gezielt reduzieren
„Es gibt Faktoren, die jeder beeinflussen kann, wie Blutdruck, Cholesterinwerte, Diabetes oder Rauchen“, erklärte Dr. Fuest. Dabei verwies er auf regelmäßige Check-ups und die Bedeutung eines gesunden Lebensstils. „Selbst nach vielen Jahren profitiert der Körper von einem Rauchstopp.“ Neben dem Verzicht auf Nikotin und der Reduktion von Alkohol-, Salz- und Zuckerkonsum könne auch regelmäßige Bewegung eine präventive Wirkung entfalten: Bereits fünf Einheiten Bewegung zu je 30 Minuten pro Woche – etwa durch Nordic-Walking oder Hausarbeit – könnten das Schlaganfall-Risiko um 25 Prozent senken. „Eine rechtzeitige Lebensstiländerung kann helfen, die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls signifikant zu verringern“, betonte Dr. Fuest.
Früherkennung mit der BE-FAST-Regel
Zum Abschluss stellte Dr. Fuest die „BE-FAST-Regel“ vor, die es ermöglicht, Schlaganfall-Symptome frühzeitig zu erkennen:
- B (Balance): Plötzliche Gleichgewichtsstörungen,
- E (Eyes): Plötzliche Sehstörungen,
- F (Face): Ein herabhängender Mundwinkel beim Lächeln,
- A (Arms): Schwierigkeiten, beide Arme ausgestreckt und gleich hoch zu halten,
- S (Speech): Sprachstörungen und undeutliche Aussprache,
- T (Time): Die Zeit spielt eine wichtige Rolle, denn eine schnelle Reaktion kann das Ausmaß der Schädigung minimieren.
Hintergrund zum Welt-Schlaganfall-Tag
In Deutschland erleiden jährlich rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Er gilt nach Herzinfarkten und Krebserkrankungen als dritthäufigste Todesursache, wobei etwa 40 Prozent der Betroffenen langfristige Einschränkungen in ihrem Alltag hinnehmen müssen. Der Welt-Schlaganfall-Tag wurde 2006 von der „World Stroke Organization“ ins Leben gerufen und findet jährlich am 29. Oktober statt, um auf die Krankheit und Präventionsmöglichkeiten aufmerksam zu machen.
Das nächste Arzt-Patienten-Seminar in der Hephata-Klinik ist dem Thema Parkinson gewidmet und findet am 16. Januar 2025 von 18 bis 20 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. (wal)
Das Bild
Dr. Sven Fust beim Vortrag beim zweiten Arzt-Patienten-Seminar der Hephata-Fachklinik für Neurologie am 29. Oktober. (wal)