Großes Finale und/oder Zukunftsidee?
SCHWALMSTADT. So kreiert man Meilensteine und Erinnerungen für die Ewigkeit! Mit viel Pulverdampf und Knalleffekten ging das Mega-Fest um den Festungsgeburtstag und das zeitidentische Konfirmationsjubiläum auf der Böllerwiese grandios zu Ende. Die Soldaten des Herzogs von Braunschweig waren als Angreifer gekommen und stürmten die Festung.
Eine mehrfach spektakulär abgeschossene Kanone, ein Fünf-Pfünder, wie sie im Spätmittelalter sowie im 30-jährigen und 7-jährigen Krieg benutzt wurde, half nicht gegen die Angreifer mit gleichwertigem Geschütz. Es war der Zeitrahmen, in dem die Festung Ziegenhain entstanden ist und genutzt wurde. Den Napoleonischen Truppen wurde sie später ohne Gefechte übergeben.
Pulverdampf und Kanonendonner in der Waffenverbotszone
Echte Kugeln wurden in der eigentlichen Waffenverbotszone rund um die JVA selbstverständlich nicht abgeschossen. Trotzdem wurden auch die Vorderlader der Soldaten mit Zündhütchen und Schwarzpulver geladen. Die Mündungsfeuer waren beeindruckend, die Geräuschkulisse respekteinflößend und die Darstellung sehenswert. Verletzt wurde niemand, auch die gefallenen Soldaten durften beim Schlussappell zum Ausklang auf dem Paradeplatz wieder mitspielen.
Bürgermeister Tobias Kreuter war – nach zwei Tagen in festlich-historischem Gewand – diesmal in Zivil mit Familie unterwegs. Stadtmanager Achim Nehrenberg wurde als Gast gesichtet, von seinen wichtigen Aufgaben hat ihn die aufwändigste Veranstaltung der Stadt seit dem Hessentag 1995 nicht abgelenkt. Mit ihnen waren 6.000 Menschen in den Festungsbereich geströmt. Sie erfreuten sich – wie bereits am Samstag – wieder an historischem Handwerk, Händlern, Soldaten und verweilten in den zahlreichen Tavernen.
Gelungene Veranstaltung und große Akzeptanz
Fast alle waren begeistert von der perfekten Organisation dieser Riesenveranstaltung, die sich über das gesamte Festungsgebiet erstreckte und in der unzählige Vorführungen sowie Darstellungen der Konfirmation, der Kartoffelverbreitung und historischer Szenen koordiniert werden mussten. “Wir haben noch nie so viel Lob von so vielen Seiten bekommen und nicht den Eindruck, dass nur so dahingesagt war. Es war zu spüren, dass die vielen Besucher riesige Freude dran hatten und es wirklich auch genossen haben“, sagen Gerhard Reidt und Markus Stübing, die 1,5 Jahre lang kaum etwas anderes getan haben, als dieses Event akribisch zu planen. Allein das Sicherheitskonzept umfasst 48 Seiten.
„Dass die Veranstaltung finanziell aufgegangen ist und zur touristischen Perspektive der Festung und der Konfirmation beitragen wird, ist das eine. Das andere sind die Emotionen der vielen Menschen, denen wir offensichtlich viel Freude bereitet haben. Das ist der größte Erfolg der Veranstaltung“, ergänzen beide und sprechen damit für den gesamten Vorstand des „Verein zur Förderung der Konfirmationsstadt“, mit Dekan Christian Wachter an der Spitze. Am meisten freut es die Veranstalter, dass sie so viele Schwälmer Vereine für die Sache gewinnen konnten und alle mit viel Herzblut dabei waren. Da mag – angesichts der sichtbar vorbehaltlosen Akzeptanz – der Gedanke keimen, dass es dabei nicht bleiben sollte.
Geht noch mehr?
Der „Groß-Marktmeister“ der Ziegenhainer Feste, Gerhard Reidt (Kirmes, Weihnachtsmarkt), stellte im Gespräch zwar fest, dass er mit 82 Lebensjahren für ein 500. Jubiläum nicht mehr zur Verfügung stehen wird und eine nächste Generation jetzt schon nachgewachsen sein müsste, aber vielleicht geht es ja ein bisschen kleiner und dafür regelmäßiger? Wenn sich mit dem sehr jungen Markt „Ziegenhain vom Feinsten“ weder in der alten noch der neuen Variante genügend Menschen wirklich identifizieren können, drängt sich eine regelmäßige Veranstaltung zu den Themen der Stadtgeschichte eigentlich auf und würde vielleicht Festrivalitäten befrieden … Diese Vorlage war jedenfalls ein prächtiges Geschenk des Vereins an die Konfirmationsstadt. (rs)
5 Kommentare
Alles in allem ein gelungenes Fest, wenn es einige Zuschauer mehr gegeben hätte ,noch besser. Es wurden einige eventuell doch von den Eintrittspreisen abgehalten. Hätte mir gewünscht, daß etwas mehr auf Senioren, Kinder usw. gestaffelte Preise geachtet worden wäre, einige wären Abends doch noch als Gäste erschienen. Denke so an Kassel , Herbstausstellung, ab 16.00 Uhr – verbilligt, ebenso für Rentner und Schüler. Wenn ich dann so an das Wetter denke , Dienstag und heute, Petrus ist wohl doch ein Schwälmer, da ist die Stadt wohl doch mit einem blauen Auge davon gekommen. Da wäre einiges ins Wasser gefallen. Glück gehabt.
Herr Sander, durch die Bank wirklich gute Berichte. Ich war erst skeptisch was das Jubiläum angeht, weil ich mit der (bisher) klobigen und altbackenen leicht verstaubten Geschichte nicht wirklich was anfangen konnte. Tatsächlich wurde das das Organisationsteam und insbesondere Herrn Reidt und Herrn Stübing eine absolute Punktlandung erzielt! Durchgehend habe ich von Freunden die aus weiter Weg kamen und Schwälmern nur positives gehört. Eine absolute Top-Werbung für die Stadt! Was mich natürlich zu einem Gedanken anregt: Man stelle sich vor Herr Reidt/Herr Stübing hätte die Möglichkeiten die die WTS grundsätzlich bietet (bezahltes Personal und ein gutes Budget). Vielleicht sollte man mit ihnen Reden ob nicht die Möglichkeit besteht, selbstverständlich nicht unbezahlt, entweder bestehende Feste sinnvoll neu zu beleben oder neue Feste zu Veranstalten. Jahr für Jahr wird sich immer über diese WTS aufs neue beschwert, dabei liegt die Lösung vor uns und hat eindrucksvoll bewiesen wie man auch aus alten Themen was erfrischend neues hochqualitatives machen kann. Ich will nicht großartig gegen die WTS und den Stadtmanager schießen, die haben oft genug ihre Watschen (oft auch zurecht) bekommen. Aber unserem Magistrat und dem Bürgermeister dürfte doch mittlerweile ein Lichtchen aufgehen, dass diese finanziell topausgestattete Abteilung leider nicht diese Richtung einschlägt bei der man wirklich einen Fortschritt für die Stadt erkennen kann. Das Festungsjubiläum war durch diese Umsetzung aus marketingtechnischen Gesichtspunkten ein sechser im Lotto. Man stelle sich vor was man für die ganze Stadt erreichen könnte. Wär ich Bürgermeister würde ich mich aufjedenfall Bemühen die beiden Personen in irgendeiner Weise so viel (sie auch auch wollen…) einzubinden. Wegen mir gerne als Führungsstellen
Meine Überschriften sind ja immer etwas zweideutig …
Finde es richtig und wichtig, dass sie es nicht scheuen auch mal den Finger in die Wunde zu legen, bitte bleiben Sie dabei! Vom Schönreden und Augen verschließen allein wird sich nie was zum besseren ändern. Danke!
48 Seiten Sicherheitskonzept für ein paar Absperrungen und vereinzelte uniformierte Streifen. Respekt. Daran krankt Deutschland.Zuviel Theorie und oft zu wenig Praxis. Hier allerdings war genug Polizei da, die Überstunden für sich generieren mussten.
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