WILLINGSHAUSEN. „Hellmuth hätte es sehr gefallen“, resümierte Dorothee Pranz, die Witwe des Künstlers, bei der Vernissage der „Retrospektive Hellmuth Pranz“ in der „Neustädter Sieben“. Dies war das größte Kompliment, das die Kultur-Initiative-Willingshausen (KIWI) zur Eröffnung der Ausstellung erhalten konnte.
Hellmuth Pranz’ Werke frieren oft unschöne Momente des Lebens ein, wie den Schnitt bei der morgendlichen Rasur oder die schleichende Umweltverschmutzung durch Abwasserflüsse in Kanälen. Diese großformatigen Darstellungen behaupten sich in der Welt der schönen Bilder und zeigen, dass Kunst mehr sein kann als nur ästhetisch ansprechend. „Die Arbeiten von Hellmuth Pranz zeigen sehr eindrücklich, dass Kunst durchaus eine tiefergehende Aufgabe erfüllen kann, als nur schön zu sein“, so der KIWI-Vorsitzende Jörg Haafke.
Besonders eindrucksvoll sind Pranz‘ Bilder, die sich mit dem Tod als ständigem Begleiter auseinandersetzen. Sechs Werke aus seinem elfteiligen Zyklus „Totentanz“ sind in der Ausstellung zu sehen, darunter Darstellungen des Todes im Tanz mit einer jungen Frau und dem Tod, der ein Neugeborenes wiegt. Diese oft verdrängten Themen zwingt Pranz uns mit seiner Kunst zu betrachten.
Die KIWI-Kaffeetafel in der zusätzlich hergerichteten ehemaligen Backstube lud die Besucher ein, sich intensiv mit den Bildern auseinanderzusetzen.
Einen wesentlichen Beitrag zur Veranstaltung leistete BreeZe, eine Sängerin aus Schrecksbach, die zwei einfühlsame Balladen über das Weiterleben nach schwerem Verlust vortrug. Ihre Werke, ebenso wie viele von Pranz, haben keine Titel und sollen die Zuhörer und Betrachter dazu einladen, sich in die Themen zu vertiefen und die künstlerische Botschaft aufzunehmen.
Gerhard Pranz, der jüngere Bruder des Künstlers, initiierte spontan die Ausstellung in Willingshausen und erzählte, dass Hellmuth schon in seiner Kindheit und Jugend mit den Erwartungen an einen „ordentlichen Werdegang“ kämpfte. Über die Lektüre von Sartre und anderen Autoren erschloss sich ihm eine Welt der Fragen, Widersprüche und des Zerbrechlichen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. September und ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden für den Betrieb der „Neustädter Sieben“ sind jedoch willkommen. (Jörg Haafke/wal)