Michael Kashour findet neue Heimat und Berufung bei Hephata
SCHWALMSTADT. Michael Kashour beschreibt sein Leben nach der Flucht 2015 aus Syrien: „Hephata hat mir eine Zukunft, Liebe und Bildung gegeben.“
Er absolvierte die Erzieherausbildung an der Hephata-Akademie, lernte dort seine Ehefrau kennen und ist heute Teamleiter der Wohngruppe Bienenkorb für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der Hephata-Jugendhilfe in Schwalmstadt-Treysa.
Dass Kashour eines Tages in diesem Arbeitsumfeld tätig sein würde, war für ihn nicht abzusehen. „In Syrien habe ich Bankkaufmann gelernt und eine Schauspielschule besucht“, sagt er. Nach seiner Flucht nach Deutschland lebte er zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft in Oberaula und entdeckte dort sein Interesse für den pädagogischen Bereich. „Es gab einen netten Helferkreis, von dem mir mehrere Personen sagten, dass der Beruf als Erzieher etwas für mich sei“, erinnert sich der heute 30-Jährige.
Es folgte ein sechsmonatiges Praktikum an der Hermann-Schuchard-Schule Hephatas, das den Beginn seiner bis heute andauernden Verbindung zu Hephata markierte. „Wenn man einmal in Hephata ist, steckt man drin“, sagt er mit einem Lachen.
Zwischen 2017 und 2020 absolvierte er die Ausbildung zum Erzieher an der Akademie. Sein einjähriges Berufspraktikum machte er in der Tagesförderstätte im Adam-Martin-Weg auf dem Hephata-Stammgelände. Während der Corona-Pandemie arbeitete er an verschiedenen Stellen und konnte so wertvolle Kontakte knüpfen.
Obwohl Kashour zwischenzeitlich bei einem anderen sozialen Träger arbeitete, blieb seine Verbindung zu Hephata bestehen. „Ich war und bin auch heute noch Gast-Dozent für Theaterpädagogik an der Akademie“, sagt er. Anfang 2024 kehrte er dann zu Hephata in seiner heutigen Funktion als Teamleiter der Wohngruppe Bienenkorb zurück und studiert neben seinem Job Theaterpädagogik in Teilzeit in Heidelberg.
Lothar Eberhardt, Geschäftsbereichsleiter der Jugend-, Familien- und Berufshilfe Hephatas, betont den großen Mehrwert der Beziehung zwischen Hephata und Michael Kashour. „Wir sind sehr froh, Michael Kashour für die Wohngruppe gefunden zu haben. Er stellt eine deutliche Bereicherung für die Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen dar. Sowohl das Team als auch die Jugendlichen profitieren sehr davon“, sagt Eberhardt.
An seiner Arbeit und seinem Umfeld schätzt Kashour vor allem den persönlichen Austausch. „Die Menschen kennen dich und wissen, wer du bist. Man läuft über den Campus und grüßt sich“, sagt er. Gleiches gilt für seine Arbeitsstelle im Bienenkorb. „Wir sind ein tolles Team und verstehen uns sehr gut. Mit den Jugendlichen kommen wir bestens klar, was die Arbeit erleichtert.“
Dass er nicht mehr als Bankkaufmann arbeitet, findet Kashour nicht schlimm. „Ich mag es nicht, nur im Büro zu sein“, sagt er. Jetzt habe er einen guten Ausgleich zwischen Schreibtisch und Aktivität. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Weg, den ich gegangen bin, und auch stolz auf mich selbst.“
Hintergrund zur Wohngruppe Bienenkorb:
Mit seinen fünf Kollegen kümmert sich Michael Kashour in der Jugendhilfe-Wohngruppe Bienenkorb um insgesamt zwölf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die jungen Männer im Alter zwischen 15 und 17 Jahren stammen aus verschiedenen Herkunftsländern wie Afghanistan, Syrien, Somalia und Albanien und sind vor Gewalt, Krieg und Verfolgung geflohen. In der Wohngruppe Bienenkorb werden sie Tag und Nacht betreut und gefördert. (wal)
1 Kommentar
Das ist mal eine gut gelungene Integration.
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