SCHWALMSTADT-TREYSA. Die Soziale Rehabilitation der Hephata Diakonie, die Menschen mit psychischen und/oder Sucht-Erkrankungen im Wohnen und Arbeiten unterstützt, hat den Berufsbildungsbereich ihrer Werkstätten neu strukturiert und ausgebaut.
Dies wird seit April auch mit dem Standort im Treysaer Walkmühlenweg 9, zwischen Joneleit und Textil Palme, sichtbar. Dort fand kürzlich ein Tag der offenen Tür mit rund 80 Gästen statt.
Im Berufsbildungsbereich (BBB) qualifizieren sich alle Klienten, die neu in die Werkstätten für Menschen mit psychischen Behinderungen und/oder Suchterkrankungen der Sozialen Rehabilitation einsteigen, für die Teilhabe am Arbeitsleben. Der BBB dauert längstens 27 Monate. Der praktische Teil ist in den verschiedenen Werkstätten der Sozialen Rehabilitation angesiedelt. Der theoretische Teil war dies früher auch, ist aber nun zentral in Treysa verortet.
„Der heutige Tag wurde durch ein Gemeinschaftswerk möglich“, so Dr. Michael Gerhard beim Tag der offenen Tür. Er bedankte sich vor allem beim Team um Ute Sieber, das den Aufbau des neuen Standortes maßgeblich mitgetragen habe. Gerhard beschrieb in Folge die Phasen einer Achterbahnfahrt, die denen der Umsetzung eines neuen Konzeptes oftmals glichen: „Wenn man davor steht, denkt man: Ganz schön hoch. Man steigt ein, ist angespannt, glaubt, alle anderen haben keine Angst. Zwischendurch denkt man, hätte man das nur nicht gemacht. Doch nach der nächsten Kurve macht es Spaß, auch wenn es manchmal rumpelt.“ Er wünschte den Klienten und Mitarbeitern einen gut Start, „sie brechen mit der Teilnahme an unserem neuen Konzept in neue Zeiten auf“.
Michaela Landgrebe, stellvertretende Geschäftsbereichs- und Werkstattleiterin, erinnerte daran, dass die ersten Gespräche zum Treysaer Standort im Sommer 2022 stattfanden, Ende 2022 der Bauantrag gestellt wurde und nach einem guten Jahr Bauzeit, der neue Standort bezugsfertig gewesen ist. Sie dankte dem Team vor Ort und wandte sich an die Klienten: „Wir bauen Bildung und Qualifizierung aus, gestalten sie interessanter, um Ihnen Wege aufzuzeigen, die Sie gehen können.“ Ute Sieber forderte Kolleg*innen, Klient*innen und Gäste dazu auf: „Lassen Sie uns gemeinsam den Neuanfang und das Gebäude feiern. Wie alles hier ist es mit viel Liebe und Leidenschaft zubereitet“ und spielte damit auch auf das Catering des Hofguts Halbersdorf der Sozialen Rehabilitation an.
Im Anschluss gab es Führungen durch das Gebäude. In diesem finden sich ein Aufenthaltsraum mit Küchenzeile, Ess- und Sitzmöglichkeiten, zwei Seminarräume mit PC-Arbeitsplätzen für 24 Personen, ein Funktionsraum mit PC-Arbeitsplätzen, ein Ruheraum und drei Büros. Hier finden alle theoretischen Teile des BBB einmal pro Woche an festen Tagen statt. An den übrigen vier Tagen absolvieren die Klient*innen die Praxisteile in den WfbMs oder in einem Betrieb. Zusätzlich zu Ute Sieber arbeiten neun Berufsbildungsbegleiter*innen in Voll- oder Teilzeit sowie eine Sachbearbeitung im BBB. Ute Sieber: „Neben der praktischen Tätigkeit wird die theoretische Qualifizierung auch in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung immer wichtiger. Deshalb investieren wir mehr Zeit in die Vermittlung des theoretischen Wissens zu einem Arbeitsfeld. Idealerweise streben wir einen Wechsel auf den sogenannten ersten Arbeitsmarkt an. Das gelingt aber nicht in jedem Fall. Dann ist vielleicht ein Betriebsintegrierter Beschäftigungsplatz (BiB) oder ein vollständiger Wechsel in die WfbM das Richtige. Das ist bei jedem Menschen individuell zu sehen.“
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Hintergrund Berufsbildungsbereich (BBB): Das erste Jahr im BBB findet in vier unterschiedlichen Arbeitsfeldern statt, die die Klienten selbst wählen können, oder in Kooperation mit Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes. Zur Auswahl stehen Landwirtschaft/Garten- und Landschafsbau, Holz und Holzverarbeitung, Hauswirtschaft, Produktionshilfe für Lebensmittel und Non-Food sowie EDV. Nachdem die Klienten die vier Wahlmodule durchlaufen haben, können sie im zweiten Jahr ein Arbeitsfeld vertiefen. (pm)