WILLINGSHAUSEN. Die schlechte Nachricht zuerst: Die Ausstellung „200 Jahre Kinder in der Willingshäuser Malerkolonie“ in der Kunsthalle Willingshausen wird am Sonntag aufgrund von Bauarbeiten geschlossen. Ursprünglich sollte die Ausstellung bis Sonntag, den 14. Juli, zu sehen sein.
Die gute Nachricht: Die Ausstellung bleibt noch bis Sonntag, den 30. Juni, bis 17 Uhr geöffnet.
Gezeigt werden mehrere Dutzend Bilder von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 15 Jahren.
Die Ausstellung präsentiert einen faszinierenden Vergleich zwischen den Werken der Willingshäuser Künstler und den Arbeiten, die in den Malkursen für Kinder und Jugendliche entstanden sind. Die Bilder der Kinder zeigen inspirierte und fantasievolle Interpretationen der ausgestellten Werke, darunter auch Ludwig Emil Grimms „Annlies Stamm“ (1824).
Unter dem Motto „Kunst für uns“ finden regelmäßig Workshops für Kinder in Willingshausen statt, die sich an den aktuellen Ausstellungen orientieren. Es werden Intensivkurse angeboten, in denen die Kinder die Ausstellungsthemen in ihre eigene Lebenswelt übertragen und kreativ interpretieren können. Ziel ist es, spielerisch verschiedene Maltechniken zu erlernen. Angeleitet und pädagogisch begleitet wurden die Kinder von Angela Schäfer, Mitarbeiterin Bunte Wege, und Ulli Becker-Dippel.
Am Samstag (15 Uhr) wird die Ausstellung noch mal um 360 Bilder erweitert, die im Rahmen des Projekts „Zaunkunst“ mit der Rotkäppchenschule entstanden sind. Diese Bilder werden am Zaun des Außengeländes aufgehängt.
Hintergrund: Künstlerkolonie Willingshausen
Die Künstlerkolonie Willingshausen gilt als die älteste noch bestehende Künstlerkolonie Europas und hat eine lange und bedeutende Geschichte, die bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreicht. Gegründet wurde sie 1824 durch den Maler Gerhardt Wilhelm von Reutern und Ludwig Emil Grimm. Beide Künstler waren fasziniert von der ländlichen Idylle und den authentischen, bäuerlichen Motiven, die sie in Willingshausen fanden.
Im Laufe der Jahre zog die Künstlerkolonie zahlreiche namhafte Künstler an, die hier ihre Sommer verbrachten, um die unverfälschte Natur und das dörfliche Leben zu malen. Willingshausen entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum der Malerei, in dem Künstler wie Carl Bantzer, Otto Ubbelohde, Heinrich Otto und viele andere arbeiteten und lebten.
Die künstlerischen Werke, die in Willingshausen entstanden, spiegeln oft das alltägliche Leben der Dorfbevölkerung wider. Die Künstlerkolonie prägte die Genre- und Landschaftsmalerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts maßgeblich. Dabei wurden oft Kinder und junge Menschen als Motive gewählt, die in Porträts und Alltagsszenen die Lebenswelt der damaligen Zeit widerspiegelten.
Heute setzt die Künstlerkolonie Willingshausen ihre Tradition fort, indem sie sowohl historische Werke ausstellt als auch zeitgenössische Künstler fördert. Die Kunsthalle Willingshausen und das Gerhardt-von-Reutern Haus sind zentrale Orte für Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen. Besonders die Förderung von Kindern und Jugendlichen spielt eine wichtige Rolle in der aktuellen Museumsarbeit. Unter dem Titel „Kunst für uns“ werden regelmäßig Workshops und Intensivkurse angeboten, die junge Menschen ermutigen, sich kreativ auszudrücken und verschiedene Maltechniken kennenzulernen.
Die Künstlerkolonie Willingshausen bleibt ein lebendiges Zeugnis der Kunstgeschichte und ein inspirierender Ort für Künstler und Kunstliebhaber gleichermaßen. (wal)
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1 Kommentar
Leider, leider und zu unserem allergrößten Bedauern müssen wir die Ausstellung „200 Jahre Kinder in der Willingshäuser Malerkolonie“
wegen anstehender, nicht aufschiebbarer und dringender Bauarbeiten in der Kunsthalle beenden. Die Vereinigung „Malerstübchen Willingshausen e. V.“ hat aus ihrem Bestand mit die ältesten Gemälde zur Ausstellung beigesteuert, die wir aber durch notwendige
Bauarbeiten keiner Gefährdung aussetzen werden. Das wäre unverantwortlich, ist aber zu verschmerzen.
Was aber ist mit den vielen Bildern der Kinder und der Jugendlichen, die seit 2015 entstanden sind? Auf die alle so stolz sind. Die Kinder
selbst, Eltern, Großeltern, Geschwister, Paten, Onkel und Tanten. Muss diese Ausstellung auf den Gefühlen und den Emotionen unserer Kleinsten beendet werden?
Ich möchte an dieser Stelle den Antworten nicht vorgreifen.
Für den Vorstand der Vereinigung „Malerstübchen Willingshausen e. V.“
Paul Dippel, Vorsitzender
Die Vereinigung „Malerstübchen Willingshausen e. V.“ bittet stellvertretend um Entschuldigung!
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