Private Sammlung über Polizeiarbeit im Wandel der Zeit
FRITZLAR-CAPPEL. Kleine Museen sind oft sehr besondere Museen. Ganz auf sich allein gestellt, hat Klaus Werner ein eigenes Museum aufgebaut. Bereits während seiner aktiven Zeit als Polizist hat er damit begonnen, alles zu sammeln, was mit seinem Beruf zusammenhängt und in Regalen, Schaukästen oder auf Schaufensterpuppen ausgestellt werden kann.
Also nichts, was schießt oder eine Garage braucht. Alles andere findet man hier im Fritzlar Stadtteil Cappel. Abzeichen, Schulterklappen, Wappen, eben alles, was Polizisten, ihre Dienstherren, Dienstgrade und die Art der Polizei kennzeichnet, findet sich reichlich. 150 Jahre Polizeigeschichte. Ob Schutzpolizei, Wasserschutzpolizei, Bahnpolizei oder Grenzschutz, Polizisten haben stets eine andere Aufgabe und sind in ihrer Funktion klar erkennbar.
In diesem Museum wird noch einmal die Zeit lebendig, in der alle Städte in Deutschland noch ihre eigene Polizei hatten. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg war das von den Alliierten auch genau so vorgesehen, damit sich in Deutschland nicht noch einmal eine zentral gelenkte staatliche Polizei entwickeln kann. Als Vorbild diente das US-amerikanische Polizeisystem.
Als die Städte noch eigene Polizei hatten
So gibt es Abzeichen auch von Städten aus dem Schwalm-Eder-Kreis und weil es noch keine Gebietsreform gegeben hat, beispielsweise auch getrennt von Treysa und Ziegenhain. Die Uniformen sind vielfältig, je nach Dienstart. So haben Bereitschaftspolizisten schon immer ganz andere Kleidung getragen als Streifenpolizisten oder Bahnpolizisten. Klaus Werner hat einige davon in seiner Dienstzeit selbst getragen und kann allen von Ihnen Geschichten erzählen. Auch aus der Zeit, als die ersten Polizistinnen ausgestattet werden mussten.
Schon vor der Eingangstür beginnt Polizeigeschichte. Neben dem Eingang des 2018 extra für den Museumszweck gekauften Gebäudes hinter seinem Wohnhaus steht ein Polizeimelder, wie sie in den Fünfziger-, Sechziger- und noch Siebziger-Jahren überall im Stadtbild zu sehen waren. 1956 wurden die grünen Geräte auf der „Internationalen Polizeiausstellung“ in Dortmund erstmals vorgestellt. Hinter dem Chassis befand sich ein ganz normales Telefon der Deutschen Post.
Verhaftet und eingesperrt
Betritt man das Gebäude, so offenbart sich eine Alltagssituation aus einer kleinstädtischen Polizeiwache. Ein Polizist verhört eine junge Frau. Werner überlässt es seinen Besucherinnen und Besuchern, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob sie Zeugin ist, Beschuldigte oder vielleicht Komplizin? Im Hintergrund steht ein alter Fernschreiber und vor dem Schreibtisch alte Telefon- und Funktechnik. Direkt daneben ist die Zelle für die Delinquenten. Davor hängen Handschellen und Fußschellen.
Im nächsten Raum stoßen wir auf eine kleine Gedenkstätte. Sorgfältig hat der Museumsbesitzer die Namen und Todeszeitpunkte aller deutschen Polizisten recherchiert, die in Ausübung ihres Dienstes gestorben sind. Darunter auch die beiden an der Startbahn West – bei Unruhen – getöteten Polizisten Klaus Eichhöfer und Thorsten Schwalm. Persönlich gekannt hat er sie beide und man merkt ihm noch heute Betroffenheit an.
Polizei in düsteren Zeiten und Fehlproduktionen
Auch die Polizei der DDR und aus dem Dritten Reich ist dargestellt. Klaus Werner legt Wert auf Vollständigkeit und auch die dunklen Zeiten der deutschen Geschichte gehören dazu. Von den Zeiten noch davor zeugen alte Pickelhauben aus Preußen oder Bayern. Und schließlich stößt man auf eine Sammlung alter Polizeiorden und Ehrenzeichen. Diese mussten übrigens noch in der Weimarer Republik von den geehrten und ausgezeichneten Polizisten selbst bezahlt werden.
Mit ein paar Besonderheiten kann das Museum glänzen. In Marburg wurde zum Beispiel eine weiße Uniform getragen, die zwischen den grünen und blauen Kleidungsstücken hervorsticht, und in der Sammlung verstecken sich zwei Fehlproduktionen, in denen das Rot-Weiß des Hessen-Löwen in falscher Reihenfolge wiedergegeben ist. Da muss in der Stickerei jemand zu lange den Thüringer Wappen-Löwen angeschaut haben … Ein paar Mal ist es Herrn Werner bereits passiert, dass Filmproduktionen nach Requisiten fragen. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite. Zu finden und zu erreichen ist das Museum:
Telefon 01577 – 32 64 37 4
Vordergasse 6 – 34560 Fritzlar
E-Mail: klaus.werner-fritzlar@t-online.de.
Der Artikel ist zuerst erscheinen in der Zeitung Schwalm-Eder Spezial der Linus Wittich Medien KG Fritzlar. (rs)
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