KASSEL. Vitos feiert 50 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie. Zum Start ins Jubiläum zeigt ein Blick auf die Zahlen, dass der Fachbereich so gefordert ist wie nie:
Verglichen mit 2018 behandelte Vitos im vergangenen Jahr deutlich mehr Kinder und Jugendliche. Allein im stationären Bereich stieg die Zahl der Patientinnen und Patienten in diesem Zeitraum um 19 Prozent. Vitos arbeitet weiterhin an neuen, bedarfsgerechten Behandlungsmodellen: Kinder und Jugendliche sollen zunehmend auch zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld behandelt werden können, selbst wenn sie schwer erkrankt sind oder sich in einer akuten Krise befinden.
Kliniken verzeichnen steigenden Behandlungsbedarf
In den Vitos Kliniken gibt es vor allem einen Anstieg bei jungen Patientinnen und Patienten mit Angsterkrankungen, mittelschweren und schweren Depressionen sowie Essstörungen. „Die Ursachen für das Entstehen einer psychischen Erkrankung sind immer individuell und von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Ganz allgemein lässt sich aber feststellen, dass die Belastungen für Kinder und Jugendliche zugenommen haben“, sagt Dr. Annette Duve, Klinikdirektorin der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Riedstadt. Sie verweist auf die hohen Erwartungen, mit denen sich Kinder und Jugendliche konfrontiert sehen, und die Herausforderungen, die eine intensive Social-Media-Nutzung mit sich bringen.
Die Zahlen im Einzelnen: Fast 3.700 Kinder und Jugendliche wurden im vergangenen Jahr stationär behandelt, 2018 waren es knapp 3.100. In den Tageskliniken verzeichnete Vitos einen Anstieg um 21 Prozent, dort wurden im vergangenen Jahr fast 1.500 Kinder und Jugendliche behandelt. Die Ambulanzen besuchten mehr als 33.000 Patientinnen und Patienten, ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zu 2018.
Behandlung auch zu Hause möglich
So individuell die Ursachen für eine psychische Erkrankung sind, so vielfältig sind die Behandlungsmöglichkeiten. Vitos hat in den vergangenen Jahren die bedarfsgerechte, multiprofessionelle Behandlung stetig weiterentwickelt. „Mit den Anforderungen an die Behandlung ist auch unser Therapieangebot gewachsen. Wir beziehen heute beispielsweise die Familien sehr eng in die Behandlung ein und haben umfassende Kinderschutzkonzepte implementiert, mit denen wir unsere jungen Patientinnen und Patienten stärken“, sagt Dr. Duve.
Derzeit baut Vitos die stationsäquivalente Behandlung für junge Patientinnen und Patienten aus. Sie stellt eine Alternative zur stationären Krankenhausbehandlung dar. In der Erwachsenenpsychiatrie von Vitos ist diese Behandlungsmöglichkeit, auch als Home-Treatment bekannt, bereits seit einigen Jahren etabliert. Inzwischen gibt es das Angebot auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Die stationsäquivalente Behandlung bietet uns die Möglichkeit, auch die engen Bezugspersonen einzubeziehen. Die Familien können die Behandlung unmittelbar in ihrem Alltag umsetzen“, erklärt Dr. Dietmar Eglinsky, Klinikdirektor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Kassel. Genau wie bei einem Klinikaufenthalt werden die Patientinnen und Patienten von einem multiprofessionellen Team behandelt, das aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften, Psychologinnen und Psychologen sowie Therapeutinnen und Therapeuten besteht.
Ein Blick auf die Anfänge der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Der Weg zu einer bedarfsgerechten Behandlung für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche begann Mitte der 70er Jahre mit der Psychiatrie-Enquete. Zuvor war 1969 in Folge der Studentenproteste eine erste Klinik in Idstein eröffnet worden, deren Trägerschaft der Landeswohlfahrtsverband Hessen übernahm. Erst die Psychiatrie-Enquete und die Gründung der ersten Lehrstühle führten 1974 dazu, dass der Fachbereich aufgebaut wurde und hessenweit Kliniken für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche entstanden, die heute von Vitos betrieben werden. Zuvor waren die jungen Patientinnen und Patienten auf separaten Stationen innerhalb der Erwachsenenpsychiatrie untergebracht. In den neuen kinder- und jugendpsychiatrischen Fachkliniken kamen Behandlungskonzepte zum Einsatz, die die spezifischen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen berücksichtigten. Diese Konzepte wurden in den nachfolgenden Jahren stetig weiterentwickelt; weitere Berufsgruppen brachten ihre Fachkompetenz ein. Neben Ärztinnen und Ärzten und Pflegefachpersonal wurden zunehmend auch Erzieherinnen und Erzieher sowie Psychologinnen und Psychologen einbezogen – inzwischen arbeiten multiprofessionelle Teams an der Behandlung der Kinder und Jugendlichen. In den 1980er und 1990er Jahren eröffneten Tageskliniken und Ambulanzen, sodass psychisch erkrankte Kinder je nach Art und Schwere der Erkrankung eine bedarfsgerechtere Versorgung erhalten konnten.
Heute ist Vitos der größte Anbieter in Hessen für die Behandlung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen. Das Unternehmen betreibt sechs Fachkliniken in Marburg, Herborn, Hanau, Kassel, Eltville und Riedstadt mit insgesamt fast 400 stationären Betten. Eine teilstationäre Behandlung findet in den 19 Tageskliniken statt, die über insgesamt 236 Plätze verfügen. Die 23 Ambulanzen ermöglichen eine wohnortnahe Versorgung für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche.
Blick auf das Jubiläum „50 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie“
Den Start ins Jubiläum „50 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie“ feiert Vitos in Marburg. Am Mittwoch, 5. Juni 2024, findet dort der offizielle Festakt statt. Am Samstag, 22. Juni, veranstaltet die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Marburg ein Fest für Kinder und Familien auf dem Klinikgelände. Anschließend steht im Juni eine Jubiläumsfeier im Rheingau an: Die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Eltville feiert am Montag, 17. Juni, mit einem Festakt ihr 50-jähriges Bestehen auf dem Eichberg. Die Fachklinik in Riedstadt begeht den 50. Jahrestag ihrer Gründung im kommenden Frühjahr. Ebenfalls 2025 wird die Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Herborn 50 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird es dort ein Jubiläumssymposium geben. Die beiden Kliniken in Kassel und Hanau sind jüngeren Gründungsdatums.
Mit einem zentralen Festsymposium, das für den 29. Januar 2025 geplant ist, richtet Vitos den Blick auf die künftige Entwicklung des Fachbereichs und auf die Weiterentwicklung des Versorgungsangebots für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche.
Hintergrund
Über Vitos
Vitos ist der größte Anbieter für die Behandlung von psychisch erkrankten Menschen in Hessen. Das Unternehmen betreibt psychiatrische, psychosomatische und forensisch-psychiatrische Kliniken sowie Einrichtungen der psychiatrischen Rehabilitation. Die begleitenden psychiatrischen Dienste richten sich mit ihrem Angebot an chronisch psychisch erkrankte Menschen.
Neben seiner Kernaufgabe – der Diagnostik und Behandlung psychisch erkrankter Menschen – betreibt Vitos auch eine neurologische Fachklinik in Weilmünster, eine orthopädische Fachklinik in Kassel sowie hessenweit Einrichtungen der Jugend- und Behindertenhilfe.
Vitos ist ein Unternehmen des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen. Zum Unternehmensverbund mit Zentrale in Kassel gehören 17 gemeinnützige Gesellschaften.
11.500 Mitarbeitende erwirtschaften an 114 Standorten einen jährlichen Gesamtertrag von einer Milliarde Euro. Sie behandeln insgesamt 44.000 Patienten stationär/teilstationär und erbringen 300.000 ambulante Behandlungen im Jahr. (pm/wal)