Der „Mitten-im-Jahr-Empfang“ der Volkswagenstadt
BAUNATAL. Kurz vor der Sonnenwende ist mitten im Jahr. Morgen ist Europawahl. Die Dramaturgie passt! Das Motto des Baunataler Jahresempfangs: „Gemeinsam in Europa – ein Bekenntnis für Frieden und Demokratie“. Morgen ist in Baunatal auch Bürgermeisterwahl. Erster Stadtrat Daniel Jung begnügte sich – wegen der Wahl – mit dem Minimum für diesen Abend. Er begrüßte die Gäste!
Geprägt von einem Frosch und zwei Jobs im und am Hals sowie drei intensiven Monaten nutzte er die Gelegenheit nicht, sich noch einmal für das Bürgermeisteramt in Position zu bringen. Er übergab an den Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Reiner Heine, der auch in der „Löwengrube“ stets souverän bleibt humorvoll-besonnen moderiert. Beim Jahresempfang 2024 gab es allerdings weder Streit zu schlichten noch etwas zu moderieren. Durch den Abend führten Kimberly Ziesmann, sonst Sachbearbeiterin im Bereich Kindergärten und Luca Rudolph, neuer Bürgerbeauftragter der Stadt Baunatal.
Termin stand vor der Bürgermeisterwahl fest
Damit blieb ein Schaulaufen der drei Bürgermeisterkandidaten gestern Abend zum Wahlkampf-Finale aus. Einer der Mitbewerber um das Amt, Henry Richter war der Einladung gefolgt. Als dieser Termin geplant wurde, war nicht bekannt, welches Ereignis mit der Europawahl zusammengelegt wird. Erst zu Beginn des Jahres, als die Planung bereits stand, hat Bürgermeisterin Manuela Strube das Rathaus der VW-Stadt Richtung Wiesbadener Ministerium verlassen.
Es geht um Begegnung und Austausch, Verbundenheit und Miteinander sagte Jung. Reiner Heine griff das Thema Europa auf, als er auch den eigentlichen Festredner Prof. Dr. Herrmann Heußner vertreten musste. Grenzen bestünden nur noch auf dem Papier, sagte er. Vermutlich auch in den Köpfen. Selbst ernannte Alternativen seien nicht immer wirklich Alternativen. Im Jahr 2000 habe es in 15 EU-Mitgliedsstaaten einen Schülerwettbewerb gegeben, der das lateinische Motto „in varietate concordia“ (in Vielfalt geeint) hervorgebracht habe.
Wenn die deutsche Hymne in Frankreich eingefordert wird
Freiheit Vielfalt und zunehmender Teamgedanke sprechen für eine starke EU. Wie wertvoll Begegnungen und Kommunikation sind, schilderte er am Beispiel eines Besuches und einer Kranzniederlegung in der französischen Partnerstadt Vire. Als der Musikzug aus Großenritte sich auf das Spielen der Europahymne und der Marseillaise beschränken wollte, forderten die französischen Gastgeber auch die deutsche Nationalhymne. In einer Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sicher nicht selbstverständlich. Baunatal und Europa gehören sowieso zusammen, schon allein wegen des Volkswagenwerkes.
Landrat Siebert: Ein schöner Abend bei euch in Baunatal
Landrat Andreas Siebert freute sich über einen „schönen Abend bei Euch in Baunatal.“ Er sei mit EU Nörgelei groß geworden und habe selbst auch genörgelt, wenn es um die Krümmung von Gurken und Bananen ging. Europäisches Köpfezusammenstecken sei jetzt aber wichtig! KI Regeln sind wichtig! Globale Ordnung ist wichtig! Frieden ist wichtig! Ordnung der Migration ist wichtig! Das Wachstum der rechten Parteien bedeute indes Abschottung und Spaltung. Vor wenigen Tagen habe Frankreichs Präsident Macron „in Deutschland mit uns unser Grundgesetz gefeiert“. Ein wichtiges Zeichen.
Für das wichtige Zeichen innerhalb Deutschlands steht immer wieder Sangerhausens Oberbürgermeister Sven Strauß. Zum letzten Mal sei er in dieser Funktion in Baunatal, das ganz nah sei, aber lange Zeit nicht erreichbar gewesen ist. Man fährt immer noch über die alte Grenze. Freiheit, Einheit und Demokratie muss man verteidigen. Das bedeutet: Miteinander reden und sich austauschen.
Scherben bringen Glück – buntes Rahmenprogramm von Flamenco bis Gospel
Zwischendurch spielte das Heeresmusikkorps Kassel mit seiner Combo, sang der Gospelchor Heaven‘s Voices und tanzte in beeindruckender Weise die Flamencogruppe des KSV Baunatal, die entstanden ist, um die kulturelle Verbundenheit mit der Partnerstadt San Sebastian in Spanien auszudrücken. Ein paar Scherben, die ganz sicher Glück bringen, gab es bei einem Schauwettkampf der Radsportvereine aus Sangerhausen und Baunatal (GSV Eintracht) im Radball. Bis zu 90 Stundenkilometer erreicht die runde Kugel. Sehenswert war, mit welcher Körperbeherrschung und Geschicklichkeit ein Ball mit dem Fahrrad ins Tor befördert werden kann.
In der Stadthalle gab es außerdem Werke der Malschule unter der Leitung von Frau Balkhamishvili zu bewundern. Bei einem Imbiss im Foyer ergaben sich schließlich die vielen Gelegenheiten zum Gespräch und Austausch. (Rainer Sander)