50 Jahre Frielendorf – Ausklang mit Wow-Effekt
FRIELENDORF. Wow! Das hat gepasst! Große Party am Silbersee bei Temperaturen um zehn Grad mit geschätzt (dennoch) 800 Besuchern. Da dürfen wir fragen, wie viele es wohl an einem lauen Sommerabend gewesen wären? Und es haben nicht einmal Rainer Irrsinn gespielt oder Matthias Reim, wie bald beim Hessentag in Fritzlar. Die Band Dezibel stand auf der Bühne.
Sie spielten von Peter Alexander über Matze Reim bis Rammstein, von Linkin Park bis Robbie Williams alles, was man kennt und was mitreißt. Der Weg entlang des Seeufers war mit Lichterketten erleuchtet, die Badeinsel im See wurde mit Kerzen zur Lichterinsel und die aus Bad Zwesten geliehenen bunten Lampen am Badestrand, der zum Festplatz wurde, ließen den Silbersee in der Tat in anderem Licht erscheinen. Die Götter spielten mit und schickten zauberhaftes Licht vom Himmel. Der See wurde vom violetten Schein der Polarlichter erhellt.
Was will man feiern?
Frielendorf ist tatsächlich 827 Jahre alt und der Ortsteil Verna wird nächstes Jahr sogar 1250 Jahre alt. Aber auch das ist nicht ganz sicher. Die Urkundenlage ist wohl nicht ganz eindeutig, und Frielendorf wurde im Jahr 1197 von den Mönchen des Klosters in Spieskappel nicht ins Ohetal gezaubert wie die Polarlichter, sondern lediglich erstmals erwähnt. Es stand schon da. Archäologische Funde belegen, dass Menschen hier schon in der Steinzeit gelebt haben. Vielleicht sogar, als es nicht nur keine Schrift, sondern nicht einmal eine artikulierte Sprache gegeben hat.
Der Marktflecken ist fünf Jahre alt, aber nur der Namenszusatz. Denn der Mark an sich, also der Himmelfahrtsmarkt, hat wohl bereits 330-mal stattgefunden. Auch hier liegt die Tücke in den Urkunden. Handel getrieben haben die Menschen schon Tausende Jahre vorher und das sicherlich auch auf entsprechenden Plätzen. Irgendwann, nämlich immer dann, wenn die Fürsten mitverdienen wollen, wurden Ordnungen erlassen, Märkte genehmigt und damit registriert. Kurzum: Das Alter einer Kommune ist relativ und meistens sieht man es ihr gar nicht an. Aus dieser Zeit existiert nichts mehr. Und wann feiern wir? Immer in der Gegenwart, weil wir hier und jetzt etwas erleben wollen. Das Gefühl, dass etwas schon ganz alt ist, gibt uns einen guten Grund dafür. 50 Jahre Großgemeinde sind zumindest ein schöner Anlass zum Feiern, zumal die 16 Frielendorfer Ortsteile eine Einheit geworden sind.
Frielendorf kann feiern
Frielendorf kann feiern, so lautete ein Slogan, der zwei Dinge ausdrückt: Einerseits, dass es eine Gelegenheit gibt zum Feiern und andererseits, dass die Fähigkeit dazu vorhanden ist. Das erste ist gegeben mit 50 Jahren Frielendorf als Großgemeinde. Für die Eignung des Frielendorfer Publikums zum Feiern von Großveranstaltungen gab es bisher wenige Gelegenheiten, es zu beweisen. Mit dem Empfang am Dienstagabend, einem Himmelfahrtsmarkt mit Extras (beispielsweise Riesenrad und Bühne am Marktplatz) lieferte es bereits zwei Belege dafür. Die Party am Freitagabend war dann der geplante und realisierte Höhepunkt der Jubiläumswoche. Während viele noch damit beschäftigt waren nachzurechnen, welche Jubiläen und Jahrestage zum Feiern geeignet sind, hatten rund 800 Besucher auf der Liegewiese am Silbersee einfach Spaß daran zu tanzen, Musik zu hören, Schoppen zu trinken, Würstchen zu essen, sich zu unterhalten, zu begegnen, in die Augen zu schauen und – nicht zuletzt – neue Kontakte zu knüpfen. Unter 7300 Frielendofern, die vorgestern Abend bewiesen haben, dass sie eine gemeinsame Frielendorfer Identität haben, kennt man sich jetzt etwas besser …
Die Band Dezibel gab sich nicht nur Mühe, sondern traf im wahrsten Sinne des Wortes auf offenen Ohren. So viel Dezibel waren es auch gar nicht. Licht und Ton wurden vom Team um Dennis Krause sauber gemischt. Und wenn zauberhafte Polarlichter schon für ein stimmungsvolles Ambiente sorgen, ohne dass dies jemand hätte planen können, dann stehen Zufall und Schicksal ganz offensichtlich dicht beieinander und offensichtlich auf der richtigen Seite. Die Frielendorfer auch. Man könnte sich glatt an eine Party am Silbersee gewöhnen … (Rainer Sander)