NEUENSTEIN. Im Knüllgebiet setzen sich Mitglieder des Vereins zur Regionalentwicklung dafür ein, die lokale Land- und Lebensmittelwirtschaft durch den gezielten Einsatz von EU-Fördermitteln zu stärken.
Im Rahmen des LEADER-Programms, welches die ländliche Entwicklung fördert, verwalten sie circa 200.000 Euro, die bis 2027 für Projekte im Bereich der Bioökonomie zur Verfügung stehen. Die durchschnittlichen Ausgaben für Lebensmittel betragen etwa 300 Euro pro Monat pro Person. Diese finanziellen Mittel sollen effektiver in der Region eingesetzt werden, um die landwirtschaftliche Direktvermarktung zu stärken, Kooperationen mit lokalen Lebensmittelhandwerkern wie Bäckern und Metzgern zu fördern und gemeinschaftliche Vertriebsformen zu entwickeln.
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Der Vereinsvorsitzende Walter Glänzer betont die Bedeutung der Steigerung regionaler Wertschöpfungskreisläufe im Nahrungsmittelbereich und kündigt an, in den nächsten Wochen Fachleute sowie interessierte Personen aus der Landwirtschaft und der Nahrungsverarbeitung einzuladen, um konkrete Projektideen zu formulieren und weiterzuentwickeln. Interessierte können sich bei Viola Müller-Hanke in der Geschäftsstelle melden, um mehr Informationen zu erhalten oder sich zu beteiligen.
Hintergrund
Hochgerechnet werden in der Region Knüll jährlich 24 Mio. Euro im Jahr für Ernährung ausgeben. Der Einkauf konzentriert sich zu 80 % auf die Filialen der Lebensmittelkonzerne, die ihre Filialnetze auf immer weniger zentrale Orte konzentrieren. Ohne Auto ist Einkaufen auf dem Land praktisch unmöglich.
Zugleich ist festzustellen, dass die Wege der Lebensmittel immer länger werden. Obst und Gemüse kommt überwiegend aus Spanien und Italien, Fleisch und Wurstwaren aus den Tierhaltungsregionen Nordwesteuropas. Die Milch aus dem Knüll wird überwiegend nach Bayern gefahren, bevor die Milchprodukte von dort über die Zentrallager der Lebensmittelhandelsketten in die Filialen verteilt wird. Brot und Backwaren haben teilweise noch längere Wege hinter sich.
Unter ökonomischen Gesichtspunkten ist dieses Nahrungsversorgungssystem hocheffizient und hat in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich zum materiellen Wohlstand beigetragen.
Allerdings werden heute Grenzen sichtbar, die uns veranlassen, die Form unserer Lebensmittelversorgung zu hinterfragen und teilweise neu zu bewerten.
Unser derzeitiges Ernährungssystem verursacht erhebliche Folgekosten, die nicht in den Produktpreisen enthalten sind. Gründe dafür sind:
- CO₂ Ausstoß durch Energieverbrauch (Transport, Verarbeitung, Kühlung usw.)
- Artenschwund durch Veränderung der Bewirtschaftungsweisen in der Kulturlandschaft
- Verlust von Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten in der Landwirtschaft und dem Lebensmittelhandwerk
- Krankheiten durch Fehlernährung mit hoch verarbeiteten Lebensmitteln.
Die nachteiligen Auswirkungen treffen den ländlichen Raum besonders.
Der Strukturwandel in Landwirtschaft und Lebensmittelhandwerk hinterlässt leerstehende Wohn- und Wirtschaftsgebäude und drohenden Verfall ortsbildprägender historischer Bausubstanz. Zudem schwindet die Zahl der Arbeitsplätze vor Ort, mit Auswirkungen auf die Sozialstruktur.
Mit dem Strukturwandel verändert sich die Kulturlandschaft. Durch Zusammenlegungen werden die Parzellen größer und die Nutzungsvielfalt nimmt durch Wegfall „unwirtschaftlicher“ Kulturen (z. B. Sommergetreide) ab.
Sollte sich der aktuelle Preisdruck bei Feldfrüchten (insb. Getreide) fortsetzen und die staatlichen Flächenprämien gekürzt werden, sind die von Natur aus beteiligten Ackerflächen im Knüll kaum noch wettbewerbsfähig zu bewirtschaften. Gleiches gilt für die Bewirtschaftung des landschaftsprägenden Grünlandes. Im Wettbewerb mit Lamm- und Rindfleisch in den Supermarktregalen aus globalen Märkten (Neuseeland, Südamerika) sind wertvolle Landschaftsteils des Knülls vom Brachfallen bedroht.
Die Bestandsaufnahme zeigt:
Wenn uns der Erhalt unserer bäuerlich geprägten Kulturlandschaft wichtig ist, müssen wir eine Trendwende bei der Bewirtschaftung unserer Landschaft und beim Höfesterben erreichen. Insbesondere junge Menschen müssen zukunftsfähige Perspektiven in der Bewirtschaftung von bäuerlichen Betrieben erkennen können.
Es gibt in der Region bereits erfolgreiche Beispiele, die zeigen, wie es gehen kann.
Dazu braucht es in erster Linie mehr informierte und zahlungsbereite Kundinnen und Kunden, aber auch eine koordinierte Beratungs- und Förderpolitik.
Der Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet will dazu beitragen. Auftakt soll eine Veranstaltungsreihe sein, die derzeit geplant wird. (Quelle: ZWECKVERBAND KNÜLLGEBIET) (wal)
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1 Kommentar
„Im Knüllgebiet setzen sich Mitglieder des Vereins zur Regionalentwicklung dafür ein, die lokale Land- und Lebensmittelwirtschaft durch den gezielten Einsatz von EU-Fördermitteln zu stärken.
Im Rahmen des LEADER-Programms, welches die ländliche Entwicklung fördert, verwalten sie circa 200.000 Euro, die bis 2027 für Projekte im Bereich der Bioökonomie zur Verfügung stehen. “
Was gehört zum Knüllgebiet ?
Was ist Regionalentwicklung und welche Bereiche gehören dazu ?
Was ist der Unterschied zu “ ländlicher Entwicklung “ ?
Hört auf immer von Fördergeld zu sprechen.
Es ist Steuergeld das man vorher bezahlt hat und das umverteilt wird.
Bei mancher Umverteilung, insbesondere was Homberg anbetrifft, fragt man sich, wer diese Umverteilung vorher auf Sinn und Fakten ptüft und dann kontrolliert.
Da werdn in Homberg mal eben 2,7 Millionen zur Sanierung von Einrichtungen zur Verfügung gestellt, die es gar nicht gibt.
https://www.homberger-hingucker.de/27-mio-euro-fuer-marktplatz-15-wahlkampf-oder-mauschelei/
https://www.homberger-hingucker.de/multifunktionshaus-marktplatz-15-wie-es-anfing/
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