„Ich bin schockiert!“
SCHWALMSTADT / HOMBERG (EFZE). Nach dem tödlichen Unfall in der Nacht zu Donnerstag im Frankenhainer Tunnel auf der A 49 in Schwalmstadt, über den wir berichtet hatten, hat nun auch die Kriminalpolizei in Homberg die Hintergrundermittlungen übernommen. Zweifel an einem Suizid haben die Beamten aber nicht.
Zum Unfall ermitteln zudem die Beamten der Polizeiautobahnstation Baunatal. Das Verfahren wird von der Staatsanwaltschaft Marburg koordiniert. Es ist geplant, den Leichnam der verunglückten Person zu obduzieren.
Nach Informationen von nh24 ereignete sich der Unfall um 2:35 Uhr, wie uns Polizeisprecherin Ulrike Schaake bestätigte. Die Rettungskräfte wurden aber erst um 4:36 Uhr alarmiert, als ein Verkehrsteilnehmer den Unfall meldete, so Schaake.
Als die Einsatzkräfte am Tunnel ankamen, gab es noch keine Hinweise des Verkehrsleitsystems auf den Unfall in der Nordröhre, und die Schranke war offen, sodass weiterhin Fahrzeuge in den Tunnel einfahren konnten. Üblicherweise müsste nach einem Unfall im Tunnel die Zufahrt durch Mitarbeiter der Autobahn GmbH des Bundes in Frankfurt gesperrt werden. Schwalmstadts Stadtbrandinspektor Tim Köhler erklärte, dass die sofortige Schließung des Tunnels nach einem Verkehrsunfall in Absprache mit der Autobahn GmbH erst kürzlich wieder thematisiert wurde. Normalerweise wird der Tunnel sofort nach einem Unfall gesperrt, und ein Mitarbeiter der Autobahn GmbH, der die Schrankenvideoüberwachung betreut, öffnet dann üblicherweise die Schranke wieder, um den Rettungskräften die Einfahrt zu ermöglichen. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Autobahn GmbH äußerte sich schockiert über die verzögerte Meldung des Unfalls und das Ausbleiben der notwendigen Maßnahmen.
Hinweise darauf, dass die Person nach dem Aufprall auf die Tunnelwand noch gelebt hat, gibt es keine. Vielmehr sprechen die Begleitumstände dagegen. .
Wie uns ein Sprecher der Autobahn GmbH mitteilt, „wurde der Alleinunfall durch die automatischen Systeme nicht angezeigt. Die Operatoren wurden dann aber umgehend tätig, nachdem eine Meldung über den Unfall eingegangen war“. Die Autobahn GmbH des Bundes äußert sich weiter auf nh24 Anfrage: „In der Tunnelleitzentrale des Tunnels Frankenhain (Verkehrszentrale Deutschland, VZD) ging am 4.4.24. in den frühen Morgenstunden eine Meldung über einen Verkehrsunfall in Fahrtrichtung Kassel ein. Die automatischen technischen Überwachungseinrichtungen des Tunnels meldeten zu diesem Zeitpunkt keinen Verkehrsunfall; über Kameraeinsicht konnten die Operatoren der Tunnelleitzentrale (VZD) jedoch ein verunfalltes Fahrzeug im Bereich der Nothaltebucht erkennen. Daraufhin wurde durch die Tunnelleitzentrale (VZD) in Abstimmung mit der zuständigen Leitstelle umgehend eine vollständige Tunnelsperrung eingeleitet. Nach anschließender Auswertung der Kamerabilder konnte der Unfallzeitpunkt auf 02:35 Uhr festgelegt werden.“
Sollten Sie Gedanken haben, sich das Leben zu nehmen, sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Per Telefon, Chat, E-Mail oder im persönlichen Gespräch: https://www.telefonseelsorge.de/
Hintergrund
Autobahn GmbH
Straßentunnel an Autobahnen in Deutschland werden kontinuierlich von einer ständig besetzten Stelle (Tunnelleitzentrale) überwacht. Die Prozesse und Systeme der Überwachung von Straßentunneln sind darauf ausgerichtet, spezifische Gefährdungen von Verkehrsteilnehmenden auszuschließen bzw. zu minimieren. Dabei geht es um Ereignisse, die im Tunnel – gegenüber der freien Strecke – besonders schwerwiegende Auswirkungen haben können, z.B. Brände mit Rauchentwicklung oder Verkehrsteilnehmer, die sich aufgrund einer Panne oder eines Unfalls in der Tunnelröhre aufhalten. Solche Ereignisse werden durch automatische Detektionssysteme (z.B. Rauchmeldeanlagen, Messschleifen, die die Belegung von Nothaltebuchten durch Pannenfahrzeuge erfassen, Türöffnungskontakte in den Fluchtwegen und Meldestationen) erkannt und angezeigt. Anschließend werden die Ereignisse mithilfe von Kamerabildern verifiziert und dann die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. (wal)
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