Schnupperfahrten zur Reaktivierung der Schienenverbindung
BAUNATAL. Seit einem Vierteljahrhundert ist Baunatal (wieder) mit der Kasseler Innenstadt durch die Straßenbahn verbunden. Was in Schauenburg und Baunatal, aber auch in Bad Emstal und Naumburg fehlt, ist eine leistungsfähige, direkte Verbindung zum ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe.
Dabei hatte es eine solche Verbindung mit der Kleinbahn Kassel-Naumburg auf eigener, direkter Trasse für ein Dreivierteljahrhundert gegeben: Bis 1977 fuhren die Züge der Kassel-Naumburger Eisenbahn von Elgershausen kommend über Großenritte, Altenbauna – mit VW-Werk -, Kassel-Nordshausen an den heutigen Kreis-Schulen (Willy-Brandt-Schule, Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule) über Niederzwehren zum Bahnhof Wilhelmshöhe.
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Diese Eisenbahnstrecke von Großenritte nach Wilhelmshöhe, nunmehr in Händen der Hessischen Landesbahn, ist weiter in Betrieb und in einem technisch hervorragenden Zustand. Sie dient derzeit dem Güterverkehr und Werkstättenfahrten, auf einem Teilabschnitt auch der Straßenbahn im Stadtgebiet Baunatals, sowie den Fahrten des Hessencourriers.
Zwei Interessengruppen aktiv
Die Arbeitsgemeinschaft ÖPNV Baunatal (verantwortlich Gerhild Tuchan) und die IG „Mit der Bahn ins Baunatal“ (verantwortlich Dr. Klaus-Peter Lorenz) setzen sich gemeinsam und überparteilich für einen neuen, schnellen, direkten Schienenverkehr vom ICE-Bahnhof nach Baunatal zusätzlich zur Straßenbahn ein. Die Strecke ist sieben Kilometer lang und kann bereits jetzt mit modernen Triebwagen befahren werden. Die Fahrtdauer beträgt vom VW-Werk bis Wilhelmshöhe etwa 15 Minuten. Die Straßenbahn benötigt 36 Minuten mit einer Umsteige-Verbindung. Die Strecke ermöglicht zudem eine denkbare direkte Verbindung vom Bahnhof-Wilhelmshöhe weiter Richtung Wolfhagen und Hofgeismar. Sie wäre ein großer Gewinn:
- für die Erreichbarkeit der 28.000 Arbeitsplätze im Baunatal. Alleine im VW-Werk arbeiten 16.000 Menschen. Viele müssen dafür zeitaufwendig durch das Stadtgebiet Kassel fahren, um etwa in den Nordkreis Kassel zu gelangen
- für die Schüler des Landkreis-Gymnasiums und des Berufsschulzentrums, mit über 2000 Schülerinnen und Schülern und über 200 Lehrkräften
- für die Pendler*innen aus Edermünde- Besse, Niedenstein und den Ortsteilen Schauenburgs, die bereits jetzt am gut ausgebauten Bahnhof in Großenritte parken und in die Straßenbahn umsteigen
Perspektivisch denkbar ist auch die Weiterführung der Strecke zwischen den Siedlungsflächen Elgershausen und Großenritte bis zur Landesstraße am Hoofer Berg. Hier hätten auch die Hoofer und weitere Ortschaften mit Park & Ride einen besseren Bahnanschluss zum Fernverkehrt statt Stau am Brasselsberg. Weil die Triebwagen in beide Richtungen fahren können, ist der Bau einer Wendeschleife entbehrlich.
Fahrzeuge stehen zur Verfügung
Für einen solchen Verkehr stehen LINT (Leichter Innovativer Nahverkehrstriebwagen) bei der Hessischen Landesbahn (HLB) bereits jetzt zur Verfügung. Diese verbrauchsarmen Triebwagen erfüllen die strengste EU-Abgasnorm Stage V und helfen den emissionsreichen Individualverkehr zu reduzieren. Die Chancen für eine Wiederbelebung der Direktverbindung stehen gut wie nie. Die Stadtverordnetenversammlung Baunatal hatte bereits im Jahr 2017 einstimmig für die Aufnahme eines solchen modernen Schienenverkehrs gestimmt. Ein aufwendiges technisches und wirtschaftliches Gutachten des TÜV vom Dezember 2021 bescheinigte eindeutig die Machbarkeit der Reaktivierung der Bahnstrecke.
Mit der Verbesserung von Lebensqualität durch eine komfortable Schienenanbindung mit Umweltbezug soll mehr ÖPNV eingefordert werden. Jetzt haben die AG ÖPNV und die IG „Mit der Bahn ins Baunatal“ gemeinsam mit der Hessischen Landesbahn Schnupperfahrten für den „Bauna-Sprinter“ organisiert.
Vorteile testen
Am 20. April sollen Bürger und Entscheidungsträger aus der Region mit dem „LINT“-Triebwagen die Attraktivität eines solchen Zuges testen können. Zwei Pendelfahrten führen von Baunatal direkt zum ICE-Bahnhof Wilhelmshöhe. Um 10:30 und 12:00 Uhr startet der Zug. Unterwegs werden Ehrenamtliche an den jeweiligen Orten die Vorteile vorstellen. Die Rückfahrt besteht Gelegenheiten, sich selbst ein Bild vom zeitlichen Vorteil der Verbindung zu machen:
- von Besse in wenigen Minuten zum Parkplatz in Großenritte und dann direkt zum ICE.
- aus der Stadtmitte Baunatals bequem zum Fernverkehr reisen.
- vom VW-Werk sehr schnell von der Schicht mit dem Zug nach Hause fahren können
- wertvolle Einbindung in den ÖPNV des Kasseler Stadtteils Nordshausen
- großer Gewinn für mehrere Tausend Schüler und Lehrer an den beiden Schulstandworten in Zwehren
- an der Altenbaunaer und Korbacher Straße den werktäglichen Stau auf den Straßen Oberzwehrens vermeiden
- in Wilhelmshöhe die perfekte Einbindung in Nah-, Regional- und Fernverkehr nutzen (teils vom selben Bahnsteig).
Die Mitfahrt im „Bauna-Sprinter“ ist kostenlos. Eine Bewerbung für die Teilnahme an der Hin- und Rückfahrt ist bis zum 28.3. möglich (begrenzte Platzzahl). Die Bahn-Aktivisten erbitten Fahrkahrtenwünsche mit Namen und Rückantwortmöglichkeit an die E-Mail-Adresse Bauna-Sprinter@web.de oder auch telefonisch über 01520- 79 40 40 0 (Edith Siegk). (pm | rs)
1 Kommentar
DA hätte man längst was machen können, statt die Millioen in die Haltstelle Melsungen-Schwarzenberg mit seinen wenigen Einwohnern.
Oder die Träume zu erfüllen, die Kanonenbahn ziwschen Homberg und Ziegenhain wieder in Betrieb zu nehmen.
Da rechnen die mit 10 Millionen Gesamtkosten – wobei doch Schwarzenberg allein schon ein paar Miillionen gekostet hat.
Da sitzt wohl der Dienstmann immer noch in einem Braukeller um die Vernunft zu überbringen.
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