Ladies Night–Daphne de luxe gestern in Lohfelden zu Gast
LOHFELDEN. Kaum jemand kann sich so schwergewichtig selbstironisch selbst inszenieren wie Daphne de luxe. Fernsehzuschauer kennen das aus der Ladies Night. Gestern Abend gastierte sie im Lohfeldener Bürgerhaus. Ihr Weckewerk-Fetischisten begrüßt die Fränkin Nordhessen ironisch. Von eindeutig zweideutig singt sie zur Eröffnung.
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Das ist auch der Charakter der aktuellen Tour: Artgerecht – ein tierisch menschliches Programm. Artgerechte Haltung gilt nicht nur für die Tiere: Sie pflegt die Männer artgerecht. „Das hält euch länger frisch!“ Mann und Frau erfahren viel über Daphne. DNA-Tests zum Erforschen der Abstammung sind im Trend. Auch Sie hat getestet in der Hoffnung, in direkter Linie von Kleopatra – wenigstens ein bisschen von Cher – abzustammen. Nee, mitteleuropäisch ist die Herkunft. Ein bisschen italienisch und ein bisschen osteuropäisch sind dabei. „Wir hatten nicht mal einen italienischen Briefträger, resümiert sie. Osteuropäisch klingt gut und erklärt die Wodka-Verträglichkeit und die Liebe zu Kosakenzipfeln.
Von Molchen und Delfinen
Bevor sie in Lohfelden ankam, erreichten sie bereits Zugabe-Wünsche und die Frage, ob das Plakat-Huhn mit auf der Bühne ist. Das nicht, aber viele virtuelle Viecher. Allerlei Lebewesen haben Daphne schon als Kind begleitet. Beim Tausch von fünf Fröschen und sieben Kröten gegen zwei Molche fühlt sie sich noch heute betrogen. Der ausgebüxte Hamster Bernhard hat sich durch Ordner im Keller gefressen und ist vor den Ordnern des Finanzamtes stecken geblieben. Wenn man sich um Tiere kümmern, lernt man Verantwortung. Vielleicht auch für Französische Bulldoggen. Wenn die fünf Schritte gehen, röcheln die, „aber das mache ich ja auch …“
Sie rettet auch Wale mit Facebook und hat eine Robbe adoptiert. Im Supermarkt endet die Tierliebe: „Wir müssen nicht alle Vegetarier werden. Schon weil ich es selbst nicht schaffe. Aber vielleicht können wir uns ein bisschen zusammenreißen und weniger Fleisch essen.“ Trotzdem: „Schweine im Supermarkt sind keine Delfine.“
Uns wieder selbst mehr wert sein
Bei den Bauernprotesten musste sie darüber schmunzeln, wer sich mit den Landwirten solidarisiert. „Die haben nie im Hofladen gekauft, sondern billig bei Aldi und Lidl. Oma hat immer gesagt, was nix kost taugt auch nix.“ Statt Geiz ist geil, könnten wir uns wieder selbst mehr wert sein, stellt sie ganz frei von Humor fest. Manchmal muss es ernst sein. Wieder im Witz angekommen, überlegt sie: „Wären wir bei Helene Fischer, würde ich über Euch hinwegfliegen“.
Auch die zweite Lebenshälfte wird Thema. Wenn der erwähnte DNA-Test auch die Lebenserwartung liefern würde, könnte man den Countdown zählen. Und wenn unsere Gesellschaft immer älter wird, haben wir dann genug Enten zum Füttern? Heute baut man ein Mehrgenerationenhaus, früher nannte man die Familie. Schließlich fragt sie sich: „Haben Menschen, die Probleme haben, mit Menschen, die anders sind, in Wirklichkeit mit sich selbst die größten Probleme? Wir sitzen alle im selben Spiel und keiner wird’s lebend verlassen. Worüber wollen wir uns aufregen?“
Das Zeichen von Intelligenz
Immerhin hat sie festgestellt, dass es auch Vorteile haben kann, wenn man von der Werkseinstellung her nicht so viel mitbekommt. Als Moderatorin der Ladies Night (2024 dreimal) gehört die weibliche Rolle ins Programm. „Früher durfte man als Frau nur zum Putzen in die Uni. Die Männer, die sonst sagen, dass die Größe gar nicht zählt, hatten Angst, das kleine Gehirn werde überfordert. Tatsächlich galt in der Antike ein kleiner Penis als Zeichen von Intelligenz … (Rainer Sander)
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