SCHWALMSTADT-TREYSA. Iris Frech, ehemalige Geschäftsbereichsleiterin der Hephata-Klinik, ist zum 31. Januar in den Ruhestand gegangen. Eine schöne Nachricht! Nicht, weil die 61-Jährige die Hephata Diakonie verlässt, sondern weil sie es überhaupt kann: „Ich bin dankbar, dass ich überlebt und mich wieder so stabilisiert habe.“
Die gelernte Bürokauffrau und Diplom-Betriebswirtin kam im Januar 1993 zur Hephata Diakonie, als Mitarbeiterin der Innenrevision innerhalb des Geschäftsbereiches Verwaltung, zunächst befristet und mit 25 Stunden. Zuvor hatte sie sich während ihres Studiums in Gießen den Schwerpunkten Rechnungswesen und wirtschaftliches Gesundheitswesen gewidmet. Dann ging es Schlag auf Schlag.
Nach der Geburt ihres Sohnes 1995 und einer viermonatigen Elternzeit sowie der Weiterbildung „Qualifizierung für Frauen in Leitungsaufgaben“ 1998, ermutigte sie der damalige Hephata-Vorstand Hans-Friedrich Hofacker, sich als Verwaltungsleiterin der Klinik zu bewerben. Im Juli 2000 trat Iris Frech die Stelle an, erstmal mit 25 Stunden, im Oktober 2004 wurde sie Geschäftsführerin und arbeitete ab Mai 2010 in Vollzeit. „Das war eine tolle Zeit. Ich habe das Netzwerk Hephata zu schätzen gewusst, mit seinen vielen Mitgliedern und Kompetenzen. Ich habe unheimlich gerne für Hephata und in der Klinik gearbeitet, weil ich gerne mit Menschen zusammen bin und neue Projekte anschiebe.“
Der Bau der Psychiatrischen Tagesklinik 2006 war ein solches Projekt, genauso wie die Anschaffung des ersten CTs und dann 2012 auch MRTs mit eigenem Anbau. Es folgten der Aufbau der Stroke Unit für die Schlaganfallbehandlung und die Übernahme der Geschäftsleitung der Ergotherapieschule Fokus in Cölbe 2010. Acht Jahre später kam die Geschäftsführung der Hephata-Medizinisches Versorgungszentrum gGmbH hinzu. „In diesen Jahren hat sich medizinisch und medizin-technisch sehr viel innerhalb kurzer Zeit getan, das war spannend mitzuerleben und mitzugestalten.“
Iris Frech war fast 20 Jahre Verwaltungschefin der Hephata-Klinik, als 2017 die gesundheitlichen Probleme begannen.
Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit. Ab November 2019 war sie so krank, dass sie nicht mehr zur Arbeit gehen konnte. Sie suchte Rat bei vielen Ärzten, Burn-out lautete die Diagnose, die sich im Nachhinein als falsch erweisen sollte. Erst ein Arztwechsel brachte im Februar 2021 die Diagnose „Primäre Myelofibrose“. Dies ist eine fortschreitende Erkrankung des blutbildenden Knochenmarks. Betroffenen kann vorübergehend mit Medikamenten und Bluttransfusionen geholfen, ihr Leben aber nur mit einer Stammzellspende gerettet werden. Hephata organisierte zusammen mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine Online-Registrierungsaktion. Innerhalb von drei Wochen ließen sich 185 Menschen als potenzielle Stammzellspender bei der DKMS registrieren. Außerdem gingen in der digitalen Spendendose im Hephata-Mitarbeiterportal 1.400 Euro ein, die von Hephata auf 3.000 Euro aufgerundet und an die DKMS gespendet wurden.
„Ich habe mich total gefreut, dass einige ehemalige Kollegen in dieser Zeit Kontakt zu mir gesucht, mir auch einen Brief ins Krankenhaus geschrieben und die Spendensuche unterstützt haben.“
Iris Frech hatte Glück: Die DKMS fand zwei mögliche Spender, am 21. Juli erfolgte die Übertragung der Stammzellen. Mittlerweile hat die 61-Jährige ihren Spender kennengelernt und auch einen neuen Alltag gefunden, zu dem der Ruhestand und die volle Erwerbsminderungsrente zählen. „Ich habe nach der Übertragung der Stammzellen eine chronische Abstoßungsreaktion entwickelt und bin nicht mehr in der Lage, meinem Job nachzugehen. Aber andererseits lebe ich noch und hatte Glück. Die Krankheit ist selten und wird immer noch schwer erkannt. Ich weiß von anderen Betroffenen, die es nicht geschafft haben.“
Ihr neuer Alltag beinhaltet unter anderem mehr Ruhepausen und Entspannung, mehr Zeit für die Malerei oder das E-Bike-Fahren, aber auch mehr Zeit für Menschen, die ihr am Herzen liegen. „Ich habe gerne in der Klinik gearbeitet, bin jetzt aber froh, dass ich meine Zeit nun für meine Genesung nutzen kann.“ Wer sich noch nicht als Stammzellspender registriert hat, kann das jederzeit online nachholen und damit zum Lebensretter werden. Nähere Informationen zur Stammzellspende im Internet unter: www.dkms.de (wal)
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