Konzert im Colos-Saal Aschaffenburg
SKYE | ASCHAFFENBURG. „We are not Runrig, we don’t want to be Runrig … we love Runrig“, erklärt Richie Muir, der beim ersten Runrig-Konzert noch nicht geboren war, die Musik der britischen Band Runrig Experience. Trotz seiner „Jugend“ ist er – gemeinsam mit den Musikerkollegen – derjenige, der etwas aktuell am intensivsten verkörpert …
Nämlich das, was Riggies, die Anhänger der schottischen Supergroup Runrig in der Band gesehen und mit ihr erlebt haben, bevor sie im August 2018 ihre beiden Abschiedskonzerte gegeben hat und Sänger Bruce Guthro im Herbst 2023 verstorben ist. Erleben ist das Stichwort. Im Publikum hatte niemand die Erwartung, dass dort auf der Bühne eine Kopie der großen Vorbilder steht, die sich avatargleich bewegt, identische Sounds produziert und ähnliche Stimmlagen liefert. Auch eine Menge nordhessische Runrig-Fans waren nach Aschaffenburg gereist, in den mehrfach als Veranstaltungs-Location ausgezeichneten Colos-Saal oder in der Woche zuvor nach Soest.
Mehr als Noten und Akkorde
Weil die Musik von Runrig mehr ist als nur Noten, Akkorde und schöne Arrangements, hat das Sextett gar nicht erst versucht, Plagiate zu produzieren. Ich kenne niemanden, der von Runrig nur ein paar CDs im Regal, die Musiker aber nie live auf der Bühne erlebt hat. Es waren immer die Konzerte, die Atmosphäre und der Kontakt zum Publikum, der für das Besondere stand. Das auch 100 Prozent der deutschen Fans selbst gälische Lieder mitsingen, ist Indiz für eine besondere Fankultur. Die Choreografien aus Klatschen, Zeigen, Arme strecken steht für die Verbundenheit zwischen Band und Publikum einerseits und verknüpft die Fans untereinander im Geiste der Musik.
Mit einem mehr als zweistündigen Konzert lebte – wenn auch nicht die Band – so doch ihre Musik noch einmal auf. Zum Auftakt „Year Of The Flood“, „Pride Of The Summer“, „Dance Called America“ und dann gleich das erste gälische Lied mit „Siol Ghorraidh“. Kurz vor der Pause „Life Is“, das Lied, das Bruce Guthro bei seiner „Audition“ als zweiter Runrig-Sänger gesungen hat und „The Story“. Es gibt an dieser Stelle Verbindungen zu den Idolen. Duncan MacDonald ist außer, dass er Bass spielen kann, auch ein begnadeter Videoproduzent. Als solcher hat er das Video zu „The Story“, dem Titelsong des gleichnamigen letzten Runrig-Studioalbums, produziert.
Ein paar Querverbindungen
Jason Laing hat mit Runrig-Musikern bereits in verschiedenen Konstellationen gemeinsam Gitarre gespielt. Beide wissen also aus nächster Nähe, wie Runrig „tickt“. Eine Verbindung zu Bruce Guthro haben sie jüngst hergestellt. Ein schwarzes Band-T-Shirt wird für die Krebsstiftung vom Bruce verkauft.
So war ein bisschen Runrig also auch in „Ascheberg“ dabei. In der Aneinanderreihung von Hymnen, Balladen, Celtic-Basics und Rocksongs fehlten Titel wie „Proterra“ oder „Hearts Of Olden Glory“ genauso wenig wie „Skye“. Das Lied beschreibt die Geburtsinsel der Band und Heimat von Duncan MacDonald. Die deutsch-schottische Connection funktioniert. Bei „Alba“ (gälisches Wort für Schottland) holte Richie Muir die beiden Flaggen heraus und hängte sie um. Genauso niemals fehlen darf Every River und als obligatorische letzte Zugabe Loch Lomond, die rockige Version eines Traditionals aus der Zeit der Jacobiter-Aufstände.
Mit enormer Spielfreude Lebensgefühl zurückgeholt
Richie Muir (Gesang), Jason Laing (Gitarre), Duncan MacDonald (Bass), Scott MacDonald (Schlagzeug), Ben Marshall (Keyboard + Management) und Tim McDonald (Percussion) haben das Publikum beeindruckt und mit enormer Spielfreude ein Lebensgefühl für mehr als zwei Stunden zurückgeholt. (Rainer Sander)
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4 Kommentare
Weil das Konzert einfach geil war.
Das Colossaal ist ein besonderer Konzertort.
Da lohnt sich der weite Weg.
ja ich war auch schon dort.
Aber sonst wird nie über Konzerte in diesem Umfang berichtet
Sehr schöner Bericht, aber warum eine Veranstaltung aus Aschaffenburg?🤔
Sehr gut getroffen, in Worten uns Bildern. Wir haben die Atmosphäre genossen und unser nettes Gespräch beim Abendessen.
Rainer und Birgit
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