Tarzan in Stadtallendorf © Foto: Rainer Sander
Liberi-Musical Gastspiel in mittelhessischer Industriestadt
STADTALLENDORF | KASSEL. Es ist mehr als die Geschichte von einem Jungen, der in der Wildnis Afrikas von Affen großgezogen wird. Es ist nicht nur ein Stereotyp einfacher Botschaften, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt oder die inneren Werte gegenüber den äußeren entscheiden. Es geht auch um die Erkenntnis, dass ein jeder auf dieser Welt Schmied seines eigenen Glückes ist.
Eine junge Familie erleidet Schiffbruch, fällt wilden Tieren zum Opfer, aber ihr Kind wird von Affen großgezogen und erzogen. Zwischen Affen und Menschen entwickelt sich Tarzan, dem immer wieder auffällt, wie anders er ist, unbehaart, weiß und mit anderen Möglichkeiten zur Kommunikation ausgestattet, zu einem denkenden und fühlenden Wesen, das immer mehr spürt, dass nicht nur sein Aussehen anders ist, sondern seine ganze Art, die Welt wahrzunehmen, über sie zu denken und sich mitzuteilen, vom Affen-Mainstream abweicht.
Lebensweisheiten ohne Vorwürfe und Zeigefinger
Das erkennt nicht nur Tarzan, sondern auch die Affen, in deren Mitte erlebt und bei denen er sich zu Hause fühlt. Tarzan macht sich zu viele Gedanken, stellt Tee, ein junges Affenmädchen, fest. Schließlich erkennt die ganze Primatenfamilie, dass Affen nicht für Traurigkeit gemacht sind. Und sie wundern sich, dass die Krone der Schöpfung, die Menschen so viele Dinge tun ohne Sinn und Verstand. Damit sind nicht Politiker gemeint, sondern wir alle und es fällt auch den Kindern im Saal nicht schwer, die Analogien, Parabeln und Aphorismen zu verstehen und vielleicht die eine oder andere davon in die kindliche Lebenswirklichkeit zu übertragen. Ganz ohne Vorwürfe und Zeigefinger funktioniert das mit Musik und farbenfrohen Bühnenbildern.
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Auch dass jede Anpassung oder Höflichkeit an Grenzen stößt, vermittelt die Musical-Adaption des klassischen Literaturstoffs. Alles verändert sich in dieser Welt, immer und zu jedem Moment. Je mehr Tarzan, Jane und die Affen dies wahrnehmen, desto weniger wissen Sie, wen sie mögen und wer sie sind. Tatsächlich werden die Figuren wunderbar dargestellt und authentisch gespielt von Marlon Hangmann als Tarzan, Laura-Sophie Hering als Jane, Lisa Marie Breithaupt als Tee, Dan Chamandy als Kerchak, Martina Pallinger als Kala, Hanna Kreutzer als Olivia Clayton oder Willard Boogard als Professor Porter.
Mit verschiedenen Produktionen unterwegs seit 2008
Das Theater Libri ist seit 2008 mit verschiedenen Ensembles und unterschiedlichen Produktionen im deutschsprachigen Raum unterwegs. Produktionen wie Tarzan sind Eigenproduktionen in jeder Beziehung von Text und Musik über Arrangements und Choreografie bis zu Kostüm und Bühnenbild. Bei 1,5 Millionen Zuschauern aus 430 Shows hat sich das Musical-Unternehmen deutschlandweit einen Namen gemacht. Vor allem bei Kindern, der Hauptzielgruppe, kommen die Inszenierungen an; und wenn diese ihre Eltern mitbringen, sind auch sie schnell begeistert.
Das Tarzan-Ensemble gastierte in der zu Ende gehenden Woche in Kassel (17. Dezember) und Stadtallendorf (20. Dezember) jeweils in der Stadthalle. nh24 war in Stadtallendorf dabei und zeigt Impressionen aus der Inszenierung, die mit viel Mühe und Liebe zum Detail überzeugt. (rs)
