NEUENHAIN. Die letzte Klausurtagung des Vorstands des Vereins Regionalentwicklung Schwalm-Aue stand ganz im Zeichen des bedeutenden Themas „Wohnen im Alter“. Fünf Referentinnen und Referenten präsentierten interessante Ansätze.
Unter dem Motto „Lebensqualität bis ins hohe Alter“ versammelten sich die Vorstandsmitglieder in Neuenhain, um Einblicke in Unterstützungsangebote, Strategien und verschiedene Modelle altersgerechter Wohnangebote zu erhalten. Henning Pfannkuch vom Pflegestützpunkt Schwalm-Eder eröffnete die Tagung mit einer Kurzdarstellung von Daten und Fakten. Bis Mitte der 2030er Jahre wird die Zahl der Menschen im Rentenalter in Deutschland um 4 Millionen auf 20 Millionen steigen. Pfannkuch betonte die Notwendigkeit altersgerechter Infrastruktur und vielfältiger Wohnangebote, besonders in ländlichen Regionen wie dem Schwalm-Eder-Kreis.
Annika Quanz präsentierte Ergebnisse einer nicht repräsentativen Befragung der älteren Bevölkerung durch den Pflegestützpunkt Schwalm-Eder. 70 % der Befragten möchten zu Hause alt werden, aber über 50 % können sich auch vorstellen, in einem Mehrgenerationenprojekt oder in einer Senioren-WG (37 %) zu leben. Allerdings gibt es bisher kaum Angebote für solche neuen Wohnmodelle. Nur 15 % würden ein Pflegeheim in Betracht ziehen.
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Um Menschen so lange wie möglich zu Hause leben zu lassen, bietet der Pflegestützpunkt Wohnberatung an. Ausgebildete ehrenamtliche Wohnberater wie Helmut Balamagi aus Schwalmstadt tragen dazu bei, Wohnräume für Ältere komfortabler und sicherer zu gestalten. „Es ist wichtig, Menschen bei der Umgestaltung ihrer Wohnung oder ihres Hauses zu unterstützen, um ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen“, betont Balamagi.
Josefine Kiefer, Initiatorin des geplanten Pflegebauernhofs Schönwasser in Diedenshausen im Landkreis Marburg-Biedenkopf, erläuterte das Projekt. Zwei Pflege-WGs mit insgesamt 24 Menschen sollen im Dezember 2025 auf dem Hof bezugsfertig sein. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich nach eigenen Fähigkeiten und Interessen in den Arbeitsalltag einbringen können, sei es in der Küche, im Garten, bei den Tieren oder in der Werkstatt.
Katharina Erbeck vom Landkreis Marburg-Biedenkopf stellte das Förderprogramm „Lokale Bausteine für ein gutes Leben im Alter“ vor. „Wir denken Altenhilfe und Belebung der Ortskerne zusammen und fördern Kommunen bei der Erarbeitung von lokalen Altenhilfekonzepten mit Bürgerbeteiligung“, erläutert Erbeck.
Zum Abschluss stellte Maren Ewald von der Hessischen Fachstelle Demenz-WG das Wohnmodell Demenz-WG vor. Es sieht vor, dass in ambulant betreuten Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz sechs bis zwölf Personen zusammenleben und von einem ambulanten Pflegedienst betreut werden. Praxisbeispiele gibt es unter anderem in Eschwege, Baunatal und Marburg.
„Die Klausurtagung hat uns viele neue Informationen und Denkanstöße zum Thema altersgerechtes Wohnen und Leben auf dem Land gegeben. Es gibt bereits einige Angebote für Senioren, allerdings ist hier noch viel Luft nach oben, und der Bedarf nach altersgerechten Wohn- und Versorgungsangeboten wird steigen“, resümierte der Vorsitzende Bürgermeister Claus Steinmetz am Ende der Tagung. (wal)