SCHWALMSTADT / WIESBADEN. Für das Projekt „Beteiligungswochenenden“ erhält die Hephata-Jugendhilfe den Partizipationspreis des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration sowie ein Preisgeld in Höhe von 8.000 Euro.
Bei der Preisverleihung im Hessischen Landtag sagte der hessische Sozialminister Kai Klose (Grüne): „Die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen sind in der hessischen Verfassung festgeschrieben, aber sie müssen mit Leben gefüllt werden.“ Da die Beteiligungswochenenden den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den Wohngruppen und Verselbständigungsangeboten Hephata genau diese Mitsprache und Mitgestaltung ermöglichen, landete das Projekt auf dem ersten Platz.
Stellvertretend für die Arbeitsgruppe hinter den „Beteiligungswochenenden“ nahmen sechs junge Menschen aus den Wohngruppen der Hephata Diakonie sowie die Mitarbeitenden Fritz Mattejat, Stabsstelle Qualität & Entwicklung, Simone Hasert, Pädagogische Leitung, und Amanuel Abraha, Gruppenleiter, den Preis entgegen.
Amanuel Abraha ist außerdem einer von neun Mitbestimmungsberatern in der Jugendhilfe. Die Mitbestimmungsberater sind als Ansprechpersonen für die jungen Menschen mit einem festen Stellenanteil freigestellt.
Angebote in ganz Hessen
Die Jugendhilfe der Hephata Diakonie hält zahlreiche unterstützende Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ganz Hessen bereit. Die überregionale Vernetzung zwischen den einzelnen Einrichtungen ist dabei eine Herausforderung. „Wir wollten nicht nur über junge Menschen sprechen, sondern sie aktiv einbeziehen.“, erklärt Fritz Mattejat.
So entstand die Idee eines Beteiligungswochenendes, an dem die Kinder und Jugendlichen aus allen Regionen in einem Tagungshotel zusammenkommen. Mithilfe von Spenden, die Hephata für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erhielt, konnte das Projekt finanziert werden.
Schnell zeigte sich, dass ein solches Zusammenkommen in Präsenz zu mehr Beteiligung führt als vorherige Videokonferenzen, an denen die Zielgruppe nur sporadisch teilnahm. Am ersten Beteiligungswochenende im Jahr 2022 nahmen 34 Kinder und Jugendliche teil. In der Fortsetzung in 2023 kamen wieder 25 junge Menschen zusammen, um über die Themen zu sprechen, die sie bewegen.
„Besonders gefreut hat uns, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene trotz unterschiedlicher Lebenserfahrungen so harmonisch zusammengearbeitet haben“, sagt Fritz Mattejat.
So funktionieren die Beteiligungswochenenden
Die Beteiligungswochenenden der Hephata-Jugendhilfe finden im Barcamp-Format statt. Das heißt: Es werden keine Themen von den Mitarbeitenden vorgegeben. Die Kinder und Jugendlichen entscheiden eigenständig im Plenum, welche Themen sie beschäftigen und was sie verändern möchten.
Das kam gut an, wie Masood (16) berichtet, der in einer Wohngruppe in Limburg lebt: „Viele haben bei dem Wochenende überhaupt erst einmal erfahren, was ihre Rechte sind.“
Am Ende des Beteiligungswochenendes überreichten die Kinder und Jugendlichen dann ihre Ideen und Forderungen an die Jugendhilfe.
Fritz Mattejat ist begeistert vom Engagement der Kinder und Jugendlichen: „Wir haben die Ergebnisse ernst genommen und umgesetzt. So sehen die jungen Menschen in unseren Wohngruppen, dass sich ihr Engagement lohnt und sie etwas bewegen können.“
Ergebnisse der Beteiligungswochenenden:
Schutzkonzept
Ein Ampelmodell erklärt auf einfache Art und Weise, wie Betreuer in der Jugendhilfe mit den Kindern und Jugendlichen umgehen sollen und welche Verhaltensweisen nicht in Ordnung sind. Im Rahmen der Beteiligungswochenenden wurde das Ampelkonzept aus dem Jahr 2012 überarbeitet und neu gestaltet.
WLAN und Arbeitsplätze
Junge Menschen, die das Hephata-WLAN in den Wohngruppen nutzen, können nun auch einen zweiten Zugang erhalten (z.B. für ein Zweitgerät oder für Freunde, die zu Besuch kommen).
Vereinheitlichung von Geldbeträgen
In Wohngruppen der Hephata-Jugendhilfe gibt es jetzt einheitliche Beträge für besondere Anlässe. „Jetzt bekommen alle 40 Euro Geburtstagsgeld, vorher war das nicht so“, erzählt Ariana, die in Frielendorf in einer Wohngruppe lebt. „Das war natürlich ungerecht.“
Außerdem haben die Teilnehmenden des Beteiligungswochenendes angeregt, das Hygienegeld anzupassen. Die Jugendhilfe setzte den Vorschlag um. „Menstruierende Menschen bekommen im Monat inzwischen zusätzliche vier Euro für Hygieneprodukte“, berichtet die 16-Jährige.
Wie es weitergeht:
Mit dem Preisgeld in Höhe von 8.000 € sollen die Beteiligungsmöglichkeiten für jüngere Kinder ausgebaut werden. Für alle unter 12 Jahren soll es dann ein eigenständiges Format, ähnlich wie die Beteiligungswochenenden geben.
Hintergrund
Die Jugendhilfe der Hephata Diakonie unterstützt Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene sowie Familien mit ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten in ganz Hessen sowie in Rheinland-Pfalz. Ergänzt wird das Angebot durch eine Förderschule, diverse Präventionsangebote sowie Beratungsstellen in der Sucht- und Berufshilfe. Mehr dazu unter: www.hephata.de/jugendhilfe. (wal / pm)
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