DARMSTADT. Holger Seyfarth, Landesvorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), kritisiert die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Zukunft der wohnortnahen Patientenversorgung mit Arzneimitteln und der öffentlichen Apotheken. Seyfarth bezeichnet die Vorschläge als unrealistisch und sieht darin einen endgültigen Ausstieg aus der wohnortnahen Arzneimittelversorgung sowie das Ende der lokalen Apotheken.
Die Apothekenteams sind laut Seyfarth erschöpft und frustriert von den nicht praxisnahen Ideen des Bundesgesundheitsministeriums. Insbesondere Lauterbachs „Apotheke light“-Konzept und zusätzliche Gesundheitsvorsorgeleistungen durch Apotheken seien angesichts von Fachkräftemangel und historischem Apothekensterben nicht umsetzbar.
Die Zahl der Apotheken in Hessen ist von 1.502 im Jahr 2016 auf 1.344 im dritten Quartal 2023 gesunken. In der gesamten Bundesrepublik gab es Ende 2016 noch 20.023 Apotheken, während es bis September 2023 nur noch 17.733 waren.
Die Hauptgründe für die Schließungen sind schlechte Rahmenbedingungen, unveränderte Apothekenvergütung seit 20 Jahren, Zwangsrabatte an Krankenkassen, Bürokratie und Fachkräftemangel. Die Apothekerschaft protestiert am 15. November erneut für eine nachhaltige Sicherung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung und eine Stärkung der lokalen Apotheken.
Die HAV fordert die Bundesregierung auf, sofort zu handeln, um die öffentlichen Apotheken vor Ort zu stärken. Holger Seyfarth betont die Bereitschaft zu konstruktiven Gesprächen, während am 15. November nur Notdienstapotheken geöffnet sind. Patienten werden gebeten, benötigte Rezepte an anderen Tagen einzulösen. Informationen zu Notdienstapotheken sind in örtlichen Apotheken oder online unter www.aponet.de verfügbar.
Hintergrund
Der Hessische Apothekerverband e.V. (HAV) vertritt die Interessen der selbstständigen hessischen Apothekerinnen und Apotheker. Von den 1.400 Apotheken in Hessen, die rund 12.000 Arbeitsplätze bieten, sind 98 Prozent im HAV organisiert. (wal)
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