Volker Bouffier im Baunataler Rathaus und im MVZ
BAUNATAL. Es ist für hohe Staatsbeamte nicht ungewöhnlich – im Laufe der Dienstjahre – freundliche Sätze in Goldene Bücher zu schreiben, welche in Rathäusern ausliegen, die besucht wurden. Das tun sie alle und das mit Lächeln im Gesicht weil’s so sein muss und weil’s üblich ist. Umso schöner kann es sein, wenn die Gelegenheit zwar immer da gewesen ist, aber nicht genutzt wurde.
Wenn nämlich erst nach Ende einer langen Zeit als Ministerpräsident eine Unterschrift im „Geschichtsbuch“ einer Stadt geschehen darf, entsteht eine Atmosphäre ohne Anspannung und Zeitdruck. Es ist plötzlich Zeit, im Buch zurückzublättern. Viele Seiten, beispielsweise bis zum Hessentag 1999, um zu sehen, wer dort sonst noch alles drinsteht. Bürgermeisterin Manuela Strube und Erster Stadtrat Daniel Jung hatten sich extra vergewissert, aber nur einen Eintrag mit der ganzen hessischen Landesregierung zum Hessentag 1999 gefunden. So hat sich Volker Bouffier gestern Nachmittag zum ersten Mal allein im Goldenen Buch der Stadt Baunatal verewigt. Dabei war Muße für ein paar persönliche sowie ein paar wenige politische Worte.
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Keine Politik gegen das Auto machen
Beide sind inzwischen ehemalige Landtagsabgeordnete und entsprechend herzlich fiel die Begrüßung der Ex-Kollegen Strube und Bouffier aus. Regierung und Opposition im Parlament sind Geschichte. Dass er aus Altersgründen und sie der Karriere wegen Wiesbaden verlassen haben, spielt nur in der Zukunftsbetrachtung eine Rolle und die fällt bei Alt und Jung, CDU und SPD, Mann und Frau naturgemäß differenziert aus. Volker Bouffier mahnt, man solle keine Politik gegen das Auto machen, es gehe nicht um Antriebe, sondern um Kraftstoffe ohne Schadstoffe. Manuela Strube freut sich, dass Volkswagen sein Know-how, was die Elektromobilität betrifft, in Baunatal gebündelt hat.
Vermutlich eine Entscheidung, die in einer Zeit fiel, in der VW zwar von Elektromobilität geredet, aber noch nicht an ihrem Erfolg geglaubt hat. Würde die Entscheidung für ein Leitwerk heute noch einmal getroffen, wer weiß, ob es wieder Baunatal werden würde. An was niemand in der Runde glaubt, ist ein Nordhessen ohne Auto. Der Ministerpräsident a.D. bringt es auf den Punkt: Ein Nahverkehr im 15-Minuten-Takt wäre unfassbar teuer.
Auch die Stadtpolitik war Thema
Für den ehemaligen Ministerpräsidenten war die Volkswagen-Stadt immer eine Ausnahme-Stadt. Die Sichtweise in der Ausnahme Stadt ist zurzeit eine sehr pragmatische. Sebastian Stüssel (CDU Baunatal) beschreibt ein strukturelles Defizit von 20 – 30.000.000 Euro im Haushalt, das man nur mit politischer Vernunft und nicht in Auseinandersetzungen beseitigen könne. Deshalb arbeite man – gemeinsam mit dem dritten Partner FDP – gerade sehr vertrauensvoll mit der SPD zusammen, die seit der letzten Kommunalwahl noch eine Stimme Vorsprung hat im Stadtparlament.
Anschließend ging’s in das MVZ nach Großenritte, wo Gastgeberin Frau Umbach den ehemaligen Hessischen CDU-Vorsitzenden zusammen mit den Baunataler Parteifreunden begrüßte und Landtagskandidatin Anna-Maria Schölch ein Buch über den Landkreis überreichte. Hier betonte Bouffier, dass Nordhessen inzwischen eine Boomregion geworden sei, weniger Arbeitslose habe als Südhessen, was früher jemand für möglich gehalten habe und leider zu wenig aus sich mache.
Heute kommt der Bundeskanzler
Heute steht mit Bundeskanzler Olaf Scholz der nächste und natürlich ranghöchste Politiker in Baunatal auf der Besucherliste. (Rainer Sander)
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