Kultur in Kellern und Höfen vorm Michaelismarkt
SCHWALMSTADT. Stellen wir fest, etwas sei unterirdisch, meint das meist nichts Gutes. Das ist in Treysa völlig anders. Unter der Erde in Gewölbekellern der Altstadt findet man sicher manch edlen Wein, Orte zum Verweilen, wenn draußen Hitze brütet, ein Tonstudio, viele Verbindungswege oder – wie am Vorabend des Michaelismarktes – Musik. Vier Keller und zwei Höfe wurden bespielt.
Pop und Punk
nh24 ist rumgegangen. Erste Station im Keller des Altstadthotels „Dolores“ spielen auf ihre eigene Weise Klassiker aus der Pop- und Rockgeschichte der letzten Jahrzehnte. Als wir dort waren, erklang der „Solitary Man“ im Gewölbe. Nil Diamond hat das Original seit 1972 stets in seinen legendären Konzerten im Greek Theatre LA gespielt. Da war mehr Raum. Den gab’s virtuell gleich im Anschluss mit David Bowies Major Tom. Schön!
Sind Medikamente schallempfindlich? Laut war’s im Keller der Stadtapotheke und dabei hat Apotheker Bernd Adam nicht einmal selbst den Bass in die Hände genommen „Up for Debate“ aus Frielendorf verteilten stattdessen laute Botschaften. Die konsequent professionelle Band hat großes vor und präsentiert sich im Internet mit perfekt gedrehten Videos. Das neueste „Rusty Bike“ hat bereits über 45.000 Klicks. Dynamisch und druckvoll, perfekte Medizin gegen Depressionen, Burn-out und Langeweile …
Spaß und Lyrik
Im Keller der Stadtkasse gab’s musikalisches Gold Milena Buck und „Good Vibes Only“ zum ersten Mal in der Akustik-Variante. „Girls Just Want To Have Fun“, erklärte die charismatische Sängerin und Musikstudentin und das tat sie „Like The Way I Do“. Anschließende ging‘s durch Raum und Zeit, Irgendwie, irgendwo, irgendwann … Da fängt bekanntlich die Zukunft an.
Im Hof hinterm Café 1685 sang Eva Maria Balkenhol, begleitet von ihrem Lieblingskeyboarder Roland Oumard aus Kassel, wo die Frankenhainerin inzwischen zu Hause ist. „I Put A Spell On You“ war symbolisch für den Zauber des Auftritts. Weisheiten über den Sinn des Lebens und das Entdecken eigener Wege. Dann fliegen die Vögel auf: Birds flying high – you know, how I feel – It’s an new dawn, it’s a new day, it’s a new live. Michael Bublés „Feeling Good“ half beim Verzaubern.
Gefühle an Tagen wie diesen …
Im ZUN-Records-Keller von Gerold Stiebeling, empfingen die „Floating Widgets“ ihr Publikum. Mehrstimmiger Gesang, gefühlvolle Musik wie mit George Michaels Faith. „Ich brauche Vertrauen, bevor der Fluss zum Ozean wird. Wenn es nicht für die Liebe gewesen wäre; „If It Hadn’t Been for Love von „The Steel Drivers“ haben wir noch gehört, bevor es in die Steingasse 7 ging.
Im Hof des Werkraums war die bestbesuchte Location. Kaum ein Vordringen zur Akustikgruppe „Take This“, die genau das taten, was sie immer tun. Gefühlvolle Cover-Versionen von Songs, die man gerne hört und mitsingt, bei leckeren Weinen und salzigen Brezeln spielen. „An Tagen wie diesen“ war dazu bestens geeignet.
Konzert auf dem Marktplatz mit Patrick Heidenreich
Patrick Heidenreich war anschließend auf dem Marktplatz zu hören und zu sehen. Zum Auftakt sang der Ziegenhainer, der mehrfach die hr4-Hitparaden dominiert hat, Titel wie Nessaja, „Ich wollte nie erwachsen sein…“ Patrick geht seinen Weg und genau das singt er auch. Und er steht wieder auf. So der nächste Titel, den er schwungvoller spielt als von Gregor Meyle …
Zusammen mit Freund Phil Schaller – die beiden besuchen ihre Konzerte gerne gegenseitig – gab’s für die vielen Besucher rund um den Johannisbrunnen, den „Kleinen Finger Schwur“ von Florian Künstler. Ein gefühlvoller Konzertabend mit einem begeisterten Publikum.
Heute Michaelismarkt
Heute sind die Geschäfte geöffnet und die Marktstraßen belebt. Es ist Michaelismarkt! (Rainer Sander)
Nachtrag: Und so war der Michaelismarkt.
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