3500 Gäste bei den Draufgängern in Borken
BORKEN. Nach den DJs am Freitagabend folgten „Die Draufgänger“ am Samstagabend in den Borkener Stadtpark, der Drei-Tage-Party-Location zwischen Rathaus und Bürgerhaus, also zwischen Aktenbergen, gespitzten Bleistiften und wenig Aufregung auf der Nordseite sowie Ausstellungen oder Veranstaltungen auf der Südseite.
Nach dem Kinder- und Familiennachmittag mit Herrn Müller und seiner Gitarre sorgte DJ Tommy Fieber für das Warm-up, bis die Stars des abends die große Bühne vor dem altehrwürdigen Rathaus betraten. Wenige Bands sind so selbstbewusst, ihren größten – und eigentlich einzigen – Hit gleich zum Anfang anzuspielen. Aber nur anspielen, die volle Ladung „Cordula Grün“ gab’s später.
Ohne Sängerin ein wenig frecher?
Ist „Cordula Grün“ eigentlich „Die Eine die Hektar hat“? Eine Frage, die gestern Abend im Borkener Stadtpark unbeantwortet blieb, als „Die Draufgänger“ aus der Steiermark ins Borkener Seenland gereist waren, um dort vor 3.500 Besuchern einige Lieder zu singen und Menschen zum Tanzen oder Karaokesingen im großen Rahmen zu bewegen.
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Dabei spielen die vier Jungs, die inzwischen ohne Sängerin(nen) klarkommen (müssen), die Musik weitgehend selbst, auf die dann Tausende mitsingen. Das ist so etwas wie Karaoke+. Allerdings habe ich dauernd nach dem Bassisten Ausschau gehalten, den ich ständig zu hören glaubte, aber nicht sehen konnte.
Hüpfen, hüpfen, hüpfen: keine Spur von Ruhe auf der Bühne
Die Cover-Versionen der Draufgänger sind tatsächlich immer „steirisch“, also im Stil der Draufgänger arrangiert und choreografiert. Das einzig total Eigene – aber unverkennbare – an den Draufgängern ist nämlich ihre „hyperaktive Bühnenshow“, die ihrer – wie von ADHS-getriebenen – Unruhe auf der Bühne entspringt. Lieder und Texte stammen häufig von Poeten und Kompositionskünstlern wie Gina Lisa Lohfink, Mickey Krause, Bakkhushan oder eben deren Textern und Komponisten.
Allerdings auch von Kerstin Ott oder gar Nena. Da gehen dann schon ein wenig die ursprünglich ernsten Botschaften im „parodiesischen“ Partyfieber über die Wupper. Apropos: „Wir haben nur Wasser auf der Bühne!“ Lautet die traurige Botschaft der Band nach wenigen Minuten. Mitleid macht sich breit im Publikum. Es folgt das Lied des angeblich besten Biertrinkers der Welt: „Looking for Freibier“. David H. wäre entzückt. 99 Luftballons geraten funky und mit Gitarre. Ist es schön, wenn Freiheit und Frieden auch ballermanntauglich werden? Gehüpft wird nonstop, eine Pause bitternötig zwischendurch.
Ich will Dich tanzen sehen
„Baby, Du siehst so gut aus, ich will Dich tanzen sehen“ war die punkige Botschaft von Bakkhushan, die einstmals „wahren Söhne Mannheims“. Für Die Draufgänger ist es die Botschaft an das Publikum und die „vielen schönen Mädchen in Borken“. Na ja, stimmt ja irgendwie 😊! Für Applaus heißt es immer wieder „Danke!“ „Bitte!“ antwortet das Publikum wie im Stadion bei der Eintracht. Vielleicht ist das auch ) bei Sturm Graz so? Ganz dort in der Nähe san die Steirer Buam dahoam.
„Wer ist Single,“ fragt Albert-Mario Lampel. Mit einem Schlag war im Publikum publik, wer gerade zu haben ist. So einfach geht das also. Es folgte „Ich bin solo“, das wir in der romantischen Version vom „Einhorn-Interpreten“ Krause kennen. Weiß Rod Steward eigentlich etwas davon? Egal! Ein Einhorn gab’s auch. Das schwebte aufgeblasen über eine Publikumsgruppe. Fans hatten es mitgebracht. Passend dazu zeigten „Die Draufgänger“ auch ihre Fantasy-Affinität. Sie sangen Regenbogenfarben von Kristin Ott und das neue Album heißt passend dazu „Mädchen und Märchen“. Wie schön! „Geh Manuela“, lautet es wenn’s mal nicht geht.
Und der Mond schaut zu …
Überhaupt geht viel bei den Draufgängern. Ich glaube, es geht schon wieder los, kaisert es beispielsweise zwischendurch. Das kann doch nicht wahr sein, nur der Mond schaut zu. So covern sich die Österreicher durch die deutschsprachige Schlager-, Pop- und Partylandschaft, bis irgendwann ein vom Tanzen erschöpftes Publikum zufrieden und müde den Heimweg antritt, während die Musiker hoam wollen nach Fürstenfeld …
Heute geht das Stadtparkfest weiter. (Rainer Sander)
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