STADTALLENDORF. Aktuelle Konflikte zeigen, dass gegnerisches Jamming durch sogenannte „near-peer adversaries“ zur Einsatzrealität gehört. Die westlichen Streitkräfte bemühen sich, ihre Kommunikationsfähigkeit durch modernste und gehärtete Funkgeräte aufrechtzuerhalten.
Daher hat die Bundeswehr das Kurzwellenradio AN/PRC-160(V)DE-1 Wideband HF/VHF Manpack (Tornistergerät) von L3Harris beschafft. Um dieses flächendeckend in der Truppe einzuführen und nutzbar zu machen, führte die Division Schnelle Kräfte (DSK) jetzt zwei Ausbildungsdurchgänge für Konfiguratoren an den Standorten Stadtallendorf und Füssen durch.
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Das Funkgerät
Das Software Defined Radio (SDR) Kurzwellenradio PRC-160 verändert die bekannten Möglichkeiten der Funkkommunikation mit Überhorizontreichweiten (BLOS), indem es Datenraten von bis zu 120kb/s ermöglicht. Mit der Einführung der Wideband ALE4G Wellenform sind zukünftig noch höhere Datenraten verfügbar. Kognitive Wellenformen sollen automatisch gegnerischen Störungen ausweichen oder Übertragungen durch entsprechende Maßnahmen kaum aufklärbar machen (LPI/LPD). Dies muss unter anderem durch die Einsatzprüfung nachgewiesen werden. Die VHF-Multibandfähigkeit und die Anbindung über die Netzwerkschnittstelle machen das Funkgerät zudem voll interoperabel mit dem PRC-117G, das ebenfalls von der Bundeswehr genutzt wird. Das AN/PRC-160(V)DE-1 kann durch die direkte Kopplung über die Netzwerkschnittstelle mit dem AN/PRC-117G zu einer erweiterten Funkstelle ausgebaut werden. Dieser Vorteil multipliziert sich durch die weitverbreitete Verwendung dieser Geräte bei der NATO und assoziierten Staaten. Das bedeutet, dass dieses Gerät einen wichtigen Beitrag zur multinationalen Interoperabilität leistet und die deutschen Soldaten enger an die Bündnispartner bindet. Das Breitbandsystem entspricht den Verschlüsselungsmodernisierungsstandards der US National Security Agency (NSA) und bietet eine softwaredefinierte Architektur, die Verschlüsselungsupdates unterstützt, um kritische Informationen zu schützen. Das AN/PRC-160(V) bietet Datenübertragungsraten, die zehnmal schneller sind als die der bisherigen HF-Funkgeräte der Bundeswehr, und verfügt über eine softwareprogrammierbare L3Harris Sierra II-Verschlüsselung, die eine sichere Interoperabilität bis zum Verschlüsselungsniveau NSA-Type-1 zwischen den Vereinigten Staaten und den alliierten Streitkräften ermöglicht. Es kann Sprache, Daten und Texte übertragen. Darüber hinaus kann es per Knopfdruck „Blue Force Tracking“ (Freund-Feind-Erkennung) in SitaWare ermöglichen. SitaWare von Systematic ist das neue Führungsinformationssystem der Bundeswehr.
Einführung in die Truppe
Bisher sind erste Geräte des Kurzwellenradios PRC-160 innerhalb der DSK für Einsatzprüfungen vorhanden. Die Mehrzahl der bestellten Kurzwellenradios PRC-160 wird voraussichtlich im Jahr 2024 in der Truppe eingeführt. Dies ist eine konkrete Auswirkung des 100-Milliarden-Sondervermögens der Bundeswehr und eine erhebliche Steigerung der Führungsfähigkeit und damit mittelbar der Kampfkraft. Zunächst erhalten die Infanterieeinheiten das Funkgerät als Manpack. Danach sollen die Funkgeräte hauptsächlich in Fahrzeugen vom Typ BV206, CAT-V HUSKY und auf Luftlandeplattformen installiert werden. Die Luftlandeplattform CARACAL wird in Zukunft die derzeit in Nutzung befindlichen Luftlandefahrzeuge WOLF und MUNGO ersetzen. Außerdem können alle im Fahrzeug installierten Funkgeräte per Schnellkupplung entfernt und getragen oder abgesessen verwendet werden. Das Funkgerät wiegt etwa 10 kg. Die DSK wird das PRC-160 voraussichtlich als erster Großverband für Einsatzprüfungen erhalten.
Ausbildung als Voraussetzung
Die Ausbildung der Konfiguratoren ist die Grundvoraussetzung für die Einführung in die Truppe. Dies war zudem die erste eigenständige Ausbildung innerhalb der Bundeswehr durch einen Truppenteil, die jedoch von verschiedenen Institutionen wie dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), dem Amt für Heereseinwicklung (AHEntwg) und Personal der BWI GmbH unterstützt und begleitet wurde. Insgesamt wurden zwei Lehrgänge mit je 12 Konfiguratoren an den Standorten Stadtallendorf und Füssen durchgeführt. Am Standort des Divisionsstabes nahmen Soldaten und Soldatinnen der Fernmeldekompanie DSK sowie der Luftlandebrigade 1 teil. In Füssen wurden die Soldaten und Soldatinnen der Gebirgsjägerbrigade 23 geschult. Die Ausbildungsgruppen verfügten alle über Erfahrungen im Umgang und in der Nutzung des PRC-117, was einen direkten Vergleich der eingesetzten Schlüssel und Antennen der beiden Funkgeräte ermöglichte und Synergien im Betrieb der Funkgeräte schuf. Der nächste Schritt ist die Einsatzprüfung im September, bei der das PRC-160 seine Leistungsfähigkeit unter realen und vielfältigen Einsatzbedingungen in kurzer, mittlerer und hoher Reichweite sowie in schwierigem Gelände unter Beweis stellen muss. Während der aktuellen Ausbildung wurden bereits erste Prüffälle vorbereitet. (pm/wal)
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3 Kommentare
ein 10 Kilo Tornister Funkgerät im Rucksack hat was von Vietnam Standard, kleiner gibt es das heute nicht ? Wahrscheinlich hat es noch eine Morsetaste dran um SOS senden zu können. Spass beiseite, ist ja schön das endlich zeitgemäße Funkgeräte gekauft werden von den 100 Milliarden Sonderschulden. Aber hat die Bundeswehr dann ihren eklatanten Munitionsmangel schon behoben ? Bringt ja nichts wenn es aus dem Funkgerät rausplärrt Planquadrat xy mit Arifeuer belegen aber 155mm Granaten ham wa nicht, haben die Ukrainer verschossen. Eigentlich eine Schande der CDU wie die die Bundeswehr abgewirtschaftet hat und die Milliarden für Migration verbrannt, Geld was jetzt fehlt. Ausgerechnet ein Herr Merz sollte da einfach die Klappe halten, die CDU hat genug Mist für unser Land zu verantworten.
schon geil!
Im 21 Jahrhundert muss ja dann ein Schütze Arsch ein 10kg schweres Funkgerät dem Zugführer hinterherschleppen, damit dieser kommunizieren kann.
Gut, in San Francisco testet man selbstfahrende Taxen und es gibt Weltraumflüge für Privatpersonen etc.
Und die Bundeswehr rennt mit 10kg schweren Funkgeräten durch die Walachei.
unfassbar!
Schade um die 100 Mrd, die von ahnungslosen Häuptlingen verbrannt werden für dummes Zeug, die Rüstungsindustrie lacht sich ins Fäustchen ..
mfg
… ihr müsst noch die Frequenzen , Seriennummern usw. preisgeben damit die gegnerischen Abschirm-/Sabotagedienste sich schon bestens im Falle eines Krisenfalles darauf vorbereiten können. Da fragt man sich – was ist nur aus dieser Armee geworden ? Nichts wird heutzutage mehr geheim gehalten , alles muss an die Öffentlichkeit getragen werden. Zu meiner Zeit gab es noch militärische Geheimhaltungsstufen , Verschwiegenheitspflichten. Der MAD ist heutzutage auch nicht mehr das , was er früher einmal war. Als Zugführer durfte ich zu meiner Zeit nicht die Einsatzbereitschaftszahlen in die Öffentlichkeit tragen. Heutzutage liest man im Internet nach wie viel Hubschrauber , Panzer , usw. einsatzbereit sind.
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