Homberg beschließt nach Diskussion WANDELpfad
HOMBERG. Ohne Diskussion einstimmig beschlossen Hombergs Stadtverordneten die Aufhebung des Bebauungsplanes Nr. 3 in Welferode, wo jetzt kein Sondergebiet mehr vorgesehen ist. Für Mardorf wurde zur Ausweisung einer Wohnbaufläche im Bereich „Am Birkenhof“ der Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes ebenso einstimmig gefasst.
Im Stadtteil Hülsa wurden veraltete, überholte oder nicht umgesetzte Planungen festgestellt. Um neu planen zu können, hat die Stadtverordnetenversammlung eine Veränderungssperre erlassen und einen Bebauungsplan teilweise aufgehoben. Auch das ging ohne Wortmeldung mit großer Mehrheit vonstatten.
WANDELPFAD – Post Corona-Stadt – neuer Stadtzugang
Diskussionsfreudiger zeigte sich das Parlament in der Frage möglicher Varianten für eine barrierearme Zugänglichkeit und Wegeverbindung zwischen Altstadt und Busbahnhof sowie dem Freiheiter Quartier. Der Beschlussfassung für die Ziele des Projekts WANDELpfad und Co-Working Galerie zur Verbesserung der Zugänglichkeit sowie der Wegevernetzung zwischen dem Altstadtquartier und dem Busbahnhof sowie dem Freiheiter Quartier und dem damit verbundenen Kauf des Gebäudes Untergasse 16 (ehemals ACS) zum Preis von 130.000,00 Euro hatte der Haupt- und Finanzausschuss bereits widersprochen.
Bürgermeister Nico Ritz erkläre, der Zugang zur und die Entwicklung der Altstadt beschäftige die Stadt schon länger, insbesondere im Bereich Untergasse und Marktplatz. Viele Einzelhändler sind abgewandert. Erhebliche städtebauliche Veränderungen sind erfolgt. Ein Büro wurde mit der Untersuchung der Altstadtgalerie beauftragt. Mit viel Mut und Selbstvertrauen hat sich Homberg an der Ausschreibung zu einem nationalen Projekt „Post-Corona-Stadt“ beteiligt. Die Erwartungen lagen unterhalb der Außenseiterchancen.
Mut wurde bundesweit belohnt – nicht so in Homberg
Tatsächlich kam die Bewertungskommission zu dem Ergebnis, dass Homberg gute Chancen habe. Kaum Kleinstädte sind dabei, dafür München, Hamburg und andere Metropolen. Jetzt gibt es Kontakt zum Bundesbauministerium, welches das Projekt gut findet. Potenziale zeichnen sich ab, beispielsweise durch den Verbleib des Kirchenkreisamtes, Investitionen des Energieversorgers und Regelungen für Wallensteinstift und Arbeitsagentur.
Bürgermeister Nico Ritz zeigte sich entsetzt nach HaFi-Entscheidung: 60 Wohneinheiten gäbe es in der Untergasse, 7 Arztpraxen, 2 öffentliche Nutzungen und einige Ladenlokale. Nach der Stellplatzsatzung der Stadt müsste es tatsächlich 120 PKW-Stellplätze geben. In Wirklichkeit gäbe es etwa 20 öffentliche und 5 private Parkplätze. Man müsste doch Parkplätze schaffen. Auf der anderen Seite befinden sich die Wallstraße und der Feuerwehrstützpunkt. Masterstudenten einer Hochschule beschäftigen sich damit. Bisher habe niemand eine Vorstellung, was dieser Platz für die Stadtentwicklung bedeuten könne. Hier könne man immerhin „ökologisch stapeln“. Er könne jeden verstehen, der sich das nicht vorstellen kann. Aber die Chance des Zugangs müsse man sich erhalten. Das Gebäude koste – gemessen am aktuellen Wert – faktisch nichts, denn der Preis liege unterhalb des Wertes, den es mit der jetzigen Planungsreife bereits übersteigt. Im schlimmsten Falle entstünde ein Nullsummenspiel. Der Bürgermeister sieht die Bundesförderung wegfallen, wenn der Ankauf nicht erfolgt.
SPD und GRÜNE eindeutig
Bernd Herbold (SPD) findet, das Wichtigste habe der Bürgermeister gesagt. Er erinnert sich: „Vor 10 Jahren wollten wir den Marktplatz Ost entwickeln. Damals gab es eine knappe Mehrheit für „nicht kaufen“. Später wurde für fast den gleichen Preis nur ein Erdgeschoss gekauft, weil man es brauchte. „Für den Preis von 130.000 Eure können wir es ohne Verlust verkaufen oder vermieten.“
Klaus Bölling (B90/GRÜNE) erkennt eine Stadt, die sich an den Rändern entwickelt, Flächen aufgekauft und kilometerlange Infrastruktur geschaffen habe, „die uns in den nächsten Jahren viel Geld kostet.“ Aber auf großen Flächen wohnten wenige Menschen. In der Innenstadt hingegen lebten viele Menschen auf wenig Fläche. Ökonomisch und ökologisch sei die Bebauung der Außenbereiche also nicht sinnvoll. Man habe stets gewartet, auf private Interessenten. Der Wunsch: Es müsse doch möglich sein, dass sich Geschäfte ansiedeln. „Aber unser aller Einkaufsverhalten hat sich verändert. Wir alle bekommen Päckchen. Wenn ein Quartier entwickelt wird, ist es leichter. Die Drehscheibe war eine gute Entscheidung. Jetzt müssen wir Wegeverbindungen ändern. Wir brauchen neue Zugänge. Wir haben die Chance bei einem geringen Risiko“ Die Stadt habe in der Vergangenheit mehr Geld unsinnig vergraben: Dieses Geld bekommen wir mehrfach wieder heraus!“
CDU glaubt nicht an WANDELpark – FWG vermisst Tatendrang zum Schuldenabbau
Christian Haß (CDU) glaubt nicht an den WANDELpark: „Wir sind für strukturierte Stadtentwicklung. In der Fraktion wurde länger gesprochen.“ Die Untergasse 16 wolle die CDU losgelöst vom WANDELpfad betrachten und habe unterschiedliche Haltungen dazu. Er selbst sei auch nicht für ein klares „Nein“.
Es ist inzwischen etwas abgedroschen, in politischen Diskussionen immer wieder Pipi Langstrumpf zu zitieren, Günther Koch (FWG) tat’s dennoch mit Freude: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ Eine Welt, wie sie den politisch Handelnden gefällt, ist vermutlich die Triebfeder allen politischen Handelns. Herrn Koch stört, dass die Untergasse jetzt einen behindertengerechten Zugang zur Stadt bekommen soll, das neue Schwimmbad aber nicht behindertengerecht werde. Einmal nicht und zur Strafe nie wieder? Es gäbe bereits 5 Zugänge, warum also einen 6. Zugang? Warum geht der WANDELpfad von der Efze bis zum Burgtor, aber die höchsten Zuschüsse kommen für diesen Abschnitt? Die Stadt brauche den Tatendrang eines Bürgermeisters zum Schuldenabbau und nicht für neue Schulden. Es gäbe auch zu wenig Radwege und wenig Entwicklung im Industriegebiet. Man solle nicht vergessen, dass in das Haus noch über 400.000 investiert werden müssen. Ein Investor solle das Gebäude kaufen.
Stadtverordnete schließlich mehrheitlich dafür
Erfahrungen in Städten wie Gudensberg und Treysa zeigen allerdings, dass dann meist nicht weiter investiert wird und stattdessen Massenquartiere für EU2-Bürger entstehen. So trägt jeder sein Päckchen mit der Altstadt …
Am Ende wurden Kauf und Planung mit Mehrheit – auch von vielen CDU-Stadtverordneten – beschlossen. (Rainer Sander)
1 Kommentar
„Warum geht der WANDELpfad von der Efze bis zum Burgtor, aber die höchsten Zuschüsse kommen für diesen Abschnitt? “
Der Wandelpfad ist nicht durchgängig.
Er ist in der Freiheit durh das Gelände der Kirche unterbrochen.
Der Schlossberg ist ein Landschaftsschutzgebiet.
Was sich da Angesichts des vergammelten Wegenetzes und dem äußerlichen Anblick der Fenster wandeln soll ?
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