Waldpädagogik erreicht jährlich mehr als 100.000 Menschen
KASSEL. Waldwiesen könnten einen erheblichen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt leisten. „Insbesondere den heute stark bedrohten Insektenarten bieten die Waldwiesen Schutz im Offenland,“ sagt Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst.
Zusätzlich vernetzten Waldwiesen angrenzende Ökosysteme wie Wälder, Gewässer und landwirtschaftliche Flächen miteinander. „Wir Forstleute kümmern uns um Wald und Wiese und tragen dieses wertvolle Erbe, den achtsamen Umgang mit der Natur, durch die Waldpädagogik weiter dorthin, wo es hingehört: in die Köpfe und Herzen der nachfolgenden Generation.“ Im Durchschnitt erreichten die hessischen Forstämter mit ihren waldpädagogischen Bildungsangeboten im Jahr 110.000 Kinder und Jugendliche. So zum Beispiel auch im „Grünen Klassenzimmer“ im Rahmen der Landesgartenschau in Fulda. Hier erkunden nach Gersts Angaben mehr als 180 Schülerinnen und Schüler den Lebensraum Wiese gemeinsam mit den Waldpädagogen von HessenForst.
HessenForst verwaltet umfangreiche Flächen
HessenForst trägt nach eigenen Angaben Sorge für 342.000 Hektar Staatswald. Darin eingeschlossen seien gut 10.000 Hektar Waldwiesen, die – wie der Wald – kulturhistorischen Ursprungs seien. Menschen haben zum Beispiel Rodungsinseln im Wald als Wohn- und Arbeitsorte geschaffen. „Die Rodungsflächen dienten zudem der Selbstversorgung und wurden als Viehweide oder zum Ackerbau genutzt und stellen als frühe Orte der Sesshaftwerdung einen wichtigen Bestandteil der geschaffenen Kulturlandschaft dar“, erläuterte Gerst.
Waldwiesen im Fokus: waldpädagogische Konzepte von HessenForst
„Gemeinsam mit unseren Natur- und Artenschutzprojekten ist das Thema Waldwiese ein fester Bestandteil der waldpädagogischen Arbeit von HessenForst“, sagt Alice Rosenthal vom Sachbereich Naturschutz, Erholung und Waldpädagogik des Landesbetriebs HessenForst. Nach den Worten der zertifizierten Waldpädagogin sind Waldwiesen als außerschulischer Lernort besonders geeignet, „weil sich die Kinder und Jugendlichen unmittelbar als Teil der Natur erleben können und eine individuelle Beziehung zum Naturraum Waldwiese aufbauen“. Waldwiesen öffneten einen Erfahrungsraum, in dem alle Sinne angesprochen werden.
„Mit dem Thema Waldwiese als außerschulischer Lernort verknüpfen wir ein aktuelles Naturschutzthema mit der Umweltbildung. Zudem bauen wir weitere Netzwerke mit Kindergärten und Schulen auf“, berichtete Alice Rosenthal aus ihrer Arbeit. Der Landesbetrieb HessenForst habe hierzu spezifisches Bildungsmaterial entwickelt wie das Handbuch „Lernort Waldwiese“ für Grundschulen, die Waldwiesen-Entdeckerkisten und „Mein Waldwiesen-Blumenbuch“ zur Bestimmung der Flora.
Kinder wertschätzen die Natur
„Das Interesse der Kinder an der Natur und am Umweltschutz ist groß. Die Kinder mögen die Natur und bringen ihr Wertschätzung entgegen. Das ist auch wichtig, und wir als Schule unterstützen diese Haltung “, erklärt Sonja Möller, Leiterin der Monte-Kali-Schule in Neuhof-Rommerz im Landkreis Fulda. Möller ist auch Sachunterrichtslehrerin der zusammengelegten Jahrgangsstufe 1 und 2, deren 25 Kinder das waldpädagogische Angebot von HessenForst auf der Landesgartenschau nutzen. „Wiesen waren schon einmal Thema im Schulunterricht, aber wir hatten auch schon das Thema Tiere und ein Schneckenprojekt“, berichtete Sonja Möller aus dem Schulalltag. Auf den Waldwiesentag freuen sich die Kinder nach den Worten ihrer Lehrerin: „Solche Ausflüge sind für die Kinder ein Highlight!“
Waldwiesen im Landesbetrieb HessenForst
Laut Hessischem Waldgesetz sowie Bundeswaldgesetz gelten Waldwiesen als Wald, informiert HessenForst. In der neuen Naturschutzleitlinie für den hessischen Staatswald von 2022 werde das Ziel des Erhalts und der Weiterentwicklung von Waldwiesen betont. Waldwiesen werden je nach Ausprägung und Typus entweder durch Mahd oder durch die Beweidung von Tieren extensiv gepflegt und entwickelt. Durch die extensive Bewirtschaftung entwickelten sich Waldwiesen meist zu artenreichen Wildkräuterwiesen. (pm)
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