Minister Kai Klose nimmt Einbürgerungen in Lohfelden vor
LOHFELDEN. Damit ein Minister zu Besuch kommt, bedarf es besonderer Anlässe. Das war in der Pilot-Kommune Lohfelden am Freitag der Fall, als mit Frau Rahime Tafoski (53) und ihrer Tochter Aleyna Tafoski (25) zwei Lohfeldenerinnen eingebürgert wurden. Sie waren die Ersten, die von den Einbürgerungslotsen der Gemeinde, Friday Aigbomian und Jana Hense, begleitet wurden.
Dr. Layla Bahmad (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration – HMSI) und Thorsten Bürgel (Gemeinde Lohfelden) stellten das Projekt vor. Frau Bahmad konnte über 14.500 Einbürgerungen in Hessen im Jahr 2022 berichten. Lohfelden leiste dabei – nun im Pilotprojekt mit Einbürgerungslosen – eine wegbereitende Arbeit.
Einbürgerungslotsen sind geschult, helfen und vermitteln
Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, die schon lange in Deutschland leben und einen Anspruch auf Einbürgerung haben, stehen oft allein und ohne Hilfe zahlreichen Verwaltungshürden gegenüber. Hier setzen die Einbürgerungslotsinnen und –lotsen an: Sie unterstützen potenziell Einzubürgernde beim Einbürgerungsverfahren und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, dass diese selbst einen Migrationshintergrund haben und außer Deutsch noch eine andere Sprache sprechen.
Eines Tages, erzählt der Gemeindekämmerer Bürgel, hat Frau Bahmad angerufen und das Projekt vorgeschlagen. Im Rathaus wurden zugleich Standesamte speziell geschult.
Minister Klose: Hessen hat größten Ausländeranteil unter Flächenländern
Minister Kai Klose empfindet Einbürgerungen als besondere Momente. Schließlich sei es ein großer Schritt, eine andere Staatsbürgerschaft anzunehmen. Die Lotsen sind dabei Helfer und Multiplikatoren, die dazu beitragen, beim Ankommen zu unterstützen. Schließlich entscheidet man nicht nach rechtlichen Voraussetzungen, sondern aus dem Bauch heraus, ob man Deutsche oder Deutscher werden will. In Hessen, weiß der Minister, leben Menschen aus 200 Nationen, also fast allen Ländern der Erde, und mit 30 Prozent am Bevölkerungsanteil verzeichnet Hessen den höchsten Faktor unter den Flächenländern.
Als gelernter Deutschlehrer weiß er, wie schwer und wichtig zugleich es ist, dass man sich angenommen fühlt. Im Grunde sei Einbürgerung eine jahrhundertelange Realität, bei der es nicht gelte, Unterschiede zu negieren, sondern zu respektieren. Der Ort, an dem Walter Lübcke seine Haltung verteidigt hat, sei zugleich ein guter Ort und seine Ermordung ein Fanal, um zu schauen, wie wichtig Demokratie ist.
Bürokratische Hindernisse aus dem Weg geräumt
Einbürgerungslotse Friday Aigbomian erklärte, dass es oft die Anlässe im Alltag sind, die den letzten Anstoß geben. Und oft stehen dann bürokratische Hindernisse im Weg. Viele Menschen kommen ohne Pass hier an und wenn das Kind Fußball spielen will, gibt es Probleme mit Identität und Spielerpass. Er hat auch Verständnis dafür, dass einige ihre alte Staatsbürgerschaft behalten wollen, beispielsweise weil das Erbrecht in manchen Herkunftsländern in solchen Fällen ein Erbe ausschließen würde.
Bürgermeister Uwe Jäger freute sich, dass die beiden Lohfeldenerinnen die Urkunden direkt vom Minister bekamen. Jetzt, so das Gemeindeoberhaupt, dürfen sie wählen und sich auch wählen lassen. Lästige Fahrten zum Konsulat und in der Ausländerbehörde fallen nunmehr weg. Auf den Punkt gebracht: Bisher haben sie nur Steuern gezahlt, wie alle anderen Deutschen auch. Jetzt haben sie gleiche Rechte. Mit 1000 ausländischen Mitbürgern von 14.000 Einwohnern hat Lohfelden einen überdurchschnittlichen Anteil. (rs)